Inschriftenkatalog: Ehemaliger Landkreis Querfurt
Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.
DI 64: Querfurt (2006)
Nr. 69† Barnstädt, ev. Kirche (St. Wenzel) 1508
Beschreibung
Glocke. Diese Paul-Mas-Glocke mußte 1942 zur Einschmelzung abgeliefert werden.1) In Form und Ausstattung glich sie laut Bergners Angaben exakt ihrer größeren „Schwester“ von 1507.2) Nach Richard Heinzels Abreibung wurde die sich aus Gußjahr, Heiligenanrufungen, Widmung sowie Pfarrer- und Gießernamen zusammensetzende Inschrift an der Schulter von Schnurstegen begleitet, die oben und unten mit Lilien verziert waren. Auf der Flanke befand sich das Relief eines Bischofs mit Krummstab.3) Die ebenfalls überlieferte, etwa 7 cm große Marke läßt sich nicht mehr genauer lokalisieren.4)
Inschrift nach BA Querfurt, Heinzel.
Maße: Dm.: 105 cm.5)
Schriftart(en): Gotische Minuskel mit Versal.
Annoa) domini ·b) m · ccccc + u:iiic) iord) · hilf · got · maria · anna ·e) s(ancto) vencelo · sebastianif) wilke plebang) ·h) pawel // masi)
Übersetzung:
(...) Anna, dem heiligen Wenzel (geweiht), (zur Zeit, als) Sebastian Wilke Pfarrer (war), Paul Mas.
Textkritischer Apparat
- Anno] Das pseudounziale A mit zwei rechtsschrägen Mittelbalken.
- Vier die Spitze einander zukehrende Dreiecke.
- m · ccccc + u:iii] † CCCCC † UII: Kdm.; MCCCCCCVII Schiedt. Das lateinische Kreuz mit dreieckigen Sporen an den Schäften nach LHASA Merseburg, Landraths Acta 1828; in BA Querfurt, Heinzel undeutlich.
- ior] Fehlt in Kdm., Schiedt. In LHASA Merseburg, Landraths Acta 1828 davor ein rechtsschräg durchstrichener Kreis.
- Zwei übereinandergestellte Brakteatenabdrücke.
- sebastiani] sebastian Kdm., Schiedt, sebastani LHASA Merseburg, Landraths Acta 1828. Der Genetiv erfordert eine Ergänzung wie z. B. sumptibus (auf Kosten) oder tempore (zur Zeit).
- pleban] Lies vermutlich: pleban(i); d. i. des Pfarrers.
- Worttrenner auf der Abreibung nicht identifizierbar.
- mas] Über den Schnurstegen auf der Haube.
Anmerkungen
- Vgl. PfA Nemsdorf, Kirchenchronik 2000, S. 31.
- Vgl. Kdm. (Querfurt) 1909, S. 41 und Nr. 67.
- Vgl. BA Querfurt, Heinzel, Glockenabreibung Nr. 92 a B (Extrablatt). Soweit die Gestalt aus der Abreibung zu erkennen ist, könnte es sich hierbei um ein Exemplar der zahlreichen Nikolaus-Pilgerzeichen handeln, in denen der Heilige stets den Krummstab in der Linken hält und ein geschwungenes Spruchband sich rechts neben ihm entrollt, vgl. die Abb. der Pilgerzeichen von Oßmaritz (Lkr. Jena), Burgwitz (Lkr. Pößneck) und Eisdorf (Lkr. Osterode-Harz) in Poettgen 1997/98, S. 98b. Der in Kdm. (Querfurt) 1909, S. 41, bezeugte Drachen zu Füßen der Bischofsfigur auf der Abreibung nicht erkennbar.
- Gestalt in Form einer 4, deren unteres Schaftende von zwei Schrägschäften und deren rechtes Balkenende von einem senkrechten Schaft durchkreuzt wird, vgl. Fig./Stz./M. 17. Die bisher vorgenommene Identifizierung der Marke als Gießerzeichen scheint abwegig, da dieses Zeichen auf Paul-Mas-Glocken nur im Zusammenhang mit dem Pfarrer Sebastian Wilke erscheint, vgl. Nr. 67 mit Anm. 7.
- Vgl. Kdm. (Querfurt) 1909, S. 41.
- Vgl. Nr. 59, 60, 63, 65, 67 und die ihm zugewiesenen Glocken in Walter 1913, S. 816; Kdm. (Mansf. Seekr.) 1895, S. 130; LfD Dresden, Jungwirth 1941, S. 32; Eichler 2003, S. 183f.
- Vgl. LfD Dresden, Jungwirth 1941, S. 32.
Nachweise
- LHASA Merseburg, Landraths Acta 1828, fol. 41r.
- Kdm. (Querfurt) 1909, S. 41.
- EGB 1917, Nr. 7, Nachtrag (unvollst.).
- Schiedt 1930, S. 70.
- BA Querfurt, Heinzel, Glockenabreibung Nr. 92 a B.
- PfA Nemsdorf, Kirchenchronik 2000, S. 30.
Zitierhinweis:
DI 64, Querfurt, Nr. 69† (Ilas Bartusch), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di064l002k0006906.
Kommentar
Soweit Abschrift und Abreibung eine Schriftanalyse gestatten, sind auch hier die typischen Schriftbesonderheiten der Mas-Glocken zu beobachten: Das pseudounziale A mit rechtsschrägem Doppelbalken und der rechtwinklig umgebrochene obere Abschnitt des c-Bogens, während der untere Bogenabschnitt fehlt. Als Worttrenner dienten größtenteils Brakteatenabdrücke.
Paul Mas hat zu Beginn des 16. Jahrhunderts in der Umgebung von Eisleben (Lkr. Mansfelder Land) zahlreiche Glocken gegossen.6) Darunter ist der früheste Guß eine Glocke in Wernrode (Lkr. Nordhausen; 1500), der späteste die Glocke von Tilleda (Lkr. Sangerhausen; 1514).7)