Inschriftenkatalog: Ehemaliger Landkreis Querfurt

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 64: Querfurt (2006)

Nr. 67† Barnstädt, ev. Kirche (St. Wenzel) 1507

Beschreibung

Glocke. Ihres Alters wegen im Ersten Weltkrieg verschont,1) fiel sie später nationalsozialistischer Rüstung zum Opfer. Bergner beschreibt ihre Gestalt wie folgt: „Die Haube gewölbt, am Hals doppelte Stricklinien, darüber auf der Platte verteilt heraldische Lilien, dazwischen2) die Inschrift (...). Darunter ebenfalls einzelne Lilien. Am Wolm und Schlag stark aufstehend je 3 Linienbänder.“3)

Inschrift nach Kdm.

Maße: Dm.: 140 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel mit Versalien.

Orig.: o. A. [1/1]

  1. +a) Anno · domini · M · CCCCC · UIIb) · ior · hilf · got · maria · anna · s(anctus) · vencelausc) · s(ancte) · sebastiganed) · s(ancta) · katerina · s(ancta) · barbara · p(lebanus)e) bastiganvs · vilkef)

Kommentar

Nach dem Faksimile der Abreibung4) und der 1828 angefertigten Abschrift5) waren die Buchstaben in Neigung und Größe deutlichen Schwankungen unterworfen. Besonders auffällig sind die rechtwinklig umgebrochenen oberen Bogenabschnitte der c. Der untere Bogen des g ist als waagerechter Balken ausgeführt. Als Worttrenner sind in der Abreibung größere Punkte in Zeilenmitte, vermutlich Brakteatenabdrücke, zu erkennen.

Da in der beinahe identischen Inschrift der „Schwesterglocke“ der Gießer Paul Mas genannt wird, besteht auch in Hinblick auf diese Glocke kein Zweifel an dessen Urheberschaft.6) Dafür sprechen neben den bereits beschriebenen Zierformen vor allem das typische pseudounziale A mit dem doppelten rechtsschrägen Mittelbalken in ANNO. Hingegen ist die auf beiden Glocken befindliche Marke sicher nicht als Gießerzeichen zu interpretieren, sondern wohl als die Hausmarke des Pfarrers Sebastian Wilke, dessen Namen sie hier flankiert.7)

Textkritischer Apparat

  1. Kleeblattkreuz.
  2. M · CCCCC · UII] Lies mit LHASA Merseburg, Landraths Acta 1828 und LfD Halle, Glockenbestandserfassung 1. Wk.: m.ccccc.uii.
  3. s(anctus) · vencelaus] s(ancte). uencelaue LHASA Merseburg, Landraths Acta 1828.
  4. sebastigane] sebastigano LHASA Merseburg, Landraths Acta 1828.
  5. p(lebanus)] übers.: Pfarrer. Zur Auflösung der Abkürzung vgl. das äußerst ähnliche Inschriftenformular in Nr. 65 u. 65.
  6. bastiganvs · vilke] Vor dem Vor- und nach dem Nachnamen eine Marke in Form einer aufgerichteten und gewendeten 4, deren freie Schaftenden von je zwei Schrägschäften durchkreuzt werden, vgl. Fig./Stz./M. 16.

Anmerkungen

  1. Vgl. Schiedt 1930, S. 70.
  2. Das heißt zweifellos: Zwischen den Schnurstegen!
  3. Vgl. Kdm. (Querfurt) 1909 S. 41. Zur Inschrift ihrer kleineren, ganz ähnlich gestalteten „Schwester“ vgl. Nr. 69.
  4. Vgl. Kdm. (Querfurt) 1909, S. 41.
  5. Vgl. LHASA Merseburg, Landraths Acta 1828, fol. 40r.
  6. Vgl. Nr. 69, hier auch zum Gießer.
  7. Vgl. Fig./Stz./M. 16, 17. Der geringfügige Unterschied zwischen beiden Ausführungen dürfte der Abreibung zuzuschreiben und zu vernachlässigen sein. Zur Identifikation als Gießerzeichen vgl. Schilling 1988, Abb. 403 u. S. 337; DGM Greifenstein, Eichler 1989, S. 208. Die vertretene These scheint sich nur auf die Barnstädter Glocken zu stützen, da das Zeichen in der campanologischen Literatur sonst für keine andere Mas-Glocke beschrieben wird, vgl. Otte 1884, S. 201; Kdm. (Mansf. Seekr.) 1895, S. 130.

Nachweise

  1. LHASA Merseburg, Landraths Acta 1828, fol. 40r.
  2. Kdm. (Querfurt) 1909, S. 41.
  3. EGB 1917, Nr. 7, Nachtrag (unvollst.).
  4. LfD Halle, Glockenbestandserfassung 1. Wk., Aufnahmebogen zu Barnstädt vom 18. März 1917 (unvollst.). -Schiedt 1930, S. 70.
  5. PfA Nemsdorf, Kirchenchronik 2000, S. 30.

Zitierhinweis:
DI 64, Querfurt, Nr. 67† (Ilas Bartusch), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di064l002k0006705.