Inschriftenkatalog: Ehemaliger Landkreis Querfurt
Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.
DI 64: Querfurt (2006)
Nr. 54 Barnstädt, ev. Kirche (St. Wenzel) A. 16. Jh. (?)
Beschreibung
Eckquader, Sandstein. An der Nordwestecke des Turmes befindet sich in etwa 2,50 m Höhe ein inschriftlich behauener Steinquader, dessen längere Westseite wohl abgearbeitet und für die Befestigung einer Laterne genutzt wurde. Die eingemeißelte Bauinschrift (?) auf der Nordseite ist deshalb nur verstümmelt erhalten.
Maße: H.: 39 cm; B.: 25 cm; T.: 62 cm; Bu.: 7 cm.
Schriftart(en): Gotische Minuskel mit Versal.
Anno [– – –]a) / anb) sen[– – –]c) / h. at .d) m[– – –]e) / lah[... – – –]f)
Textkritischer Apparat
- Verlust der Jahresangabe.
- an] Der zweite Schaft des n unter die Grundlinie verlängert. Auch die Lesart aij denkbar.
- sen[– – –]] Das s ist lang, das e auch als c interpretierbar. Lies entweder s(an)ct[– – –] oder sen[t – – –]. Nach dieser Lesart wäre der Verlust der Tagesangabe nach dem Heiligenkalender denkbar. Vgl. zu sent anstelle von sankt z. B. die Bauinschrift an der St.-Petri-Kirche zu Nordhausen von 1362 in Kdm. (Nordhausen) 1888, S. 152 Fig. 70: NOCH · GOTZ · GEBORTE · / M · CCC · LXII · YST · BE·/GVST · DES · TORME / AN SENTE MARCVS S / TAGE (etc.).
- h. at .] Auch die Lesart h. est . denkbar. Die Punkte rund, der erste könnte auch eine Beschädigung sein.
- m[– – –]] Lies möglicherweise: m[an].
- lah[... – – –]] Befund unsicher, da die Gesteinsoberfläche schon stark verwittert ist. Nach dem h folgt ohne Spatium ein Zeichen in Gestalt eines zweistöckigen z, eines Bogen-r oder eines Kürzungszeichens in Form einer arabischen 3.
Anmerkungen
- Vgl. Nr. 41, 51.
- Zu Barnstädt vgl. v. a. Schiedt 1930, S. 66–71; Schütz 1902 (Urk.), S. 549f.; PfA Nemsdorf, Kirchenchronik 2000, S. 1–33; Pb. Rühlmann, Schiedt, S. 1–76; LHASA Merseburg, Landraths Acta 1828, fol. 39r–41v. Die Recherchen nach der um 1900 verfaßten Dorfchronik von Friedrich Naumann und den Aufzeichnungen von Florenz Schunke (18. Jh.) blieben erfolglos.
- Vgl. Nr. 67, 69.
Nachweise
- LHASA Merseburg, Landraths Acta 1828, fol. 41v.
- Schiedt 1930, S. 66.
Zitierhinweis:
DI 64, Querfurt, Nr. 54 (Ilas Bartusch), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di064l002k0005408.
Kommentar
Die Buchstaben sind in Konturschrift wiedergegeben. Auffällig ist das flachgedeckte A mit parallelen Schäften und einem rechtsschrägen Mittelbalken. Der obere Bogen des zweistöckigen a ist stark reduziert und begegnet in ähnlicher Form auf dem Gatterstädter Tympanon (2. H. 15. Jh.) oder der Grabplatte der Anna von Gleichen (gest. 1481).1)
Leider liegen zur Baugeschichte der Barnstädter Kirche vor dem 18. Jh. keine sicheren Nachrichten vor.2) Da zwei der Glocken aus den Jahren 1507 bzw. 1508 stammen, wäre eine umfangreichere Baumaßnahme zu dieser Zeit denkbar.3) Ein Zusammenhang mit der vorliegenden Inschrift ist nach paläographischen Gesichtspunkten nicht auszuschließen.