Inschriftenkatalog: Ehemaliger Landkreis Querfurt
Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.
DI 64: Querfurt (2006)
Nr. 42 Querfurt, Burg, Lapidarium 1482
Beschreibung
Grabplatte der Elisabeth von Querfurt, geb. von Mansfeld, Sandstein. Die stark beschädigte und in mehrere Stücke zerbrochene Platte wurde 1979/80 während der Schachtungsarbeiten in der Burgkirche aufgefunden.1) Sie lag im südlichen Querhaus, westlich vor dem Spannfundament der Nebenapsis in der 1716 aufgetragenen Füllschicht des Fußbodens und somit nicht in situ, vermutlich aber nahe am Grabe. Nach Spangenberg war die Verstorbene ursprünglich „zur rechten für dem Chore“ bestattet worden.2) Die obere Schmalseite des hochrechteckigen Werksteins ist polygonal gebrochen. Das um ca. 8 cm eingetiefte Mittelfeld wird von einem reliefierten Vollwappen in Frontalstellung ausgefüllt. Auf dem Rand sind Reste des eingemeißelten, ehemals umlaufenden Sterbevermerkes zu erkennen, der auf der oberen Schriftleiste links der Mitte beginnt.
Ergänzungen nach LB Hannover, v. Oeynhausen.3)
Maße: H.: ca. 190 cm; B.: 105 cm; T.: 25 cm; Bu.: 7 cm.
Schriftart(en): Gotische Minuskel mit Versal.
A(nno)a) d(omini)b) 1482c) / amd) [Mit]/twoche) nach lamperti [ist die Edle Wolgeborne ....... geborne gräfin zu Mansfelt Edle fraue zu Querfurt aus diser ]weltf) vorsch/[i]den
Datum: 18. September 1482.
Mansfeld.4) |
Textkritischer Apparat
- A(nno)] Vom A ist nur noch der untere Rest des linken Schrägschaftes zu erkennen, der nach außen gekrümmt ist und mit einem entgegengesetzt gebogenen Sporn schließt.
- d(omini)] Fehlt bei Spangenberg, Schneider, Webel, Sturm, Schütz, Kdm., BA Querfurt, Museumskatalog, BA Querfurt, Güthling.
- 1482] MCCCCLXXXII bzw. M. CCCC. LXXXII. Spangenberg, Schneider, Webel, Sturm, Schütz, BA Querfurt, Güthling. Die 1 ist ein unten nach links gekrümmter, senkrechter Schaft ohne Anstrich. Die schlingenförmige 4 ist stark nach rechts aus der Achse verschoben, die spitze 2 mit schräggestellten Balken versehen.
- am] ELISABET GEBORENE FRAVV VON MANSFELT Spangenberg, Schneider, Webel, Sturm, Schütz, Kdm., BA Querfurt, Güthling (Angabe in verschiedenen Schreibungen, teilweise in Minuskeln).
- [Mit]/twoch] Vom t nur noch das untere Schaftende erkennbar. MITVVOCHEN Spangenberg, Schneider, Webel, Sturm, Schütz, Kdm., BA Querfurt, Güthling (in verschiedenen Schreibungen, teilweise in Minuskeln).
- [ist die Edle Wolgeborne ....... geborne gräfin zu Mansfelt Edle fraue zu Querfurt aus diser ]welt] Das w von welt nur unsicher erkennbar. +++ Spangenberg, Schneider, Webel, Kdm.; ++ Sturm, Schütz, BA Querfurt, Güthling. Ergänze vermutlich unter Berücksichtigung der unter Anm. d angegebenen Überlieferung zu: [ist die Edle Wolgeborne fraue Elisabeth geborne gräfin zu Mansfelt Edle fraue zu Querfurt aus diser ]welt.
Anmerkungen
- Vgl. wie auch im folgenden Schmitt 2002, S. 34; LfD Halle, Schmitt 1982, S. 1, 3; BA Querfurt, Museumskatalog, Inv.-Nr. V 2518 K3; BA Querfurt, Güthling 1991, S. 20.
- Vgl. Spangenberg 1590, S. 454. Das Grab konnte allerdings bisher nicht lokalisiert werden, vgl. LfD Halle, Schmitt 1982, S. 3.
- Für den Hinweis auf diese Überlieferung danke ich Frau Dr. Christine Wulf, Göttingen.
- Quadriert von Querfurt und Mansfeld; Helmzier: Querfurt. Vgl. zum Mansfelder Wappen allg. Siebmacher 1/3/3A, 1887, S. 151ff., insbes. Taf. 182 (Abb. zu Albrecht VII.).
- Vgl. wie auch im folgenden Europ. Stammtaf. NF 19, 2000, Taf. 85, 92 (Lit.); ebd., NF 1/2, 1999, Taf. 187, siehe hier auch zu Elisabeths Kindern aus erster Ehe.
- Vgl. Nr. 41.
- Vgl. Spangenberg 3/3, 1912, S. 245; ders. 1590, S. 454; BA Querfurt, Güthling 1991, S. 21f.
Nachweise
- Spangenberg 1590, S. 455.
- Spangenberg 3/3, 1912, S. 245.
- Schneider [1654], S. 14.
- Webel [1714/15], S. 111.
- Sturm 1845, S. 445.
- Heine 1875, S. 91.
- LB Hannover, v. Oeynhausen [vor 1886], Nr. 244.
- Schütz 1902, S. 38.
- Kdm. (Querfurt) 1909, S. 225.
- LfD Halle, Schmitt 1982, S. 3.
- BA Querfurt, Museumskatalog, Inv.-Nr. V 2518 K3, o. J.
- BA Querfurt, Güthling 1991, S. 20.
- Schmitt 2002, S. 34.
Zitierhinweis:
DI 64, Querfurt, Nr. 42 (Ilas Bartusch), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di064l002k0004208.
Kommentar
Das Schriftbild wird durch besonders schmale Kerben und unverzierte Buchstaben geprägt. Abgesehen vom t ragen die Oberlängen deutlich aus dem Mittelband hervor. Die umgebrochenen Bogenabschnitte sind in der Regel sehr knapp bemessen, so daß beispielsweise das a oben weit geöffnet ist.
Elisabeth war die Tochter des Grafen Günther II. von Mansfeld (gest. 1475) von dessen erster Frau Anna von Honstein (gest. vor 1450).5) Am 27. März 1454 wurde sie durch den Ehevertrag von Alsleben trotz vorliegender Verwandtschaft (Dispens am 4. Sept. 1454) die Gemahlin Fürst Albrechts V. von Anhalt-Köthen. Nach dessen Tod im Jahre 1475 vermählte sie sich mit Bruno VI. von Querfurt, der durch das Ableben seiner ersten Frau Anna von Gleichen am 22. März 1481 Witwer geworden war.6) Doch nur wenige Monate später erkrankte und verstarb auch Elisabeth. Der auf Spangenberg zurückgehende Bericht, sie sei während eines Besuches „alter Freunde“ mehr oder minder zufällig in Querfurt verschieden, wird in Anbetracht dieses Zusammenhangs hinfällig.7) Vor allem erklärt sich dadurch, warum man sie in der Burgkirche bestattete.