Inschriftenkatalog: Ehemaliger Landkreis Querfurt
Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.
DI 64: Querfurt (2006)
Nr. 41 Querfurt, Burg, Lapidarium (1481)
Beschreibung
Grabplatte der Anna von Querfurt, geb. von Gleichen, rötlicher Sandstein. Die Platte wurde während der Schachtungsarbeiten 1979/80 im südlichen Querhaus der Burgkirche, nahe am südöstlichen Vierungspfeiler aufgefundenen.1) Sie lag in der barocken Auffüllschicht des Fußbodens von 1716.2) Von der ursprünglichen Größe sind etwa 2 Drittel erhalten. Darauf haben sich lediglich im mittleren Bereich stark abgetretene Reste des reliefierten Vollwappens und des zwischen Ritzlinien eingemeißelten Sterbevermerkes, der die Platte zweizeilig umlief, erhalten.
Maße: H.: 150 cm; B.: 93 cm; T.: 20 cm; Bu.: 9 cm.
Schriftart(en): Gotische Minuskel mit Versalien.
[– – – / – – –]agea) · nach[– – –b) / – – – / – – –]frawe · anna · Gebo[– – –c) / – – – / – – –]ed) · frawe · Zcu q[– – –e) / – – – / – – –]diesZerf) · werlt vorsch[– – –]g)
Gleichen.3) |
Textkritischer Apparat
- [– – – / – – –]age] Nach Spangenberg 1590, S. 443 sinngemäß ergänzbar zu: [Anno · domini · 1481 · am · donnerst]age. Der untere Bogen des g nach rechts ausholend; vom a nur noch der Schaft erkennbar.
- nach[– – –] Nach Spangenberg 1590, S. 443 sinngemäß ergänzbar zu: nach[ · Sankt · Gerdrudentag · – – –.
- Gebo[– – –] cho... BA Querfurt, Güthling. Der obere Bogenabschnitt des schwach eingerollten G als gerader Deckbalken ausgeführt. Nach Spangenberg 1590, S. 443 und dem üblichen Titel sinngemäß ergänzbar zu: Geb[orene · Grevin · von · Gleichen · – – –].
- – – – ]e] Der Buchstabe oben beschädigt. Ergänze vermutlich zu [· edel]e.
- q[– – –] Ergänze vermutlich zu: q[uerfurt ·].
- – – – ]diesZer] ... Dielzer BA Querfurt, Güthling. Ergänze vermutlich zu [· aus ·]diesZer, vgl. Nr. 42.
- vorsch[– – –]] Das h nur noch schwach erkennbar. Ergänze vermutlich zu: vorsch[iden]. Vgl Nr. 42.
Anmerkungen
- Vgl. BA Querfurt, Güthling 1991, S. 20; Schmitt 2002, S. 34.
- Vgl. LfD Halle, Schmitt 1982, S. 1.
- Vgl. Siebmacher 6/12, 1907, S. 8, Taf. 5. Hier: Linksgewendet; Helmzier bis auf die Helmkrone zerstört.
- Vgl. Spangenberg 1590, S. 443; Schneider [1654], S. 36.
- Vgl. Europ. Stammtaf. NF 19, 2000, Taf. 92, 99 (Lit.). Allgemein zur Geschichte der Grafen von Gleichen siehe v. a. Tümmler 1929 und Zeyß 1931.
- Vgl. Europ. Stammtaf. NF 19, 2000, Taf. 92. Teilweise andere Angaben in Schütz 1902, S. 39 und Holstein 1874, S. 166.
- Vgl. das „Jhar gedechtnus der herren vonn Quernfurdtt“ in Holstein 1871, S. 94.
Nachweise
- LfD Halle, Schmitt 1982, S. 2.
- BA Querfurt, Museumskatalog, Inv.-Nr. V 2517 K3.
- BA Querfurt, Güthling 1991, S. 19.
- Schmitt 2002, S. 34.
Zitierhinweis:
DI 64, Querfurt, Nr. 41 (Ilas Bartusch), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di064l002k0004101.
Kommentar
Das lockere Schriftbild wird vor allem durch die weiten Abstände zwischen den senkrecht verlaufenden Buchstabenbestandteilen geprägt, die einander nur selten berühren. Die Oberlängen ragen deutlich über das Mittelband hinaus. Zierlinien bzw. abschließende Haarstriche fehlen. Auffällig ist das breite, einstöckige Z, das etwas flacher gehauen und auch innerhalb eines Wortes verwendet wurde. Die Worttrenner sind als paragraphzeichenförmige Quadrangel ausgeführt.
Name und Wappen weisen die Grabplatte eindeutig Anna von Gleichen, der ersten Gemahlin Brunos VI. von Querfurt, zu.4) Sie war die Tochter Graf Adolfs I. von Gleichen in Tonna, gest. 1454 als Söldnerhauptmann des Deutschen Ordens in Preußen, und der Agnes von Honstein, Tochter Graf Heinrichs IX. in Kelbra und Heldrungen.5) Aus Annas Ehe mit Bruno VI. gingen die Söhne Bruno VII. (gest. 1495) und Johann (unsicher; gest. 1506) sowie die Tochter Katharina (gest. 1521) hervor.6) Anna verstarb am Donnerstag nach St. Gertrudentag (22. März) des Jahres 1481.4) Zu ihrem Andenken wurde in der Burgkirche regelmäßig eine Jahrzeit gehalten.7)