Inschriftenkatalog: Ehemaliger Landkreis Querfurt

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 64: Querfurt (2006)

Nr. 28† Asendorf (Gem. Dornstedt), ev. Kirche (St. Nikolaus) 13.–14. Jh. (?)

Beschreibung

Glocke. Sie soll 797,5 kg gewogen haben und wurde für einen Neuguß durch den halleschen Meister Peter Becker im Jahre 1716 eingeschmolzen.1)

Inschrift nach HB Eisleben, Biering.

  1. Dum trahor audite, voco vos ad sacra, venite.

Übersetzung:

Hört, wenn ich gezogen werde, ich rufe euch zum Gottesdienst, kommt.

Versmaß: Leoninischer Hexameter.2)

Kommentar

Diese Glockenrede findet sich seit dem 13. Jahrhundert in ganz Europa.3) Schubart entnimmt dem Inhalt, daß wahrscheinlich die sogenannten Dominikal- oder Sonntagsglocken den Spruch trugen.4) In der schlichten und jeder theologischen Kontroverse enthobenen Formulierung der primären Bestimmung einer Glocke mag der Grund liegen, warum man bis in die jüngere Zeit immer wieder gern auf ihn zurückgriff.5) Insofern läßt sich eine Datierung anhand der Inschrift kaum vornehmen. Im näheren Umkreis begegnet der Text jedoch hauptsächlich auf Glocken des 13. oder 14. Jahrhunderts.6)

Anmerkungen

  1. Vgl. HB Eisleben, Biering 3, 1724, fol. 638v.
  2. Vor der Penthemimeres tritt eine productio in arsi ein; die Endsilbe in voco ist kurz, vgl. dazu Quicherat 1878, S. XIX; allg. auch Hartenberger 1911.
  3. Vgl. Walter 1913, S. 205f. Anm. 3.
  4. Vgl. Schubart 1896, S. 338.
  5. Vgl. Walter 1913, S. 508 (1886); 517 (1895); Schubart 1896, S. 519f. (Umguß).
  6. Für Sachsen-Anhalt lassen sich an zumindest grob datierbaren Glocken anführen: Nr. 12; Ilberstedt (Lkr. Bernburg), 1320/1350 (Gotische Majuskel); Köthen (Lkr. Köthen), St.-Jakobs-Kirche, 1290/1338 (Gotische Majuskel); Raguhn (Lkr. Bitterfeld), 13. Jh. (Gotische Majuskel); Trinum (Lkr. Köthen), 13. Jh. (Gotische Majuskel); Zerbst (Lkr. Anhalt-Zerbst), St.-Nikolai-Kirche, 1470 (Umguß), vgl. Schubart 1896, S. 317, 337, 412, 471, 521; Dobis (Gem. Dößel, Saalkreis), 13./14. Jh. (Gotische Majuskel); Krosigk (Saalkreis), 1353 (geritzte Gotische Majuskel); Wörmlitz (Stadt Halle), 13./14. Jh. (Gotische Majuskel), vgl. Kdm. (Halle/Saalkr.) 1886, S. 478, 510, 601; Niederröblingen/Helme (Lkr. Sangerhausen), 13./14. Jh. (Gotische Majuskel), vgl. Kdm. (Apolda) 1888, S. 290. Vgl. auch Sommer 1889, S. 406, Nr. 14. In Thüringen erscheint der Glockenspruch in dieser Form nirgends, vgl. Bergner 1896, S. 40–51.

Nachweise

  1. HB Eisleben, Biering 3, 1724, fol. 638v.
  2. Kdm. (Mansf. Seekr.) 1895, S. 25.

Zitierhinweis:
DI 64, Querfurt, Nr. 28† (Ilas Bartusch), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di064l002k0002808.