Inschriftenkatalog: Ehemaliger Landkreis Querfurt
Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.
DI 64: Querfurt (2006)
Nr. 5 Querfurt, Burg, sog. Käsehäuschen 1. H. 13. Jh.
Beschreibung
Mauerquader, Sandstein. Die Südwand des sog. Käsehäuschens, errichtet 1835, fluchtet in etwa mit der nur noch in Resten vorhandenen, west-östlich verlaufenden Ringmauer von ca. 1220/30.1) Hier ist dem äußeren Mauerwerk etwa in Brusthöhe als Spolie ein nahezu quadratischer Stein eingefügt worden, der mit einem tief eingeritzten Pentagramm versehen ist.2) Die Spitzen begrenzen konisch eingehauene Punkte, die in etwas flacherer Ausprägung auch in der Mitte der fünf Zacken angebracht sind. Das Zentrum weist eine etwa 1,3 cm breite Bohrung auf, die wiederum von fünf kleineren Punkten umgeben ist. Unter der Zeichnung verläuft das Bibelzitat.
Maße: H.: 12 cm; B.: 15 cm; Bu.: 1,0–1,5 cm.
Schriftart(en): Romanische Majuskel.
ALPHA ETa) Ob)3)
Übersetzung:
Alpha und O(mega).
Textkritischer Apparat
- ET] Der etwas geknickte Schaft des T tief nach unten ausgezogen; die Balken des E werden von unten nach oben stufenartig kürzer; der untere setzt oberhalb des unteren Schaftendes an.
- O] Das kreisrunde O hat nur ein Drittel der Größe der übrigen Buchstaben und wird vom senkrechten Schaft eines lateinischen Kreuzes geteilt. Auch die Lesart ω denkbar.
Anmerkungen
- Westlich der südlichen Einfahrt, auf dem Burgwall, vgl. den Übersichtsplan in Schmitt 2002, S. 217 (Abb. 14), 315 (Abb. 189); Schmitt 1998, S. 24. Zur Baugeschichte des Käsehäuschens vgl. Schmitt 2002, S. 96.
- Den Hinweis auf diesen Stein verdanke ich der ehemaligen Leiterin des Burgmuseums Querfurt, Frau J. Rudolph, und ihrem wiss. Mitarbeiter, Herrn H. Einecke.
- Vgl. Apc 1, 8; 21, 6; 22, 13.
- Vgl. zur allgemeinen Orientierung über die Schriftformen im 11.–13. Jh. Kloos 1992, S. 116. Zur Datierung der Ringmauer vgl. Schmitt 2002, S. 114f., 217 (Abb. 14), 315 (Abb. 189); Schmitt 1998, S. 9.
- Vgl. Nr. 2.
- Vgl. das Faksimile der Abreibung in Kdm. (Mansf. Seekr.) 1895, S. 263.
- Vgl. LMA 3, 1986, Sp. 1414. S. a. Rück 1996, S. 46f. und die reichhaltigen Literaturangaben in Rück 1991, S. 326 Anm. 96.
- Vgl. Franz 2, 1909, S. 95: „alpha et o sit nobis salus, defensio atque protectio“ (Wettersegensformel); ebd., 1, 1909, S. 351 (Ölweihe), 430 (Gottesname), ebd., 2, 1909, S. 483 (gegen Fieber), 508 (gegen Krankheiten), 587 (Teufelsabwehr). S. a. HdA 1, 1927, Sp. 310 (Lit.). Allgemein dazu siehe LThK 1, 1993, Sp. 1f. (Lit.); TRE 7, 1981, S. 311f., 315 (Lit.); LCI 1, 1968, S. 1 (Lit.); DACL 1/1, 1907, Sp. 2 ff. (Lit.); RGG 1, 1998, Sp. 1 (Lit.).
Zitierhinweis:
DI 64, Querfurt, Nr. 5 (Ilas Bartusch), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di064l002k0000505.
Kommentar
Die Buchstaben sind von ungelenker Hand in unterschiedlicher Höhe in den Stein eingekerbt worden. Die Schäfte werden in der Regel durch rechtwinklig angesetzte Sporen begrenzt, die mitunter auch die Form stumpfwinkliger Dreiecke annehmen. Der Schaft des P und des unzialen H erscheinen in Kontur. Das spitze A verfügt über einen gebrochenen Mittelbalken und einen Deckstrich, auf dem in der Mitte ein senkrechter Schaft steht. Die schmalen Schäfte ohne Bogenschwellungen, das Fehlen jeglicher Abschlußstriche, die Gestaltung nur zweier Buchstaben in Teilkontur und die Verwendung des kapitalen E sprechen dafür, daß dieser Stein in etwa zeitgleich mit der Errichtung der Ringmauer im 13. Jahrhundert die Ritzzeichnung erhielt.4) Die Steinmetzzeichen im Dicken Heinrich5) sowie die verwandten Schriftformen auf der Helftaer Glocke (Lutherstadt Eisleben) von 12346) stützen diese Datierung.
Die apotropäische Funktion des Pentagramms7) soll hier durch das in kirchlichen Benediktionen häufig aufgegriffene Bibelzitat ergänzt werden.8)