Inschriftenkatalog: Ehemaliger Landkreis Querfurt

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 64: Querfurt (2006)

Nr. 225 Albersroda, ev. Pfarramt 1. H. 17. Jh.

Beschreibung

Kelch, Silber, gegossen, getrieben, graviert, ehemals vergoldet. Die glockenförmige, vermutlich nicht originale Kuppa sitzt auf einem sechskantigen Schaft, der in der Mitte einen Nodus in Form einer gepreßten Kugel hält. Dessen obere und untere Hälfte sind durch zwei getriebene Rippenkränze verziert, die in der Mitte einen punzierten Reif aussparen. Die sechs seitlich anliegenden, rautenförmigen Rotuli tragen jeweils einen eingravierten Buchstaben der Inschrift. Da sie auf dem Kopf steht, ist von einer ungeschickten Reparatur oder Zweitverwendung auszugehen. Der Fuß fächert sich zu einem relativ schwach ausgeprägten Sechspaß auf, den oberhalb der hohen, wulstartigen Zarge eine Kehlung umläuft. Das Segment unter dem Buchstaben V ist mit einem eingravierten Tatzenkreuz vor punziertem Hintergrund versehen. Auf der Unterseite lassen sich zwei gepunzte, kaum mehr identifizierbare Marken erkennen. Während die linke als das Naumburger oder Zeitzer Beschauzeichen1) zu beschreiben sein dürfte, nimmt man von der rechten nur noch drei fast beliebig interpretierbare Lettern wahr.2)

Maße: H.: 18 cm; B.: 14 cm; Bu.: 0,8 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

SAW Leipzig, Inschriftenkommission (Ilas Bartusch) [1/2]

  1. +//I//E//S//V//S

Kommentar

Der Schaft des I und der linke Schrägschaft des V sind doppelt gezogen. Beide Buchstaben werden von deutlichen Sporen begrenzt. Die Bögen der übrigen Lettern enden in Zierschlingen. Das E ist epsilonförmig gestaltet.

Die Form der Zarge, die nur schwach voneinander abgesetzten Pässe und der zur Kugelform tendierende Nodus finden sich häufig an Kelchen des 17. Jahrhunderts.3) Hingegen ist das epsilonförmige E auf liturgischem Gerät im Querfurter Raum schon 1588 durch Kopialüberlieferung belegt.4) Auch in Hinblick auf die teilweise doppelt gezogenen Schäfte dürfte folglich die Entstehungszeit in die erste Hälfte des 17. Jahrhunderts zu verlagern sein.5)

Anmerkungen

  1. Schwert und Schlüssel überkreuz gelegt; vgl. Rosenberg 3, 1925, S. 1 Nr. 3624 oder 3625.
  2. Vom ersten Buchstaben ist das obere Ende eines Schaftes, vom zweiten ein spitzer, rechts offener Winkel erkennbar. Der dritte hat die Gestalt eines runden N mit Querbalken (R?). Möglicherweise identisch mit der Meistermarke in Rosenberg 3, 1925, S. 3 Nr. 3645.
  3. Vgl. Spies 2, 1996, S. 61 Nr. 159, S. 66 Nr. 173 u. 174, S. 69 Nr. 180, S. 74 Nr. 195, S. 78 Nr. 204; DI 7 (Stadt Naumburg) 1960, Nr. 339; DI 9 (Lkr. Naumburg) 1965, Nr. 537.
  4. Vgl. Nr. 137.
  5. Vgl. als Parallelen zu den doppelt gezogenen Schäften bzw. teilweise konturierten Buchstaben Nr. 223; DI 7 (Stadt Naumburg) 1960, Nr. 304 (1616); DI 39 (Lkr. Jena) 1995, Nr. 295 (1623), Nr. 339 (1649). Naumann 1881, S. 44 datiert den Kelch ohne nähere Erläuterung auf die Jahre nach 1630.

Zitierhinweis:
DI 64, Querfurt, Nr. 225 (Ilas Bartusch), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di064l002k0022507.