Inschriftenkatalog: Ehemaliger Landkreis Querfurt

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 64: Querfurt (2006)

Nr. 213 Sittichenbach (Gem. Osterhausen), Ringstr. 8 (ehem. Gutshaus) 1630

Beschreibung

Sonnenuhr, rötlicher Sandstein. Das vor der Südfassade des Ost-West-Traktes angesetzte polygonale Treppentürmchen birgt im südlichen Mauerwerk etwa 1 m unterhalb seines Gesimses eine hochrechteckige, an den Rändern bereits abgewitterte Platte, die mit einer Sonnenuhr versehen ist.1) Den oberen Abschluß bildet ein im Karnies vorkragender Wasserschlag. Darunter ist in der Mitte die Jahreszahl eingemeißelt, deren Kerben noch Reste einer schwarzen Einfärbung aufweisen (A). Die gesamte übrige Fläche wird durch das Strahlennetz ausgefüllt, das am Rand die entsprechenden Stundenzahlen bezeichnen (B). Diese beginnen in der linken oberen Ecke, verlaufen gegen den Uhrzeigersinn und enden rechts oben.

Maße: H.: ca. 66 cm; B.: ca. 58 cm; Zi.: ca. 4 cm.2)

Schriftart(en): Gotische Minuskel.

SAW Leipzig, Inschriftenkommission (Ilas Bartusch) [1/1]

  1. A

    16//30a)

  2. B

    vi vii viii ix x xi xii i ii iii iiii v vi

Kommentar

Die römischen Ziffern der Sonnenuhr stellen im Querfurter Raum den spätesten Beleg für das Auftreten der Gotischen Minuskel dar. Unter den arabischen Ziffern der Datierung besitzt die 1 einen waagerechten Anstrich, ihr Schaft ist unten gespalten und der linke Teil eingerollt. Die 3 ist spitz, die 0 kreisrund ausgeführt.

Nach archivalischen Quellen ist dieser Gebäudetrakt der verbliebene Teil einer ehemals vierflügeligen Anlage, die in den Jahren 1569/70 errichtet worden sein soll.3) Die übrigen drei Abschnitte fielen 1835 einem grundlegenden Umbau zum Opfer. An der Stelle des ehemaligen Osttraktes errichtete man den heutigen Nord-Süd-Riegel im Osten, der fortan als Pächterwohnhaus diente.

Textkritischer Apparat

  1. 16//30] Unterbrechung durch das Dübelloch des verlorenen Sonnenstabes.

Anmerkungen

  1. Zu Sonnenuhren vgl. Philipp/Roth/Bachmann 1994; LCI 4, 1972, Sp. 180 f. (Lit.); Bassermann-Jordan 1982, S. 97–141; Bergner 1905, S. 318.
  2. Maße anhand Foto errechnet und gerundet.
  3. Vgl. wie auch im folgenden Dehio 1999, S. 792; Reinboth 1998, S. 126; Schmitt 1992, S. 30 mit Anm. 46.

Nachweise

  1. Dehio 1999, S. 792.

Zitierhinweis:
DI 64, Querfurt, Nr. 213 (Ilas Bartusch), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di064l002k0021307.