Inschriftenkatalog: Ehemaliger Landkreis Querfurt

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 64: Querfurt (2006)

Nr. 196 Querfurt, Burg, Marterturm 1621

Beschreibung

Fensterlaibung. Im heutigen vierten Obergeschoß des Marterturms befindet sich auf der Nordseite etwa in Kniehöhe eine rechteckige, nach außen sich konisch verjüngende Fensteröffnung, deren unterer Bereich durch den hölzernen Dielenboden teilweise verdeckt ist. Dort ist in den Putz der linken Laibung eine Nameninschrift mit Jahresangabe eingeritzt.

Maße: H.: 193 cm1); B.: 125 cm2); Bu.: 3,5–7 cm.

Schriftart(en): Humanistische Mischminuskel.

SAW Leipzig, Inschriftenkommission (Ilas Bartusch) [1/1]

  1. · Wolf · Böttichera) · / · 1 · 6 · 2 · 1.b)

Kommentar

Unter den deutlich eingeritzten Buchstaben ist vor allem auf das spitzovale o und auf das weit in den Unterlängenbereich gezogene f zu verweisen, das dem Formeninventar der Humanistischen Minuskel nicht entspricht. Die Bögen des B setzen getrennt voneinander am Schaft an. Als Wort- bzw. Zifferntrenner dienen Punkte in Zeilenmitte.

Der Name Bötticher (auch Botticher) ist in und um Querfurt mehrfach belegt.3) In der Stadt lassen sich zu Beginn des 17. Jahrhunderts beispielsweise Justine4), die Tochter des verstorbenen Jacob Böttichers, Lisa Bötticher4) oder Hans Bötticher5) nachweisen. Ein Angehöriger namens Wolf fand sich indes nur in einem Eintrag des Schöppenbuches für das Jahr 1546.6) Damals hatte Heinrich Schram dessen Haus und Hof im Stadtteil Naundorf erworben.7) Vermutlich handelt es sich dabei um einen Vorfahren der inschriftlich bezeichneten Person.

Zum Marterturm vgl. Nr. 193.

Textkritischer Apparat

  1. Bötticher] Das obere Schaftende des zweiten t nach rechts gebrochen und verlängert. Der Schaft des h unten verkürzt, der Bogen fast kreisrund.
  2. 1 · 6 · 2 · 1.] Über der ersten 1 ein Punkt. Der Schaft unten nach links gekrümmt und weit in den Unterlängenbereich verlängert, der Bogen der 6 hingegen weit in den Oberlängenbereich gezogen. Die 2 ist spitz.

Anmerkungen

  1. Höhe der Fensteröffnung links.
  2. Laibungsdicke links.
  3. Als Beispiel für einen Nachweis außerhalb Querfurts sei Toffel Bötticher genannt, vgl. PfA Nemsdorf, Kb. 1, S. 23 (1641). S. a. Nr. 208. Innerhalb der Stadt begegnen um 1570 Severin, Lorentz, Glorius und Luders Botticher, vgl. StdtA Querfurt, Lehnbuch 1570–78, fol. 81 v, 124 r, 152 r, 164 r.
  4. Vgl. StdtA Querfurt, Ratsprotokolle 1610–1613, o. S. (1612).
  5. Vgl. StdtA Querfurt, Ratsprotokolle 1613–1615, o. S. (6. Juni 1614); vgl. Naumann 1920 (Schöppenbuch), S. 13.
  6. Vgl. StdtA Querfurt, Schöppenbuch 1460–1570, fol. 343 r.
  7. Zu Heinrich Schram als Verwandten des Schultheißen Hans Schram s. a. Nr. 101; zum Stadtteil Naun- oder Neuendorf vgl. Webel [1714/15], S. 40 f.

Zitierhinweis:
DI 64, Querfurt, Nr. 196 (Ilas Bartusch), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di064l002k0019600.