Inschriftenkatalog: Ehemaliger Landkreis Querfurt

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 64: Querfurt (2006)

Nr. 191† Oechlitz, ev. Kirche (St. Gotthardt) 1618

Beschreibung

Glocke. Auf Anfrage des „Thüringisch-Sächsischen Vereins zur Erforschung des vaterländischen Altertums und Erhaltung seiner Denkmäler“ gab der Oechlitzer Ortsrichter Heinrich im September 1828 auch über die drei Glocken der Kirche Auskunft.1) Die größte trug einen Wiederherstellungsvermerk und mehrere Nameninschriften, teilweise mit den entsprechenden Amtsbezeugungen (A). Außerdem wies sie eine Darstellung des heiligen Petrus auf, der in einer Hand den Schlüssel hielt und ein Buch bei sich trug. Über ihm war die Bildbeischrift (B) ausgeführt. Die Glocke wurde 1853 durch einen Neuguß von Joh. H. Ulrich in Laucha (Burgenlandkreis) ersetzt.2)

Inschrift nach LHASA Merseburg, Landraths Acta.

  1. A

    Redinte grataa) est Erfurdii per Jacobum Köning Pastore in Oechlitz Matthia Groebio et Marco Kosentunob) Rerum Sacrarum curam gerente Georgius Litzener der Elter Anno M. DCXVIIIc)

  2. B

    S(anctus) Petrus

Übersetzung:

Im Jahre 1618 ist sie zu Erfurt durch Jakob König wiederhergestellt worden. Damals waren Matthias Gröbius in Oechlitz Pfarrer und Marx Kose Küster3). Georg Litzener der Ältere (A).

Kommentar

Hierbei handelt es sich um eine bisher unbekannte Glocke des Erfurter Gießers Jakob König, eines Neffen und Nachfolgers des Hermann König.4) Seine Arbeiten lassen sich zwischen 1610 (Paulinzella, Lkr. Saalfeld-Rudolstadt) und 1648 (u. a. Groß-Vargula, Unstrut-Hainich-Kreis) nachweisen.5) Er wohnte im Haus „Zur Roten Rinne“ auf der Langen Brücke zu Erfurt,6) war aber auch zeitweilig in Coburg (bis etwa 1624) und Wittenberg (1634/1636) tätig.7) Nach dem Tod seiner ersten Frau Maria Schönnerstadt im Jahre 1635 schloß er die zweite Ehe mit Barbara Lemmrich (gest. 1640) und später die dritte mit Magdalena Schnitzhut.6)

Matthias Gröbius stammte nach dem Zeugnis des ältesten Kirchenbuches aus Laucha (Burgenlandkreis).8) Er trat das Pfarramt in Oechlitz 1613 als Substitut an und übte es bis 1638 aus.8) Mit seiner Ehefrau Catharina hatte er insgesamt elf Kinder, von denen fünf noch vor seinem eigenen Tod verstarben.9)

Die Familie Kose hatte zu Anfang des 17. Jahrhunderts zahlreiche Mitglieder. Marx wird erstmals 1600 als Taufpate erwähnt und ist von einem jüngeren Verwandten gleichen Namens (geb. 1600), dem Sohn des Otmar Kose, zu unterscheiden.10) Seine Frau Eva gebar ihm die Kinder Hans (geb./gest. 1612) und Sabine (gest. 1626).11) Seine Funktion als Kirchenpfleger ist nur durch diese Glocke überliefert.

Der Name Litzener läßt sich in den Oechlitzer Kirchenbüchern nicht nachweisen. Allerdings begegnet zur genannten Zeit ein „Görge Litzkendorf der Eltere“, der am 26. Oktober 1636 starb und vermutlich mit der inschriftlich bezeichneten Person zu identifizieren ist.12) Die fehlende Amtsnennung könnte auf seine Beteiligung an der Finanzierung der Glocke hindeuten.

Die Darstellung des Apostels Petrus findet sich auf Glocken häufiger.13)

Textkritischer Apparat

  1. Redinte grata] Lies: Redintegrata.
  2. Kosentuno] Lies vermutlich Kosen tunc.
  3. Anno M. DCXVIII] Vermutlich der Beginn der Inschrift.

Anmerkungen

  1. Vgl. LHASA Merseburg, Landraths Acta 1828, fol. 93 v.
  2. Vgl. Kdm. (Querfurt) 1909, S. 184.
  3. Wörtl.: „trug Sorge um die heiligen Dinge“.
  4. Vgl. Jungwirth [1940], S. 16. S. a. ThB 21, 1927, S. 153 f.; Bergner 1896, S. 225; Walter 1913, S. 801. Hier wird Jakob stets als Sohn Hermann Königs angegeben. Sein Vater war jedoch nach eigenen Angaben Zacharias König, vgl. Jungwirth [1940], S. 16.
  5. Vgl. wie Anm. 4. Sein Gießerzeichen wird so beschrieben: „Engel halten einen Kartuschenschild und mit den freien Händen je eine Krone. Im Schild die Inschrift IACOB KONIG IN ERFFVRT GOS MICH und ein Eichenlaubzweig.“, vgl. Eichler 2003, S. 162.
  6. Vgl. Jungwirth [1940], S. 16.
  7. Vgl. Eichler 2003, S. 162.
  8. Vgl. PfA Oechlitz, Kb. 1, S. 130, 135 f.
  9. Vgl. ebd., S. 144 (Jeremias, geb. 1615), 153 (Agnes, geb. 1617), 161 (Maria, 1619–1636), 170 (Bartholomäus, 1621–1636), 177 (Martha, geb./gest. 1623), 181 (Johannes, 1624–1637), 186 (Euphrosyne, 1625–1636), 197 (Katharina, geb. 1629), 205 (Matthias, geb. 1631), 213 (Magdalena, 1633–1636), 219 (Martin, geb. 1635). Das Todesjahr Matthias Gröbius’ ließ sich nicht ermitteln.
  10. Vgl. ebd., S. 67.
  11. Vgl. ebd., S. 127, 176, 263. Eva Kose stirbt 1626, vgl. ebd., S. 293. Von einer „Ursula, Marx Kosen uxor“ (gest. 1638), vgl. ebd., S. 325, läßt sich nicht sagen, wessen Ehefrau sie war.
  12. Vgl. PfA Oechlitz, Kb. 1, S. 320.
  13. Vgl. Hübner 1968, S. 29–66; Schubart 1896, S. 51.

Nachweise

  1. LHASA Merseburg, Landraths Acta 1828, fol. 93 v.

Zitierhinweis:
DI 64, Querfurt, Nr. 191† (Ilas Bartusch), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di064l002k0019100.