Inschriftenkatalog: Ehemaliger Landkreis Querfurt

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 64: Querfurt (2006)

Nr. 179† Oechlitz, ev. Kirche (St. Gotthardt) 1612

Beschreibung

Glocke. Auf Anfrage des „Thüringisch-Sächsischen Vereins zur Erforschung des vaterländischen Altertums und Erhaltung seiner Denkmäler“ gab Dorfrichter Heinrich im September 1828 auch über die drei Oechlitzer Glocken und ihre Inschriften Auskunft.1) Aus seinen Angaben geht hervor, daß die damalige Glocke mittlerer Größe zwei getrennt zu lokalisierende Inschriften trug.2) Während die umlaufende Glockenrede (A) häufig an der Schulter Möringscher Glocken zu finden ist,3) läßt sich indes der Anbringungsort der Amtsbezeugung (B) nicht näher bestimmen. 1853 wurden sämtliche Oechlitzer Glocken in der Gießerei Ulrich zu Laucha (Burgenlandkreis) umgegossen.4)

Inschrift nach LHASA Merseburg, Landraths Acta.

  1. A

    Hieronimus Moeringk zu Erfurt goß mich,In Oechlitz hang ich,meinen Klang geb ichAllen Christen Ruf Icha)

  2. B

    Die Zeit war der Ehrwürdige und Wohlgelahrte Herr Greser PfarrerAnno MDCXII. der 8 Decembrisb)

Versmaß: Deutsche Reimverse (A).

Kommentar

Die auch von Melchior Möring gebrauchte Glockenrede5) findet sich hier auf einem bisher unbekannten Guß seines Verwandten Hieronymus. In welchem genauen Verwandtschaftsverhältnis beide zueinander standen, ist noch nicht geklärt. Mehrere Glocken haben sie gemeinsam gegossen und signiert,6) jedoch weisen zwischen 1589 (Gama) und 1636 (Gräfendorf) auch zahlreiche Glockeninschriften Hieronymus allein als selbständigen Gießer von Ruf aus.7) Er wohnte zunächst in Erfurt, wo ihm das „Haus zum güldnen Stern“ in der Schlossergasse gehörte.8) In den Jahren nach 1633 war er auf Grund eines Auftrages für die Stadtkirche zu Rudolstadt (Lkr. Saalfeld-Rudolstadt) auch dort ansässig.9) Er scheint aber nicht vollständig umgesiedelt zu sein, da er nach seinem Tod am 26. September 1636 in der Erfurter Kaufmannskirche bestattet wurde.8)

Pfarrer Daniel Greser stammte aus Lommatzsch (Lkr. Meißen) und arbeitete zunächst als Lehrer in Freiberg (Sachsen).10) Nachdem er im Jahre 1584 in Leipzig ordiniert worden war, begann er 1586 seinen Dienst in Oechlitz.11) An Familienmitgliedern lassen sich seine Frau Sabine, drei Töchter und ein Sohn nachweisen.12) Er starb nach einer Dienstzeit von 28 Jahren am 6. März 1614.11)

Textkritischer Apparat

  1. Ich] Das Wort am Anfang der Inschrift überliefert.
  2. Anno MDCXII. der 8 Decembris] Vermutlich der Textbeginn.

Anmerkungen

  1. Vgl. LHASA Merseburg, Landraths-Acta 1828, fol. 93 v; s. a. Nr. 191.
  2. Heinrich gab zwar beide Inschriften zusammenhängend wieder, wählte jedoch den Anfang von (A) falsch (vgl. Anm. a), wodurch er diesen Text indirekt als umlaufende und abgeschlossene Einheit kennzeichnete.
  3. Vgl. DI 7 (Stadt Naumburg) 1960, Nr. 295 (Naumburg, Burgenlandkreis); DI 39 (Lkr. Jena) 1995, Nr. 228 (Reinstädt, Saale-Holzland-Kreis); DI 9 (Lkr. Naumburg) 1965, Nr. 465 (Eckartsberga, Burgenlandkreis); Kdm. (Mansf. Seekr.) 1895, S. 244 f. (Hedersleben, Lkr. Mansfelder Land); Kdm. (Merseburg) 1883, S. 243 (Nieder-Wünsch, Gem. Wünsch, Lkr. Merseburg-Querfurt).
  4. Vgl. PfA Oechlitz, Chronik, o. S.; Kdm. (Querfurt) 1909, S. 184.
  5. Vgl. hierzu die Verweise unter Anm. 3.
  6. Vgl. Jungwirth [1940], S. 14; Walter 1913, S. 822 f.; Bergner 1896, S. 227.
  7. Vgl. Jungwirth [1940], S. 13 f.; Eichler 2003, S. 198; Walter 1913, S. 822; Bergner 1896, S. 226 f.
  8. Vgl. Jungwirth [1940], S. 13.
  9. Vgl. ebd.; siehe dagegen Rein 1934, S. 167.
  10. Vgl. Dietmann 1/2, 1753, S. 984.
  11. Vgl. PfA Oechlitz, Kb. 1, S. 2, 266.
  12. Vgl. PfA Oechlitz, Kb. 1, S. 28 (Sabine als Ehefrau genannt), 16 (Anna, geb. 1589), 25 (Margaretha, geb. 1591), 34 (Sabine, geb. 1593), 9 (Martin, geb. 1587).

Nachweise

  1. LHASA Merseburg, Landraths Acta 1828, fol. 93 v.

Zitierhinweis:
DI 64, Querfurt, Nr. 179† (Ilas Bartusch), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di064l002k0017907.