Inschriftenkatalog: Ehemaliger Landkreis Querfurt

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 64: Querfurt (2006)

Nr. 178 Lodersleben (Stadt Querfurt), ev. Kirche (St. Pankraz) 1612

Beschreibung

Portrait des Pfarrers Simon Stubenrauch, Öl auf Leinwand. Das 1861 restaurierte1) Gemälde hängt unter anderen Pfarrerbildnissen in einem separaten Raum hinter der westlichen Mittelempore. Der Dargestellte hat einen langen Vollbart und trägt eine schwarze Schaube sowie eine weiße Halskrause. Neben seiner rechten Schulter finden sich in weißer Farbe auf braunem Untergrund die Alters- und Jahresangabe, gefolgt von den einen Wappenschild flankierenden Namensinitialen (A). In den Händen hält der Pfarrer ein halb geöffnetes Buch, in dem einzelne Worte des Trostspruches (B) in schwarzer Farbe auf weißem Grund zu lesen sind.

Maße: H.: 95,5 cm; B.: 75 cm; Bu.: 1,2 cm (A), ca. 0,7 cm (B).

Schriftart(en): Kapitalis (A), Fraktur (B).

SAW Leipzig, Inschriftenkommission (Ilas Bartusch) [1/3]

  1. A

    AETATIS, LXIII, / 1. 6. 12,a) / S(IMON) // S(TUBENRAUCH)b)

  2. B

    Arch, her, wen Jch nuR dich · / soc) frage ich nichstd) · / nach Himmel · / und nach ert ·e)3)

Übersetzung:

(Seines) Alters 63 (...) (A).

Wappen:
Stubenrauch.2)

Kommentar

Innerhalb der äußerst flüchtig ausgeführten Fraktur ist besonders das h hervorzuheben, dessen Bogen unter der Grundlinie nach links gekrümmt ist und dessen oberes Schaftende in her in eine geschwungene Schleife mündet. Die Zeilenenden sind durch Punkte bzw. kurze linksschräge Striche in Zeilenmitte markiert.

Simon Stubenrauch kam nach zehnjährigem Dienst in Querfurt 1587 nach Lodersleben, wo er bis zu seinem Tod im Jahre 1625 als Pfarrer tätig war.4) Allerdings wird sein Vorgänger Balthasar Stein noch bis 1592 in gleicher Funktion genannt.5) Stubenrauch hatte zweimal geheiratet: Aus der ersten Ehe mit einer Sibilla stammten der 1587 verstorbene Sohn Zacharias6), die 1588 geborene Tochter Maria7) sowie der jüngere Simon Stubenrauch.8) In welchem Verwandtschaftsverhältnis die 1598 begrabene Elisabeth Stubenrauch zur Familie stand, muß ungeklärt bleiben.9) Nach dem Tod der Sibilla am 31. Oktober 161210) nahm der Pfarrer 1613 Esther Weyrer, die Tochter des Diakons Leonard („Lonatz“) Weyrer von „Groß-Wantzleben“, zur Frau.11) Aus dieser Ehe ging ein weiterer Sohn namens Simon hervor.12)

Der genaue Todestag läßt sich durch eine Lücke im Sterberegister nicht ermitteln; der Amtsnachfolger Michael Richter ist ab dem 7. Juli 1627 nachweisbar.13)

Textkritischer Apparat

  1. 1. 6. 12] Der anstrichlose Schaft der ersten 1 ist unten gespalten, wobei der linke Teil nach oben umgebogen ist. Die zweite 1 ist beschädigt, die 6 nicht ganz geschlossen, die 2 rund.
  2. S(IMON) // S(TUBENRAUCH)] Auflösung der Initialen nach dem überlieferten Pfarrernamen, vgl. wie Anm. 4. Unterbrechung durch Wappenschild.
  3. so] Lies nach Ps 73, 26: habe, so. Das Wort habe wurde weggelassen, um eine perspektivisch verdeckte Textstelle zu imitieren.
  4. nichst] Sic!
  5. In den folgenden Zeilen der Text nur noch in Pseudoschrift angedeutet.

Anmerkungen

  1. Inschriftliche Angabe links neben der rechten Schulter des Dargestellten: RENOVAT(VM) 1.8.6.1.
  2. In Rot eine silberne Marke, vgl. Fig./Stz./M. 26.
  3. Ps 73, 26.
  4. Vgl. Schuster 1941, S. 143; Dietmann 1/3, 1754, S. 737, 781; Webel [1714/15], S. 159 Nr. VIII. S. a. PfA Lodersleben, Taufbuch 1, o. S. Im Februar 1587 wird „Ehr Simon des Pfarrhern weib“ als Taufpatin verzeichnet. Über das Todesjahr vgl. auch PfA Lodersleben, Pfarrdiarium, die Seite vor S. 1.
  5. Vgl. PfA Lodersleben, Taufbuch 1, o. S., Eintrag zum 1. 12. 1592.
  6. Vgl. PfA Lodersleben, Taufbuch 1, o. S., Eintrag zum 19. 11. 1587.
  7. Vgl. PfA Lodersleben, Taufbuch 1, o. S., Eintrag zum 3. 4. 1588.
  8. Er starb am 15. 2. 1607, vgl. PfA Lodersleben, Kopulationsbuch 1, o. S.
  9. Vgl. PfA Lodersleben, Kopulationsbuch 1, o. S., Eintrag zum 24. 1. 1598.
  10. Vgl. PfA Lodersleben, Kopulationsbuch 1, o. S., Eintrag zum 31. 10. 1612.
  11. Vgl. PfA Lodersleben, Kopulationsbuch 1, o. S., Eintrag zum 25. 11. 1613. Mit „Groß-Wantzleben“ ist vermutlich Wansleben am See (Lkr. Mansfelder Land) gemeint.
  12. Geboren am 21. 7. 1616, vgl. PfA Lodersleben, Taufbuch 1, o. S.
  13. Vgl. PfA Lodersleben, Taufbuch 1, o. S., Eintrag zum 7.7.1627: „H. Mag. Michaelis Richters pfarrhers Hausehre“ wird als Taufpatin genannt.

Zitierhinweis:
DI 64, Querfurt, Nr. 178 (Ilas Bartusch), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di064l002k0017803.