Inschriftenkatalog: Ehemaliger Landkreis Querfurt

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 64: Querfurt (2006)

Nr. 154 Oechlitz, ev. Kirche (St. Gotthardt) 4. V. 16. Jh.

Beschreibung

Epitaph (?), Sandstein. An der nördlichen Innenwand des Kirchenschiffes ist unter einem Fenster der Giebel eines in die Wand eingelassenen Grabdenkmals zu sehen. Der übrige Teil wird bis zum Gebälk von dem davorgesetzten Gestühl verdeckt. Auf dem Fries verläuft das eingehauene Bibelzitat, das später einen Kalkanstrich erhielt und deshalb nur noch schwer lesbar ist. Das Giebelfeld zeigt einen reliefierten Engelskopf.

Maße: H.: ca. 156 cm; B.: 100 cm; Bu.: 2,7 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

SAW Leipzig, Inschriftenkommission (Ilas Bartusch) [1/1]

  1. ALSO HAT GOT DIE WELT GELIEB(T)a) DAS ER SEIN[E]N EINGEBOR/NEN SOHN GAB AVFF DAS A[– – –]CHTb) / VERLOREN [WER]DEN SON[DERN] DAS EVIGEc) LEBEN HABEN1)

Kommentar

Die weitgehend unverzierten Buchstaben setzen sich aus gleichbleibend schmal geschlagenen Bestandteilen zusammen. Das A ist asymmetrisch nach rechts aus der Achse verschoben, der obere Bogen des B deutlich kleiner als der untere. Die gewölbte Cauda des R setzt weit oben am Schaft an und ist stark ausgestellt. Die meist nicht mehr deutlich erkennbare Cauda des G ist zumindest einmal eingestellt. Die Gestaltung der Buchstaben weist in vielen Aspekten eine unverwechselbare Ähnlichkeit mit dem typischen Formeninventar des Meisters HK auf.2) Auch der Engelskopf im Giebel scheint mit der Ausführung am Taufstein der Wenzelskirche in Langeneichstädt stilistisch verwandt.3) Eine zweifelsfreie Identifizierung des Künstlers könnte jedoch nur durch die Entfernung des Gestühls erbracht werden. Festhalten läßt sich indes, daß die Gemeinde das Grabdenkmal 1744 für bedeutend genug hielt, um es in den damals neu errichteten Kirchenbau zu übernehmen.4)

Textkritischer Apparat

  1. GELIEB(T)] Lies möglicherweise auch: GELIEB(ET). Abk. durch Doppelpunkt.
  2. A[– – –]CHT] Ergänze nach Jh 3, 16 zu A[LLE DIE AN IHN GLEVBEN NI]CHT.
  3. EVIGE] Die Cauda des G eingestellt.

Anmerkungen

  1. Jh 3, 16.
  2. Vgl. zu den Schriftbesonderheiten des Meisters HK Einl. Kap. 5. 4. 2.; s. a. Nr. 30, 150, 156; DI 9 (Lkr. Naumburg) 1965, Nr. 450, 459–462, 466; DI 62 (Weißenfels) 2005, Nr. 153, 157; zum Künstler vgl. Schröder 1933 (HK), S. 1 f.
  3. Vgl. Nr. 156.
  4. Vgl. zur Kirche Nr. 104.

Zitierhinweis:
DI 64, Querfurt, Nr. 154 (Ilas Bartusch), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di064l002k0015403.