Inschriftenkatalog: Ehemaliger Landkreis Querfurt
Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.
DI 64: Querfurt (2006)
Nr. 153 Querfurt, Friedhof um 1600
Beschreibung
Grabstein des Valten Becker, Sandstein. Er wurde im nördlichen Bereich vor der Friedhofskapelle umgestürzt auf dem Boden liegend aufgefunden. Der hochrechteckige Stein ist beiderseits beschriftet und trägt auf der Vorderseite den Sterbevermerk (A), rückseits das Bibelzitat (B). Eine Beschädigung der Platte am oberen Rand hat einen Textverlust von etwa einer Zeile verursacht. Die untere, in das Erdreich zu versenkende Zone ist nur roh behauen und etwas tiefer.
Maße: H.: 78 cm; B.: 54 cm; T.: 8,5 cm, Bu.: 4,8 cm (A), 4,2 cm (B).
Schriftart(en): Kapitalis.
- A
[– – –]a) / ZVM 11b) · TAGE ·c) / ZWISCHEN · 11b) : VND / 12d) · IST DER · ERBARE / · VALTEN · BECKER · / IN · CHRISTO · SELIG · / ENTSCHLAFFEN ·
- B
ALSO [·] H[..........]e) / WELT · GELIEBET · DAS · / ER SEINEN · EINIGEN SOHN / GAB · AVF DAS · ALLE DIE / AN · IHN GLEVBEN / NICHT · VERLOREN / WERDEN · SONDERN · / DAS · EWIGE · LEBEN · / HABEN ·1)
Textkritischer Apparat
- Der Textverlust umfaßte die Jahres- und Monatsangabe des Todesdatums.
- 11] Beide Ziffern ohne Anstrich.
- Nach dem Worttrenner das Abbild einer Taube (?) in Ritzzeichnung.
- 12] Die 1 als anstrichloser Schaft, die 2 spitz wiedergegeben.
- Von den Buchstaben nur noch die untersten Abschnitte vorhanden. Nach Jh 3, 16 ergänzbar zu: ALSO [·] H[AT · GOTT · DIE].
Anmerkungen
- Jh 3, 16.
- Der älteste und zentrale Distrikt der Stadt wird im ältesten Querfurter Schöppenbuch als „Ciuitas“ bezeichnet, vgl. StdtA Querfurt, Schöppenbuch 1460–1570, fol. 1 r, s. a. Voigt 1928, 247 f.
- Vgl. StdtA Querfurt, Lehnbuch 1570–78, fol. 4 r, 5 v.
- Vgl. StdtA Querfurt, Ratsprotokolle 1610–13, fol. 8 r.
- Vgl. Nr. 150, 152 und 101.
- Vgl. Nr. 152.
Zitierhinweis:
DI 64, Querfurt, Nr. 153 (Ilas Bartusch), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di064l002k0015306.
Kommentar
Die gleichbleibend schmal geschlagenen Buchstabenbestandteile werden durch Sporen begrenzt. Bemerkenswert sind das fast kreisrunde O und das Z mit Mittelbalken. Die geradlinige Cauda des R setzt an einem relativ kleinen Bogen an und ist etwas ausgestellt. Der Mittelteil des konischen M bleibt innerhalb der oberen Zeilenhälfte. Als Worttrenner dienen Dreiecke in Zeilenmitte.
Das 1570 einsetzende Querfurter Schoß-, Lehn- und Erbbuch verzeichnet Valten Becker gemeinsam mit Hans Kockenburgh und dessen Frau als Bewohner eines Grundstückes in der „Civitas“2), das sie vom Rat als Lehen besaßen.3) Aus den Ratsprotokollen ist weiterhin zu ersehen, daß im Jahre 1610 „der Valten Beckerin“, also vermutlich der Witwe, ein Acker vor dem Döcklitzer Tor gehört habe.4) Somit läßt sich für Valtens Tod als terminus ante quem das Jahr 1610 annehmen. Nach einem Schriftvergleich mit den Grabdenkmälern des Bron Merman (gest. 1598), eines Unbekannten (gest. um 1600) sowie des Hans Schram (gest. um 1570) dürfte Valten Becker um die Wende zum 17. Jahrhundert verstorben sein.5) So fehlen in seiner Grabschrift die noch um 1570 nachweisbaren Ausbuchtungen an Quer- und Schrägbalken; auch das D ist nicht mehr offen wiedergegeben. Nah verwandt scheinen indes vor allem die Buchstabenformen im Fragment der Inschrift (A) auf der Vorderseite des Grabsteins eines/r Unbekannten.6)