Inschriftenkatalog: Ehemaliger Landkreis Querfurt

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 64: Querfurt (2006)

Nr. 146 Alberstedt, ev. Kirche (St. Peter u. Paul) 1596

Beschreibung

Taufstein, Kalksandstein. Zwischen Chor und Schiff steht an zentraler Stelle der sechseckig geformte Taufstein, der sich aus einem Becken, einem sehr kurzen Schaft und einem hohen, sich konisch verbreiternden Fuß zusammensetzt. Alle Flächen sind durch Beschlagwerkmuster, die Seiten des Beckens zusätzlich durch reliefierte Engelsköpfe und Blütenornamente verziert. Auf der Oberseite des Beckens wurden die jeweiligen Abschnitte des Sechsecks rings um die kreisrunde Mulde und parallel zu den Außenkanten mit Nameninschriften und einem Bibelzitat versehen. So erscheint in einem Segment der Name (A), in den anschließenden dreieinhalb Abschnitten folgen im Uhrzeigersinn zwei weitere Namen unter Angabe der Amtsbezeichnung (B), und die letzten anderthalb Flächen tragen das Bibelzitat (C). Den äußeren Beckenrand umläuft im oberen Bereich zwischen einem Zahnschnittfries und mehreren Profilleisten das Bibelzitat (D). Inschriften (A) bis (D) wurden eingemeißelt. Hingegen wurde die über die Felder des sechskantigen Schaftes verteilte Jahresangabe (E) erhaben ausgeführt.

Maße: H.: ca. 100 cm; B.: 72,4 cm; Bu.: 3,9–4,9 cm (A, B, C), 3,8 cm (D), 6,0 cm (E).

Schriftart(en): Kapitalis.

SAW Leipzig, Inschriftenkommission (Ilas Bartusch) [1/2]

  1. A

    HER · IHOHAN · / BREIER ·

  2. B

    + CHRISTOFE/La) · PFLOCK · VND /b) HANS ·c) THEV̈/SNERd) · /e) ALTERLEVT ·

  3. C

    WER · GL/AVBETf) · VND · GE/TAVFT · WIRT /g) DER · WIRT · SELIG1)

  4. D

    MARCI · AM · X · LA/SET · DIE · KINDL/EN · ZV · MIR · KOMEN / VND · WEHRET · IHN / NICHTh) · DEN SOLCHE(R) / IST · DAS · REICH · GOTS2)

  5. E

    AN//NO // 1//5//9//6i)

Kommentar

Die Kerben der mit deutlichen Sporen besetzten Buchstaben sind gleichbleibend schmal geschlagen. Zu den auffälligen Charakteristika zählen die sehr kurzen, spitzwinklig zusammentreffenden Schrägbalken des K sowie die geschwungene, stets unterhalb der Grundlinie endende Cauda des R. Der Mittelteil des geraden M endet im oberen Zeilendrittel. Das O ist oval oder spitzoval. Als Worttrenner dienen teils Punkte, teils Dreiecke oder Dreisporne.

Von den erwähnten Amtsträgern läßt sich anderweitig nur der Pfarrer Johann Breuer (auch Breier) nachweisen, der schon 1589 in dieser Funktion bezeugt ist.3) Er war hier 19 Jahre im Amt und daraufhin von 1605 bis 1616 als Dekan in Schraplau tätig.4) An späteren Verwandten der beiden Altarleute nennt das 1634 aufgestellte und 1694 erneuerte Kircheninventar Andres Teußner den Älteren und Christoph Pflock.5)

Im Jahr 1596 dürfte eine umfassende Renovierung des Kircheninneren vorgenommen worden sein, denn neben dem Taufstein errichtete man auch eine neue Kanzel.6)

Textkritischer Apparat

  1. CHRISTOFE/L] Innerhalb des Wortes der Übergang zum nächsten Segment der sechseckigen Beckenoberfläche.
  2. Übergang zum nächsten Segment der sechseckigen Beckenoberfläche.
  3. Zwei senkrecht übereinanderstehende Dreiecke.
  4. THEV̈/SNER] Nach dem der Übergang zum nächsten Segment der sechseckigen Beckenoberfläche.
  5. Zeilenumbruch. Fortsetzung im zweiten der vier von der Inschrift beanspruchten Segmente.
  6. GL/AVBET] Nach L der Übergang zum nächsten Segment der sechseckigen Beckenoberfläche.
  7. Übergang zum nächsten Segment der sechseckigen Beckenoberfläche.
  8. NICHT] Verschlagener Sporn am linken unteren Schaft des H.
  9. 1//5//9//6] d/5/9/6 Kdm. Die 1 als unten gespaltener Schaft, dessen linkes Ende als Schlinge ausgeführt ist. Die 5 schräggestellt, das freie Ende des Deckbalkens nach oben gezogen. Die eingerollten Bögen der 9 und der 6 offen.

Anmerkungen

  1. Mk 16, 16.
  2. Mk 10, 14.
  3. Vgl. PfA Hornburg, Kb. 1, o. S. Er war damals bei der feierlichen Berufungszeremonie seines späteren Nachfolgers Tobias Hartmann in Hornburg zugegen. S. a. Pfarrerbuch 2, 2004, S. 53.
  4. Vgl. PfA Alberstedt, Kb. 1, o. S. (innerhalb der letzten 3 folia); Biering 1742, S. 146/153; Schmeißer 1923, Nr. 5, S. 18.
  5. Vgl. PfA Alberstedt, Inventar, S. 40, o. S. (unter Kuhzins).
  6. Vgl. PfA Alberstedt, Kb. 1, o. S. (innerhalb der letzten 3 folia); Schmeißer 1923, Nr. 5, S. 18.

Nachweise

  1. Kdm. (Mansf. Seekr.) 1895, S. 2.
  2. Schmeißer 1922, Nr. 41, S. 164.

Zitierhinweis:
DI 64, Querfurt, Nr. 146 (Ilas Bartusch), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di064l002k0014601.