Inschriftenkatalog: Ehemaliger Landkreis Querfurt

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 64: Querfurt (2006)

Nr. 145 Schnellroda (Gem. Albersroda), ev. Kirche 1594

Beschreibung

Opferstock, Sandstein. Der massive, fast würfelförmige Quader steht heute an der inneren Nordwand des Kirchenschiffes, nahe am östlichen Eingang.1) Er ist oben mit einer Mulde versehen, die mittels einer schwarzen Eisenklappe verschließbar ist. Die teilweise ausgebesserte Vorderseite läßt noch die letzte Ziffer der Jahreszahl sowie vier eingemeißelte Buchstabenpaare erkennen, die noch Reste einer rötlichen Farbgebung aufweisen.

Maße: H.: 50 cm; B.: 44 cm; T.: 43 cm; Bu.: 5 cm.

Schriftart(en): Kapitalis, Humanistische Minuskel.

SAW Leipzig, Inschriftenkommission (Ilas Bartusch) [1/1]

  1. [159]4a) / DO RIb) / Ce Hec)

Kommentar

Die Schrift ist unbeholfen erstellt und weitgehend schmucklos. Der Balken des H ist leicht nach unten durchgebogen, die fast geradlinige Cauda des R etwas ausgestellt. Die Schäfte dieser beiden Buchstaben tragen rechtwinklig angesetzte Sporen.

Über die Auflösung der Abkürzungen lassen sich nur begründete Vermutungen äußern. Die Annahme, es handele sich um die Anfangsbuchstaben der Stifter oder von Amtsträgern des Dorfes, wird durch Parallelbeispiele2), die Einwohnerliste von 16213) und die Bauinschrift von 16094) gestützt. In letzterer begegnet Dionysius Rühlmann (Rielman), für den hier die Abkürzung Do Ri stehen könnte. Eine andere in Schnellroda stark vertretene Familie waren die Herfordts, aus der zumindest ein Cyriakus (Ciriax) stammte, der nachweislich vor 1621 in Schnellroda lebte.5) Da die Schreibung der Vornamen stets starken Schwankungen unterworfen war, kommt er in Bezug auf Ce He mit großer Wahrscheinlichkeit in Betracht.6)

Textkritischer Apparat

  1. [159]4] Die ersten drei Ziffern beschädigt und überputzt. Ergänzt nach Kdm.
  2. DO RI] O und I lassen sich nicht eindeutig als Kapitalis- oder Minuskelbuchstaben identifizieren. Lies vermutlich: D(I)O(NISIVS) RI(ELMAN).
  3. Ce He] Lies vermutlich: Ce(riax) He(rfordt).

Anmerkungen

  1. Noch 1989 stand er in der Sakristei, vgl. Augustin 1989, S. 38.
  2. Vgl. u. a. den Almosenstock in Hoyershausen (Lkr. Hildesheim) von 1595 im RDK 1, 1937, Sp. 389.
  3. Vgl. Augustin 1989, S. 30.
  4. Vgl. Nr. 169; siehe dort zu Dionysius Rühlmann.
  5. Vgl. Einwohnerliste von 1621 in Augustin 1989, S. 30: „Ciriax Herfordts Witwe“.
  6. Vgl. zum Wechsel von /i/ und /e/ in diesem Namen Gottschald 1982, S. 144.

Nachweise

  1. Kdm. (Querfurt) 1909, S. 270.
  2. Augustin 1989, S. 38.

Zitierhinweis:
DI 64, Querfurt, Nr. 145 (Ilas Bartusch), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di064l002k0014504.