Inschriftenkatalog: Ehemaliger Landkreis Querfurt

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 64: Querfurt (2006)

Nr. 143† Kleineichstädt, ev. Kirche (St. Nikolaus) 1594

Beschreibung

Glocke. Die Existenz der kleinsten Glocke des dreistimmigen Geläutes wurde letztmalig durch Könnecke im Jahre 1892 bezeugt.1) 1903 ersetzte man sie durch eine neue Glocke der Firma Schilling zu Apolda (Lkr. Weimarer Land).2)

Inschrift nach Kdm.

  1. IM NAMEN GOTa) · ANNO MDXCIIII DA GOS MICH MELCHIOR MOERINGK ZV ERFFVRDT · VALTEN GOERINGK DEONISIVS DOPEFERb) ALTERLEVDT.

Kommentar

Die Inschrift wurde hinsichtlich der Reihenfolge ihrer Worte falsch wiedergegeben. Andere Glocken der Mörings mit dem gleichen Gußvermerk zeigen, daß IM NAMEN GOT sinnvollerweise nach ERFFVRDT einzuordnen ist.3) Die Abkürzung GOT ist zudem ungewöhnlich und wohl durch Platzmangel zu erklären. Insofern dürften die Namen der Amtsträger in einer zweiten Inschriftenzeile verzeichnet gewesen sein.4)

Die Alterleute selbst lassen sich anhand der eingesehenen Archivalien nicht nachweisen.5) Allerdings haben im 17. Jahrhundert spätere Verwandte des Dionysius Töpfer, ein Hans (1634) und ein jüngerer Dionysius Töpfer (nach 1660), das Kleineichstädter Haus Nr. 6 bewohnt.6) Zu den Aufgaben der Kirchväter, die in der Regel von der Gemeinde gewählte Laien waren, zählte vor allem die Verwaltung des Kirchenvermögens.7) Könnecke hielt es für merkwürdig, daß der Name des Pfarrers fehlt, obwohl Kleineichstädt seit 1506 über eine eigene Pfarrstelle verfügte.8) Er sah darin ein Indiz für die Vakanz des Amtes.9) Allerdings ist dies nicht notwendigerweise aus der Glockeninschrift zu schlußfolgern. Beispielsweise nennt auch die Bauinschrift an der Kirche im nahegelegenen Obereichstädt neben den Bauherren nur die Alterleute, obgleich im Ort nachweislich Pfarrer Volkmar Moyzsch seinen Dienst versah.10) Für Kleineichstädt ist überliefert, daß zwischen 1592 und 1598 Oswald Koch die Gemeinde versorgte.11) Er kann dies aber nur zusätzlich und stellvertretend getan haben, denn seinem Sterbevermerk zufolge war er gleichzeitig hauptamtlicher Pfarrer in Niedereichstädt.12)

Zu Melchior Möring vgl. Nr. 192.

Textkritischer Apparat

  1. IM NAMEN GOT] Offensichtlich das Ende der Inschrift in der oberen Zeile und nach ERFFVRDT einzufügen. Lies: IM NAMEN GOTTES. Vgl. Anm. 4.
  2. DOPEFER] Dopffer Könnecke.

Anmerkungen

  1. Vgl. Könnecke 1892, S. 35.
  2. Vgl. Kdm. (Querfurt) 1909, S. 56.
  3. Vgl. Nr. 183, 192, 194, 197; DI 39 (Lkr. Jena) 1995, Nr. 231; DI 7 (Stadt Naumburg) 1960, Nr. 267, 270, 288.
  4. Vgl. DI 39 (Lkr. Jena) 1995, Nr. 299, 317.
  5. Vgl. PfA Kleineichstädt, Pfarrmatrikel 1572; PfA Kleineichstädt, Kb. 1.
  6. Vgl. Könnecke 1892, S. 74. Dionysius Töpfer erscheint in den 70er Jahren des 17. Jh. auch als Bewohner des Hauses Nr. 42 bzw. 45 (vgl. ebd., S. 83).
  7. Vgl. Schröcker 1934, insbes. S. 123 ff.; 147 ff.; zum Begriff 172 ff. (Lit.).
  8. Vgl. Könnecke 1892, S. 38.
  9. Vgl. Könnecke 1892, S. 35.
  10. Vgl. Nr. 157; PfA Langeneichstädt, Kb. 1, Obereichstädt, Einträge von 1599 bis 1612.
  11. Vgl. Könnecke 1884, Nr. 148, o. S.; Kurzer Lebenslauf der evangelischen Pfarrer von Kleineichstädt, in: PfA Kleineichstädt, Pfarrmatrikel 1572, o. S.
  12. Vgl. PfA Langeneichstädt, Kb. 1, Niedereichstädt, S. 487: „Den 13. Aprilis [1637] ist (...) Osuualdus Koch (...) bestattet worden aetatis suae 71 iahr, (...) nachdem Er 45 iahr dieß ortts allhier pfarrer gewesen (...).“ S. a. Nr. 30.

Nachweise

  1. Könnecke 1892, S. 35.
  2. Kdm. (Querfurt) 1909, S. 56.

Zitierhinweis:
DI 64, Querfurt, Nr. 143† (Ilas Bartusch), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di064l002k0014300.