Inschriftenkatalog: Ehemaliger Landkreis Querfurt

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 64: Querfurt (2006)

Nr. 139 Schnellroda (Gem. Albersroda), Gehöft Hauptstr. 8 1589

Beschreibung

Wappentafel, Sandstein. Die rechteckige Platte ist auf der Hofseite des großen Torbogens rechterhand in etwa 3 m Höhe in das Mauerwerk eingelassen und kann sich hier nicht in situ befinden. Das etwas eingetiefte Schriftfeld ist von einer doppelten Rahmenleiste umgeben. Im Zentrum erkennt man die Konturen eines Wappenschildes, umgeben von der Nameninschrift, zwei Initialen und einer Jahreszahl. Sämtliche Schriftzeichen sind erhaben ausgeführt.

Maße: H.: 36 cm; B.: 46,5 cm; Bu.: 5,5–7 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

SAW Leipzig, Inschriftenkommission (Ilas Bartusch) [1/1]

  1. HANS · RVHL/MAN / B //a) Fb) / 15 //a) 89

Wappen:
Erzmarschallamt (Kursachsen).1)

Kommentar

Die Bestandteile der sich mitunter berührenden Buchstaben sind gleichbleibend breit geschlagen und unverziert. Die Bögen des B setzen unabhängig voneinander am Schaft an. Der Mittelteil des konischen M bleibt auf das obere Zeilendrittel beschränkt, die Cauda des R ist gerade. Der Schaft der 1 besitzt keinen Anstrich und ist unten nach links gekrümmt; die 5 besteht lediglich aus dem Bogen und einem rechtsschräg gestellten Deckbalken. Als Worttrenner dient ein kräftiges Quadrangel in Zeilenmitte.

Ein Vergleich mit den Buchstabenformen zweier weiterer Schriftplatten in Querfurt und Nemsdorf deutet darauf hin, daß vermutlich alle drei Arbeiten von ein und derselben Hand stammen.2) Der namentlich nicht bekannte Steinmetz soll hier zunächst als „Querfurter Steinmetz der Schrifttafeln“ bezeichnet werden.3)

Das Wappen des Erzmarschallamtes ruft in Erinnerung, daß Johann Friedrich I. von Sachsen nach der Schlacht bei Mühlberg im Jahre 1547 die Kurwürde an seinen Vetter Moritz abtreten mußte.4) Daher haben sich seit jener Zeit in albertinischen Gebieten, zu denen damals auch Schnellroda zählte, nicht selten Wappensteine des auf die Kurwürde verweisenden Erzamtes erhalten.5)

Die Rühlmanns gehörten zu den ältesten und angesehensten Familien des Dorfes, deren Mitgliedern mehrfach öffentliche Funktionen übertragen worden waren.6) Unter ihren Angehörigen begegnet der Vorname Hans so häufig, daß aus den 1616 einsetzenden Kirchenbüchern mitunter nicht eindeutig zu entnehmen ist, auf wen sich die Angaben beziehen. Bei dem Sterbeeintrag von 1635 zu „Justina, Hans Rülmans relicta vidua“, wird es sich allerdings mit einiger Wahrscheinlichkeit um die Ehefrau des hier inschriftlich bezeichneten Hans Rühlman handeln.7) Sie wurde in diesem Jahr in Schnellroda begraben.7) Mit ihr hatte Hans Rühlman zumindest einen Sohn Hans, der 1617 als Taufpate erscheint und 1641 in Albersroda bestattet wurde.8)

Textkritischer Apparat

  1. Unterbrechung durch den Wappenschild.
  2. B // F] Vermutlich verbirgt sich hinter diesen Initialen eine Amtsbezeichnung. Weniger wahrscheinlich sind die Auflösungen B(ONA) F(IDE) (d. i. im guten Glauben) oder B(ONA) F(ORTUNA) (d. i. durch Glück), vgl. Abbreviationes vetustorum monumentorum in ordinem alphabeticum digestae in Apianus/Amantius 1534, o. S.; Abk. Pers. 1993, S. 18; Grun 1966, S. 65.

Anmerkungen

  1. Zwei schräggekreuzte Schwerter; vgl. Siebmacher 1/1, 1856, S. 18, Taf. 24. Der Schild hier jedoch anscheinend nicht geteilt.
  2. Vgl. Nr. 111, 125.
  3. Vgl. Einl. Kap. 5. 4. 2.
  4. Vgl. Blaschke 1970, S. 30.
  5. Vgl. Nr. 109, 187; Kdm. (Querfurt) 1909, S. 302 (Wennungen, Gem. Karsdorf, Burgenlandkreis).
  6. Vgl Nr. 64, 145 u. 169; PfA Schnellroda, Kb. 1, passim; die Einwohnerlisten bei Augustin 1989, S. 12–17, 30–34.
  7. Vgl. PfA Schnellroda, Kb. 1, T. 2, fol. 3v. Übersetzung: Justina, Hans Rühlmans zurückgelassene Witwe.
  8. Vgl. PfA Schnellroda, Kb. 1, T. 1, S. 6; T. 2, fol. 6v ( Hans Rülman jun. genannt).

Nachweise

  1. Pb. Augustin, Augustin 1980, S. 175.

Zitierhinweis:
DI 64, Querfurt, Nr. 139 (Ilas Bartusch), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di064l002k0013903.