Inschriftenkatalog: Ehemaliger Landkreis Querfurt

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 64: Querfurt (2006)

Nr. 121 Farnstädt, ev. Kirche (St. Johannes und Paul) 1578

Beschreibung

Grabdenkmal der Margaretha von Geusau, geb. von Witzleben, Sandstein. Die hochrechteckige Platte ist aufrecht in die innere Nordostwand des Chorpolygons eingelassen. In dem etwas eingetieften Binnenfeld ist die Verstorbene ganzfigurig im Halbrelief dargestellt. Sie hat die Hände vor dem Leib übereinander gelegt. Den Kopf bedeckt eine eng anliegende Haube, an die sich unten eine breite, glatte Kinnbinde anschließt. Den Körper umhüllen fußlange plissierte Kleider. Die Figur umgibt ein im Karniesprofil abgesetzter Rahmen, in den das links oben einsetzende Bibelzitat (A) eingemeißelt ist. Auf der linken Rahmenleiste schließt sich der am Ende in zwei Zeilen gedrängte Sterbevermerk (B) an. Die Lesbarkeit der Inschriften ist an manchen Stellen durch Beschädigungen der Oberfläche und vor allem im unteren Bereich durch achtlos aufgebrachten Verputz beeinträchtigt. In den vier Ecken des Binnenfeldes befinden sich die Vollwappen der vierteiligen Ahnenprobe.

Maße: H.: 195 cm; B.: 90 cm; Bu.: 5,6 cm/2,8 cm1).

Schriftart(en): Kapitalis.

SAW Leipzig, Inschriftenkommission (Ilas Bartusch) [1/3]

  1. A

    [A]LSO · HAT · GOT · DIE · WELT · GELIBET / DAS · ER · SEINEN · EINGEN · SON · GAB · AVEa) · DAS ALLE · DIE AN IHN · GLEVBEN · N[.... / – – – / .....]WIGEb) · LEBEN · HA[BEN]2)

  2. B

    [...... 1] · 5 · 78c) MARGARETHA · GE[VSA]Wd) · /e) EIN · GEBORN[.........]f) / WITZLEBENg)

Wappen:
Geusau3)Witzleben4)
Gottfarth5)unbekannt6).

Kommentar

Die Kerben der Buchstaben, die nur vereinzelt von schwach ausgeprägten Sporen begrenzt werden, sind gleichmäßig schmal geschlagen. Die senkrecht gestellte Cauda des G ist rechtwinklig nach innen umgebrochen. Der Mittelteil des konischen M endet oberhalb der Zeilenmitte. Hervorzuheben sind außerdem das spitzovale O, die geschwungene Cauda des R und das zweistöckige Z. Als Worttrenner fungieren einzelne oder je zwei senkrecht übereinandergesetzte Dreiecke im mittleren Bereich der Zeile.

Margaretha von Witzleben war die erste Frau Günthers von Geusau, des Sohnes von Jobst von Geusau, und die Mutter des früh verstorbenen Kindes, von dem ein anderes Grabmal in der Farnstädter Kirche zeugt.7) Wie aus einem Vergleich der Schriftformen auf beiden Grabdenkmälern hervorgeht, wurden beide von ein- und demselben Steinmetz angefertigt. Seiner Anonymität wegen soll er hier behelfsweise als „Farnstädter Steinmetz“ bezeichnet werden.8)

Textkritischer Apparat

  1. AVE] Das E verschlagen, lies: AVF.
  2. N[.... / – – – / .....]WIGE] Beschädigt und überputzt. Ergänze nach Jh 3, 16 zu: N[ICHT VERLOREN WERDEN SONDERN DAS E]WIGE.
  3. [...... 1] · 5 · 78] Ergänze vermutlich zu: [·A(NN)O · D(OMI)NI · 1] · 5 · 78. Statt A(NN)O · D(OMI)NI aber auch die Angabe der Bibelstelle im Anschluß an Inschrift (A) denkbar.
  4. GE[VSA]W] Ergänzung analog zu Nr. 112. Danach ein senkrechter Strich.
  5. Die Inschrift ab hier zweizeilig weitergeführt und die Buchstabengröße um die Hälfte verringert. Der Übergang durch einen senkrechten Strich gekennzeichnet. Fortsetzung auf der äußeren Rahmenzeile.
  6. GEBORN[...........]] Ergänze möglicherweise zu: GEBORN[· FREVLEIN · VON] o. ä.
  7. Nach dem Namen der Zeilenrest überputzt.

Anmerkungen

  1. Im zweizeiligen Bereich, siehe Anm. e.
  2. Jh 3, 16.
  3. Vgl. Siebmacher 6/6, 1884, S. 50f., Taf. 31. Hier linksgewendet.
  4. Vgl. Siebmacher 2/7, 1857, S. 11, Taf. 11. Hier zwei gestürzte Sparren statt dreimal gestürzt gesparrt; als Helmzier über einer Helmkrone ein gekrönter und von sechs Fähnchen flankierter Spitzhut.
  5. Vgl. Siebmacher 6/6, 1884, S. 54, Taf. 34.
  6. Zwei Sparren. Als Helmzier zwei Laubbaumzweige. Das untere Drittel des Schildes überputzt.
  7. Vgl. Nr. 112; zur Genealogie vgl. Sächs. StA Leipzig, Ahnenreihen 1982, Regesten v. Geusau S. 12, Stammtafeln v. Geusau Taf. 2.
  8. Vgl. Einl. Kap. 5. 4. 2.

Nachweise

  1. Kdm. (Querfurt) 1909, S. 60 (unvollst.).

Zitierhinweis:
DI 64, Querfurt, Nr. 121 (Ilas Bartusch), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di064l002k0012104.