Inschriftenkatalog: Ehemaliger Landkreis Querfurt

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 64: Querfurt (2006)

Nr. 99 Kuckenburg (Gem. Esperstedt), ev. Kirche 1558

Beschreibung

Taufstein, Sandstein. Auf dem oberen, seitlich abgeschrägten Rand des mit einer kreisrunden Mulde versehenen oktogonalen Beckens sind das ursprüngliche Fertigungsjahr (A), die Jahresangabe zur 1743 vorgenommenen Renovierung sowie eine jüngere Stiftungsinschrift verzeichnet.1) Daraus geht hervor, daß der Stein von der Gemeinde Lodersleben (heute Stadt Querfurt) der Döcklitzer Kirche (Gem. Obhausen) geschenkt und 1743 überarbeitet worden war. Die ältere Jahresangabe (A) befindet sich in erhabenen schwarzen Ziffern auf einem der abgeschrägten Randsegmente. Die Außenwand des Beckens ist unterhalb der Randprofilierung von netzartig vorgeblendetem Maßwerk umsponnen. Der scheinbar in sich verdrehte Säulenschaft ist mit verschiedenartigen Kerben und Kehlungen versehen und erweitert sich unten in abgetreppter Form zu einem wiederum achtkantigen Fuß. Dieser ist zu unbestimmter Zeit horizontal zerschnitten und gekürzt worden. Das untere Teilstück weist in einem etwas eingetieften Feld die unteren Ziffernabschnitte des hier nochmals erhaben ausgeführten Fertigungsjahres (B) auf.

Maße: H.: 115,5 cm; B.: 74 cm; Bu.: 4,6 cm (A), 1,8 cm2) (B).

SAW Leipzig, Inschriftenkommission (Ilas Bartusch) [1/3]

  1. A

    1 · 5 · 58

  2. B

    1 [·] 5 [·] 58a)

Kommentar

Der anstrichlose Schaft der 1 ist im unteren Bereich nach links umgebogen, der Balken der 5 nimmt nach rechts keilförmig an Breite zu.

Der Gemeinde Lodersleben stifteten im Jahre 1686 die Eheleute von Starschedel eine neue Taufe.3) Es ist daher anzunehmen, daß der ältere Stein spätestens während der 1713 einsetzenden Renovierung des Kirchenschiffes aus dem Gebäude entfernt und der 1714 neu gegründeten Döcklitzer Kirche zur Verfügung gestellt wurde.4) Der sich schriftgestalterisch deutlich von der Schenkungsnotiz absetzende Erneuerungsvermerk von 1743 dürfte hingegen zeitlich mit der Überführung nach Kuckenburg vereinbar sein. Die hiesige Dorfkirche war als Filiale von Döcklitz 17015) erbaut worden und erhielt 1748 ihren hölzernen Kanzelalter.6)

Textkritischer Apparat

  1. Nur noch das untere Viertel der Ziffern vorhanden. Das untere Schaftende der 1 nach links gekrümmt. Die Worttrenner aus dem differierenden Ziffernabstand erschlossen.

Anmerkungen

  1. Wortlaut der jüngeren, eingemeißelten Inschriften: (1) Von der Loderslebischen, der Decklitzen Kirchen geschenkt. (2) Renovirt/1743.
  2. Größe der verbliebenen Ziffernhälften.
  3. Vgl. Schuster 1941, S. 132.
  4. Vgl. Schuster 1941, S. 129; Schütz (Urk.) 1902, S. 556.
  5. Vgl. Neuß (Ku.) 1987, S. 262f. (Lit.); Schmeißer 1931, S. 62–64; Schütz (Urk.) 1902, S. 559; Kdm. (Querfurt) 1909, S. 132; Hartmann 1995, S. 17 unter Berufung auf einen Artikel des Querfurter Kreisblattes vom 31. 3. 1901.
  6. Vgl. PfA Kuckenburg, Die Kirche zu Kuckenburg, o. S.

Zitierhinweis:
DI 64, Querfurt, Nr. 99 (Ilas Bartusch), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di064l002k0009901.