Inschriftenkatalog: Ehemaliger Landkreis Querfurt

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 64: Querfurt (2006)

Nr. 92 Schnellroda (Gem. Albersroda), ev. Kirche 1540

Beschreibung

Grabdenkmal des Hans von Kannewurf, Sandstein. Die hochrechteckige Platte ist in die innere Südwand des Kirchenschiffes eingelassen. Das untere Drittel ist vollständig abgewittert, möglicherweise auch beschnitten; der noch erhaltene Teil weist die Reste einer weißen Tünche auf. Das etwas eingetiefte Binnenfeld zeigt das Relief des Verstorbenen im Harnisch, ausgerüstet mit Dolch und Schwert. Er ist barhäuptig und hält die Hände vor der Brust im Betgestus zusammen. Die oberen Ecken sind mit zwei tartschenförmigen, zueinandergekehrten Wappenschilden belegt. Das rechte blieb unbearbeitet. Naumann erkannte noch ein weiteres, heute verlorenes Wappen, das an „den einen Fuß der Rittergestalt (...) angelehnt“ war.1) In die breite, ehemals umlaufende Rahmenleiste wurde der rechts oben einsetzende Sterbevermerk eingemeißelt, dessen Mittelteil im unteren Bereich vollständig zerstört ist. Die beiden letzten Worte der anschließenden Fürbitte sind rechts und links des Kopfes in das Binnenfeld gesetzt.

Maße: H.: 183 cm; B.: 104 cm; Bu.: 6,2 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel mit Versalien.

SAW Leipzig, Inschriftenkommission (Ilas Bartusch) [1/3]

  1. Anno · dom(in)i · 1540a) · den · Mon[tag nach – – – / – – – / – – – Hans v]o(n)b) · Kaneworffc) · i(n)d) · got · vorschide(n) · dem //e) got //f) gnode

Wappen:
[Kannewurf];1)
Kannewurf2)[nicht ausgeführt]

Kommentar

Die Schrift läßt die Tendenz zur Ausrundung von gebrochenen Bögen und zur Schaftbeugung erkennen. So sind die Schäfte vor allem bei f und Schaft-s nach dem Vorbild der Fraktur stark geschwungen und unter die Grundlinie geführt. Die beiden rechten Schäfte des w sind bereits ausgerundet. Der ungewöhnlich lange untere Bogen des g ist leicht nach links gekrümmt und endet in einer Schlinge. Der Bogen des h setzt sich bis in den Unterlängenbereich fort und ist hier nach links umgebrochen. Der unten ansetzende Zierstrich der r-Fahne und der Balken des e sind senkrecht gestellt und enden teilweise in einem kreisförmig gebogenen Haken. Der obere freie Bogenabschnitt des d ist geradlinig nach links abgeknickt. Unter den Versalien hat das bereits teilweise zerstörte K einen stark geschwungenen Schaft, dessen oberen Abschnitt eine parallele Zierlinie begleitet. Der untere Schrägbalken ist stachelförmig wiedergegeben, der obere bogenförmig zum Schaft zurückgeführt. Als Worttrenner dienen Dreiecke in Zeilenmitte.

Hans von Kannewurf war der Sohn Adolfs von Kannewurf und der Elisabeth von Kehnen.3) Seine Familie entstammte thüringischem Uradel und läßt sich erstmals 1245 durch Albert von Kannewerfen urkundlich nachweisen.4) Hans selbst ehelichte Elisabeth von Hayn, mit der er einen Sohn Hans Jakob hatte.3)

In Schnellroda ist Hans von Kannewurf nochmals durch den inschriftlich dokumentierten Kirchenumbau von 1506 bezeugt, dessen Finanzierung er zum Teil übernommen hatte.5) Da er zu dieser Zeit mündig gewesen sein muß, dürfte er bei seinem Tode sicher mehr als 50 Jahre alt gewesen sein.

Textkritischer Apparat

  1. 1540] Die 1 als gerader Schaft ohne Anstrich ausgeführt, die 5 besteht aus Deckbalken und Bogen, die 0 ist kreisrund.
  2. Ergänzungen nach Naumann.
  3. Kaneworff] Der obere Buchstabenbereich beschädigt, deshalb auch Kan(n)eworff möglich. Kannwurff Naumann.
  4. i(n)] Der i-Punkt als Kreis ausgeführt.
  5. Wechsel in das Binnenfeld.
  6. Unterbrechung der Inschrift durch das Haupt der Figur.

Anmerkungen

  1. Nach Naumann 1881, S. 49 am Fuß der Figur. Da der Schild ebd. mit dem Familienwappen von Kannewurf identifiziert wird, war er offenbar nicht Teil der Ahnenprobe.
  2. Vgl. Siebmacher 6/6, 1884, S. 82, Taf. 52. Hier linksgewendet.
  3. Vgl. GGT Uradel 8, 1907, S. 347.
  4. Vgl. Adelslexikon 6, 1987, S. 116. NaDAL 5, 1864, S. 21 nennt die Jahreszahl 1221.
  5. Vgl. Nr. 64.

Nachweise

  1. Naumann 1881, S. 49.
  2. Kdm. (Querfurt) 1909, S. 270.
  3. Augustin 1989, S. 37.

Zitierhinweis:
DI 64, Querfurt, Nr. 92 (Ilas Bartusch), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di064l002k0009203.