Inschriftenkatalog: Ehemaliger Landkreis Querfurt

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 64: Querfurt (2006)

Nr. 86 Obhausen, ev. Kirche (St. Peter) 15.–1. V. 16. Jh.

Beschreibung

Maiestas Domini,1) Gewölbemalerei. Östlich des Turmes befindet sich ein quadratisches, kreuzgratgewölbtes Chorjoch, dessen Kappen noch die Reste einer spätgotischen Bemalung zeigen. Diese wurde im Jahre 1698 durch den Einbau eines Zwischengeschosses und einer zum Turm führenden Treppe teilweise zerstört.2) Die erhaltenen Flächen sind außerdem stark, mitunter bis zur Unkenntlichkeit verblichen. Im Scheitelpunkt läßt sich noch relativ gut das 135 cm große, grün grundierte Medaillon mit der Darstellung Christi als Weltenherrscher erkennen, das von einem Rankenstab umrahmt wird. Hier ist zu unbekannter Zeit eine zumindest teilweise vollzogene Restaurierung vorgenommen worden. Die nimbierte Figur des Erlösers erscheint in einer grünen, engfaltigen Tunica und einem rötlichen Mantel, den eine große goldene Schließe vor der Brust zusammenhält. Links und rechts von ihm stehen zwei weiß gekleidete Engel im Betgestus.

Dieses zentrale Bildnis verlassen vier rötliche Bänder, die sich strahlenförmig den Graten entlang fortsetzen und nach etwa 15 cm von vier kleineren, stärker beschädigten Medaillons mit den Symbolwesen der Evangelisten unterbrochen werden. Zur Rechten Christi schließt sich in nordöstlicher Richtung der Adler an, im Nordwesten der Stier, zu seiner Linken im Südwesten ein geringfügiges Fragment des Löwen und im Südosten der Engel. Die drei noch ausreichend erkennbaren Wesen halten weiße, partiell nachgezogene Schriftbänder, auf denen nur noch schemenhaft die in schwarzer Farbe aufgetragenen und mitunter ergänzten Namen der ihnen zugeordneten Evangelisten (A, B, C) erscheinen.

Maße: Dm.: 95 cm; Bu.: ca. 6 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel.

SAW Leipzig, Inschriftenkommission (Ilas Bartusch) [1/1]

  1. A

    s(anctus) iohannesa)

  2. B

    [s(anctus)]b) lucas

  3. C

    s(anctus) ma[......]c)

Kommentar

Die Buchstaben sind allesamt so stark beschädigt, daß nur wenige von ihnen deutlich wahrnehmbar sind. Als einzig sicher erkennbare Besonderheit der Schriftgestaltung darf das rechtsschräg durchstrichene s gelten, das zur näheren Eingrenzung der Entstehungszeit freilich nicht ausreicht. Die Gotische Minuskel ohne Versalien läßt sich im Querfurter Raum sowohl im 15. als auch zu Beginn des 16. Jahrhunderts nachweisen.3) Möglicherweise ist der 1521 errichtete Glockenstuhl ein Indiz für umfassendere Erneuerungsarbeiten an der St.-Petri-Kirche, die die Ausmalung des Chores mit einschlossen.4)

Textkritischer Apparat

  1. iohannes] Verrestauriert zu iohannes//es, unterbrochen durch eine Kralle des Adlers.
  2. Verlust durch Treppeneinbau.
  3. ma[......]] Ergänze unter Berücksichtigung des abgebildeten Engels zu ma[theus] o. ä. Schreibweise unsicher.

Anmerkungen

  1. Zu Begriff und Ikonographie vgl. LCI 3, 1994, Sp. 136–142.
  2. Vgl. Hellwig 1994, S. 18. In Dehio 1999, S. 634 Datierung des Umbaus ins 16. Jh., in Nickel 1979, S. 266 in die Zeit nach der Reformation.
  3. Vgl. Nr. 33 (1469), 43 (1486), 45 (1485–90), 56 (1502), 75 (1519).
  4. Vgl. Nr. 78.

Zitierhinweis:
DI 64, Querfurt, Nr. 86 (Ilas Bartusch), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di064l002k0008600.