Inschriftenkatalog: Ehemaliger Landkreis Querfurt

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 64: Querfurt (2006)

Nr. 84† Nemsdorf (Gem. Nemsdorf-Göhrendorf), ev. Kirche (St. Georg) 15.–1. V. 16. Jh.

Beschreibung

Glocke. Die ehemalige Sturmglocke hing in einem Schalloch des Turmes und wurde im Jahre 1700 umgegossen.1) Die auf ihr verzeichnete Anrufung war durch mehrere Verzierungen unterbrochen.2)

Inschrift nach Webel.

Maße: H.: ca. 66 cm; Dm.: ca. 52,5 cm.

  1. Hilffa) Gott Mariab) beratc)

Kommentar

Dieses kurze, zur Reimprosa4) neigende Gebet begegnet erst auf Glocken des 15. und 16. Jahrhunderts häufiger, ist dann allerdings im gesamten deutschen Sprachraum gebräuchlich.5) In den Regionen Sachsen-Anhalts und Thüringens findet es sich vorwiegend auf Glocken des 15. Jahrhunderts.6) Nach der Reformation scheint dieser Spruch hier nicht mehr verwendet worden zu sein.

Textkritischer Apparat

  1. Hilff] Hiltt Kdm. Vor dem Wort befand sich nach Kdm. ein „Kruzifix mit Maria und Johannes“, nach Webel bzw. PfA Nemsdorf, Neuß „ein Crucifix mit zweyen Marien-Bildern“.
  2. Maria] Vor dem Wort befand sich nach Webel bzw. PfA Nemsdorf, Neuß das „Bild eines Heiligen“; in Kdm. am Ende der Inschrift lokalisiert. Nach dem Wort von Webel bzw. PfA Nemsdorf, Neuß eine „Rose“ angegeben; in Kdm. als Blütenornament abgedruckt.
  3. berat] berat . Rosa (?) Kdm.

Anmerkungen

  1. Vgl. PfA Nemsdorf, Neuß 1939/48, S. 113; Webel 1708, S. 10.
  2. Die Beschreibung Bergners in Kdm. (Querfurt) 1909, S. 178, weicht von der Webels und Neuß’ etwas ab, vgl. Anm. a, b.
  3. Errechnet aus den Angaben bei Neuß 1939/48, S. 113. Danach betrug der Umfang 2,5 Ellen, die Länge 1 Elle. 1 Elle entsprach ca. 66 cm (vgl. ebd., S. 176).
  4. Vgl. die häufige Variante: Hilf Gott Maria berot in Walter 1913, S. 168ff.
  5. Vgl. Otte 1884, S. 124; Walter 1913, S. 168 Anm. 1. Als ersten Beleg gibt er die 1893 eingeschmolzene Glocke in Wilthen (Sachsen) vom Jahre 1212 an.
  6. Vgl. DI 9 (Lkr. Naumburg) 1965, Nr. 372 (Hassenhausen, Stadt Bad Kösen, Burgenlkr., 1403), Nr. 376 (Schulpforte, Stadt Bad Kösen, Burgenlkr., 1436); DI 39 (Lkr. Jena) 1995, Nr. 56 (Gumperda, Saale-Holzland-Kr., 1483), Nr. 62 (Camburg, Saale-Holzland-Kr., 1491); Schubart 1896, S. 259 (Gröbzig, Lkr. Köthen, 1448); Kdm. (Halle/Saalkr.) 1886, S. 483 (Dössel, Saalkreis, 1511); Kdm. (Nordhausen) 1888, S. 149 (Nordhausen, ev. Kirche St. Blasius, 1426); Kdm. (Merseburg) 1883, S. 40, 67, 244 (Eisdorf, Gem. Teutschenthal, Saalkreis, 1464; Kirchdorf, Gem. Kirchfährendorf, Stadt Bad Dürrenberg, Lkr. Merseburg-Querfurt, 1442; Zöllschen, Gem. Tollwitz, Lkr. MerseburgQuerfurt, 1455); Kdm. (Sangerhausen) 1882, S. 34 (Hainrode, 1448), 110 (Wolfsberg, 1467); Kdm. (Eckartsberga) 1883, S. 34 (Frohndorf, Lkr. Sömmerda, 1452). S. a. Nr. 56, 83.

Nachweise

  1. Webel 1708, S. 10f.
  2. Kdm. (Querfurt) 1909, S. 178.
  3. PfA Nemsdorf, Neuß 1939/48, S. 113.

Zitierhinweis:
DI 64, Querfurt, Nr. 84† (Ilas Bartusch), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di064l002k0008406.