Inschriftenkatalog: Ehemaliger Landkreis Querfurt

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 64: Querfurt (2006)

Nr. 46† Querfurt, ev. Burgkirche (St. Maria, Peter und Paul) 1495

Beschreibung

Grabdenkmal für Bruno VII. von Querfurt. Der Schreiber der sog. „Memorabilia Querfurtensia“ überliefert unter der Überschrift „Inn der Schloskirchen vfm Schlos Querffurdt“ kommentarlos zwei kurze Todesnachrichten, die sich nach Formular und Wortwahl nur als Grab- oder Epitaphinschriften interpretieren lassen.1) Dabei handelt es sich um die Sterbevermerke Brunos VI.2) und Brunos VII. von Querfurt. Ein 1655 erstelltes „Inventarium Uber das Schloß und Ambt Qverfurth“ berichtet parallel dazu von „zwey außgeschnittene[n] höltzerne[n] Wappen“, die zur Erinnerung an dieselben Edelherren in der Begräbniskapelle der Burgkirche hingen.3) Der dort angeführte Wortlaut der Totenschilde weicht allerdings in einigen Details von der Textüberlieferung in den „Memorabilia Querfurtensia“ ab, so daß wohl keine Identität der Inschriftenträger vorliegt, sondern für jeden der beiden Edelherren ein weiteres Grabdenkmal in der Kirche anzunehmen ist.4) Ob die überlieferten Texte von den entsprechenden Grabplatten5) oder von Epitaphien stammen, muß dahingestellt bleiben. Die Verlustumstände sind unbekannt.

Inschrift nach StdtA Querfurt, Mem. Querf.

  1. Brun Edeler Her Zu Querffurt der Junger In gott Vorscheiden donnerstag nach Egidj Zu Mittage. Anno 1495a) Gott Gnad der Selen.b)

Datum: 3. September 1495.

Kommentar

Bruno VII. von Querfurt war der Sohn Brunos VI. aus dessen erster Ehe mit Anna von Gleichen.6) Er heiratete die ihm schon 1472 durch Ehevertrag versprochene Brigitte von Stolberg, eine Tochter des Grafen Heinrich von Wernigerode. Mit ihr hatte er drei Töchter, Barbara (gest. 1511), Brigitte und Katharina, sowie einen Sohn Gebhard (oder Gerhard)7), der ihn nur um wenige Tage überlebte (gest. 20. Sept. 1495). Bruno VII. übernahm die Regierungsgeschäfte im Jahre 1489 von seinem Vater,8) handelte jedoch nach den meisten Urkunden nicht selbständig.9) Spangenberg berichtet von starken Auseinandersetzungen zwischen beiden, wobei die Authentizität dieser Nachricht allerdings nicht nachgewiesen ist.10) Der Jüngere scheint auf eine ausreichende Bewaffnung der Burg gedrungen und den Älteren durch äußerste Sparsamkeit ungebührend eingeschränkt zu haben. Sein früher Tod und das Fehlen männlicher Nachkommen ließen schließlich das Querfurter Dynastengeschlecht im Mannesstamm erlöschen.

Textkritischer Apparat

  1. 1495] Über der Zahl ein waagerechter Strich.
  2. Danach im Ms. das Kürzungszeichen für (et cetera). Nach einem längeren Spatium die wohl ebenfalls nicht zur Inschrift gehörige Randnotiz: „Ist Zu alstedt Tempore pestis gestorben, aber nicht an der peste.“ Vgl. dazu Voigt 1928, S. 412.

Anmerkungen

  1. Zur Entwicklung des Grabformulars im Mittelalter vgl. Koch 1997, S. 281–297.
  2. Vgl. Nr. 48.
  3. LHASA Magdeburg, Inventar 1655, fol. 74v. Zum Wappen der Edlen von Querfurt vgl. Siebmacher 6/6, 1884, S. 126, Taf. 83.
  4. Vgl. die Inschriften auf den Totenschilden in Nr. 47 u. 49.
  5. Die Gruft unterhalb der Begräbniskapelle bot für drei Särge Platz, vgl. Schmitt 2002, S. 36; Schmitt 1987/88, S. 24. Die Edlen könnten also durchaus dort bestattet worden sein.
  6. Vgl. wie auch im folgenden Europ. Stammtaf. NF 19, 2000, Taf. 92. Zu Anna von Gleichen s. a. Nr. 41.
  7. Vgl. zur Namensdifferenz Voigt 1928, S. 323. In der Burgkirche hing den Angaben Webels zufolge für ihn ein hölzernes Epitaph, vgl. Webel [1714/15], S. 111, wohl ein Totenschild in der Art wie Nr. 47 u. 49.
  8. Vgl. Voigt 1928, S. 411.
  9. Vgl. Holstein 1874, S. 176.
  10. Vgl. wie auch im folgenden Spangenberg 1590, S. 457f.; dazu Voigt 1928, S. 411f.

Nachweise

  1. StdtA Querfurt, Mem. Querf. o. J., fol. 80v.
  2. Voigt 1928, S. 323.

Zitierhinweis:
DI 64, Querfurt, Nr. 46† (Ilas Bartusch), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di064l002k0004606.