Inschriftenkatalog: Ehemaliger Landkreis Querfurt

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 64: Querfurt (2006)

Nr. 34 Querfurt, Neue Str. 3 1472

Beschreibung

Rundbogen des Türgewändes, Sandstein. Der Zugang zum Keller des Hauses wird oben durch einen Rundbogen abgeschlossen. Dieser setzt sich aus zwei ungleichen, an der Innenkante abgefasten Segmenten zusammen, die im Scheitelpunkt aufeinandertreffen. Links und rechts der Fuge liest man die eingehauene Jahreszahl.1)

Maße: H.: 14 cm, 34 cm2); B.: 140 cm; T.: 21 cm; Bu.: 4–5 cm.

Schriftart(en): Gotische Majuskel, Gotische Minuskel.

SAW Leipzig, Inschriftenkommission (Ilas Bartusch) [1/1]

  1. MoCCCCoLxxijoa)

Kommentar

Die Kerben der teilweise schon stark verwitterten Zahlzeichen wurden gleichbleibend schmal geschlagen. Das unziale M ist links geschlossen, die C berühren einander. Der Balken des L ist leicht gekrümmt und weit unter die Grundlinie gezogen. Die Unterlänge des j ist geschwungen.

Das Grundstück des Gebäudes wird auf der Südseite von einem noch erhaltenen Stück der alten Stadtmauer begrenzt und befindet sich in unmittelbarer Nähe des um 1840 abgebrochenen Nebraer Tores.3) Durch archäologische Grabungen ließ sich nachweisen, daß dieses Areal in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts gründlich planiert und mit einer mächtigen Torbastion neu bebaut wurde.4) Gleichzeitig verstärkte man damals den gesamten Befestigungsring. Da das Haus seiner Lage wegen nicht vor der Durchführung dieser Fortifikationsmaßnahme errichtet worden sein kann, datiert die inschriftliche Jahreszahl nicht nur die ursprüngliche Anlage des später mehrfach veränderten Gebäudes, sondern bietet zudem einen terminus ante quem für die Fertigstellung der Torbastion und des daran anschließenden Mauergürtels.

Textkritischer Apparat

  1. Mo CCCCo Lxxijo] Vor dem L die Fuge.

Anmerkungen

  1. Ich danke Herrn Meukow, Querfurt, für den freundlichen Hinweis auf diese Inschrift.
  2. Angaben zur Höhe des linken und rechten Bogensegments.
  3. Vgl. zur Baugeschichte des Nebraer Tores und der Stadtmauer Herrmann 1997, S. 227–246 und ders. 1996/97, S. 19–22. Zum angegebenen Jahr des Abrisses vgl. ebd., S. 19; Heinzel nennt hingegen das Jahr 1830, vgl. BA Querfurt, Heinzel (Frg.), S. 5.
  4. Vgl. wie im folgenden Herrmann 1997, S. 233f., 229 (Abb. 1); ders. 1996/97, S. 20f. (Abb. 19).

Zitierhinweis:
DI 64, Querfurt, Nr. 34 (Ilas Bartusch), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di064l002k0003406.