Inschriftenkatalog: Ehemaliger Landkreis Querfurt

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 64: Querfurt (2006)

Nr. 33 Querfurt, Burg, Lapidarium 1469

Beschreibung

Wappenstein, Sandstein. Die hochrechteckige Platte wurde 1979/80 während der Ausschachtungsarbeiten im südlichen Querhaus der Burgkirche gefunden.1) Sie lag in der Fußbodenschicht, die man während der Renovierung der Kirche im Jahre 1716 aufgetragen hatte.2) Das obere Drittel der Gesamtfläche ist mit der Bauinschrift in erhabenen Lettern, das untere, stark eingetiefte Feld mit einem Vollwappen im Halbrelief versehen. Dabei ragt das Oberwappen in die unterste Zeile des Schriftfeldes und unterbricht diese.

Maße: H.: 125 cm; B.: 77 cm; T.: 20 cm; Bu.: 10 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel.

SAW Leipzig, Inschriftenkommission (Ilas Bartusch) [1/2]

  1. brvn · edeler · herr / czva) · quernfurt · a(nno)b) / d(omini)c) mo · ccc//cd) · lxix

Wappen:
Querfurt.3)

Kommentar

Das Schriftbild prägen vor allem die dicken, wulstartigen Schäfte. Die gedachte Grundlinie wird lediglich von der nach rechts gekrümmten Zierlinie des h-Bogens durchschnitten. Am unteren Ende der quadrangelförmigen Fahne des r entspringt eine kurze Haarlinie. Der untere Bogenabschnitt des c ist stark verkürzt. Der Linksschrägschaft des x ist senkrecht gestellt, der andere entspricht im oberen Abschnitt einem Quadrangel, im unteren ist er zu einem Haarstrich reduziert. Als Worttrenner dienen Quadrangel.

Baubefunde und Chroniken bezeugen, daß Bruno VI. in den Jahren zwischen 1461 und 1479 die Befestigung der gesamten Burganlage modernisierte.4) Gleichzeitig ließ er im Jahre 1469 verschiedene Gebäude im Innenhof neu aufführen.5) Schneider nennt die Scheune, die Hofmeisterei und einige Ställe, an denen sich „etliche Steine / mit der jahrzahl bezeichnet“ befunden haben.6) Unter Berufung auf ihn rechnet Webel dieser Bauphase auch noch das „Brau- und Maltzhauß“ sowie mehrere Keller und Gewölbe mit ihren Obergebäuden hinzu.7) Es ist deshalb anzunehmen, daß die aufgefundene Platte ursprünglich von einem der genannten, Anfang des 18. Jahrhunderts teilweise wüst liegenden7) Gebäude stammt.

Textkritischer Apparat

  1. czv] tzu LfD Halle, Schmitt, BA Querfurt, Museumskatalog; zu BA Querfurt, Güthling. Das zweistöckige z, das aus zwei übereinandergestellten Quadrangeln besteht, von denen der untere in einer kurzen Zierlinie ausläuft, ist unter den oberen Bogenabschnitt des c gestellt.
  2. a(nno)] Der linke Teil des gebrochenen oberen a-Bogens verläuft als gerader Haarstrich unter Berührung des unteren gebrochenen Bogens zur Mitte des Schaftes. Über dem Buchstaben ein geknickter Kürzungsstrich, leicht beschädigt.
  3. d(omini)] Ohne Kürzungszeichen. Der linke Teil des Buchstaben beschädigt.
  4. ccc//c] Unterbrechung durch Helmzier.

Anmerkungen

  1. Vgl. BA Querfurt, Güthling 1991, S. 22; BA Querfurt, Museumskatalog, Inv.-Nr. V 2519 K3.
  2. Vgl. LfD Halle, Schmitt 1982, S. 1.
  3. Vgl. Siebmacher 6/6, 1884, S. 126, Taf. 83. Hier dagegen als Helmzier acht quergestreifte Fähnchen.
  4. Vgl. Schmitt 2002, S. 20. S. a. die Belege unter Nr. 32 mit Anm. 3, 4 u. 5.
  5. Vgl. Schneider [1654], S. 15f.; Webel [1714/15], S. 20; HB Eisleben, Biering 3, 1724, fol. 677r, 685v.
  6. Vgl. Schneider [1654], S. 15f.
  7. Vgl. Webel [1714/15], S. 20 Anm. g.

Nachweise

  1. BA Querfurt, Museumskatalog, Inv.-Nr. V 2519 K3.
  2. LfD Halle, Schmitt 1982, S. 3.
  3. BA Querfurt, Güthling 1991, S. 22.
  4. Schmitt 2002, S. 34.

Zitierhinweis:
DI 64, Querfurt, Nr. 33 (Ilas Bartusch), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di064l002k0003309.