Inschriftenkatalog: Ehemaliger Landkreis Querfurt

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 64: Querfurt (2006)

Nr. 17† Niedereichstädt (Gem. Langeneichstädt), Wartturm 1324 (?)

Beschreibung

Im Rahmen seines topographischen Staats-, Post- und Zeitungslexikons von Sachsen erwähnt August Schumann in der 1818 erschienenen Beschreibung Niedereichstädts, daß an dem dort befindlichen Wartturm eine Jahreszahl angebracht sei.1) Unabhängig davon bezeugen im Obereichstädter Localitäts- und Geschichtsverzeichnis vom 18. März 1828 Pfarrer Schneider und Ortsrichter Borscharke (?) eine andere Jahresangabe.2) Heute ist von einer solchen Inschrift nichts mehr wahrnehmbar.

Inschrift nach Schumann.

  1. 1324a)

Kommentar

Ein glaubwürdiges Indiz dafür, daß die von Schumann veröffentlichte Jahreszahl die zutreffende Überlieferung darstellen dürfte, fand sich auf einem mit „Memorial“ überschriebenen einzelnen Bogen aus dem Pfarrarchiv Langeneichstädt. Darauf hatte der Verfasser namens Täntzer um das Jahr 1704 die ihm bekannten Daten zur Geschichte Niedereichstädts zusammengestellt und u. a. notiert: „a(nn)o 1324. Soll die wahrte erbaut seyn.“3) Die Anführung eines so konkreten Jahres läßt sich durch die Existenz der hier nicht explizit erwähnten Inschrift gut erklären. Außerdem fällt auf, daß der Unterschied zu der im Localitäts- und Geschichtsverzeichnis mitgeteilten Jahresangabe lediglich in der Ziffernfolge besteht, so daß ein Schreibfehler durchaus in Betracht kommt.

Für die Datierung der Warte ist mit dieser Inschrift jedoch nur eine zeitliche Eingrenzung gewonnen, die eine spätere Entstehung ausschließt.4) Ob es sich um das eigentliche Baujahr oder das Zeugnis einer späteren Umgestaltung handelt, muß aufgrund bisher unterbliebener Bauforschungen offen bleiben. Neuß hält die Warte für älter.5) Für diese Annahme spricht auch ein Vergleich mit dem äußerst ähnlichen Bergfried der nahegelegenen Schönburg (Burgenlandkreis), in dem die Konsolen und Kämpfer eines Kamins in die Zeit um 1220/30 verweisen.6)

Textkritischer Apparat

  1. 1324] 1432 LHASA Merseburg, Landraths Acta. Vermutlich war die Jahresangabe in römischen Zahlzeichen ausgeführt, vgl. dazu allg. Kloos 1992, S. 63.

Anmerkungen

  1. Vgl. Schumann 5, 1818, S. 305; Neuß 1987 (La.), S. 267.
  2. Vgl. LHASA Merseburg, Landraths-Acta, fol. 85r: „Es steht gegen Mitternacht Ein alter Thurm, welches die Warthe genennet wird, woran eine Jahrzahl befindlich 1432 es sind aber keine Schriften daran (...).“
  3. Vgl. PfA Langeneichstädt, Memorial, o. S. Ich danke Herrn Backhaus, Langeneichstädt, für den Hinweis auf diese Quelle.
  4. Die bisher vorgenommenen Datierungsvorschläge der Warte liegen weit auseinander. Absurd frühe Ansätze stützen sich auf die Chronik vom 28. August 1849 aus dem Turmknopf der St.-Nikolai-Kirche im Ortsteil Obereichstädt (Gem. Langeneichstädt), in der es heißt, Heinrich I. habe die Errichtung des Bauwerks als Verteidigungsmaßnahme gegen die Ungarn angewiesen, vgl. Keutel 1982, S. 72f. S. a. Glaß 1992, S. 17; Marholz 1938, o. S. Denkmalpfleger hingegen halten eine Entstehung im 14. oder 15. Jahrhundert für wahrscheinlicher, vgl. Glaß 1992, S. 17 Anm. 1 (ohne Angabe der Namen).
  5. Vgl. Neuß 1987 (La.), S. 267.
  6. Vgl. Schmitt 2003, S. 63; Dehio 1999, S. 764; Pehla 1974, S. 553 (Abb. 48).

Nachweise

  1. Schumann 5, 1818, S. 305.
  2. LHASA Merseburg, Landraths Acta, fol. 85r.
  3. Neuß 1987 (La.), S. 267.

Zitierhinweis:
DI 64, Querfurt, Nr. 17† (Ilas Bartusch), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di064l002k0001705.