Inschriftenkatalog: Ehemaliger Landkreis Querfurt

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 64: Querfurt (2006)

Nr. 12† Nemsdorf (Gem. Nemsdorf-Göhrendorf), ev. Kirche (St. Georg) 13. Jh. (?)

Beschreibung

Glocke. Neuß’ Angaben zufolge hatte die 13 Zentner schwere Betglocke schon um 1670 Risse bekommen.1) Deshalb wurde sie am 27. August 1700 zerschlagen und am 21. September desselben Jahres umgegossen. Sie soll von „sehr alter länglicher Form“ gewesen sein und zählte deshalb vermutlich wie ihre „Schwester“ zu den Zuckerhutglocken.2) Damit sie geläutet werden konnte, hatte man ihrer Länge wegen das Mauerwerk des Turmes ausstemmen müssen.3) Nach Webel stammte sie gemeinsam mit dem dazugehörigen Glockenstuhl aus der Kirche zu Weidenbach (Stadt Querfurt).4)

Inschrift nach Webel.

Maße: H.: ca. 132 cm; Dm.: ca. 115,5 cm.

  1. + DUM TRAORa) AUDITE VOb) 6)

Übersetzung:

Hört, wenn ich geläutet werde, ich rufe (...)!

Versmaß: Beginn eines Leoninischen Hexameters.7)

Kommentar

Diese weit verbreitete Glockenrede findet sich im Raum Sachsen-Anhalt vor allem auf Glocken des 13. und 14. Jahrhunderts.8) Da es sich hierbei um eine Zuckerhutglocke gehandelt haben wird, läßt sich der Guß auf das 13. Jahrhundert eingrenzen.9)

Textkritischer Apparat

  1. TRAOR] Lies: TRAHOR. truor Schütz.
  2. VO] voce Schütz; voco vos ad sacra, venite Kdm., vgl. Anm. 6.

Anmerkungen

  1. Vgl. PfA Nemsdorf, Neuß 1939/48, S. 112. Er berichtigt damit eine Verwechslung Webels, vgl. Webel 1708, S. 9f.
  2. Vgl. PfA Nemsdorf, Neuß 1939/48, S. 112; zur „Schwester“ vgl. Nr. 3.
  3. Vgl. PfA Nemsdorf, Neuß 1939/48, S. 112.
  4. Vgl. Webel 1708, S. 10; PfA Leimbach, Chronik 1714/17, S. 81.
  5. Maße errechnet aus Angaben bei PfA Nemsdorf, Neuß 1939/48, S. 112: Länge: 2 Ellen; Umfang: 5,5 Ellen. Nach Nemsdorfer Maßeinheiten entsprach 1 Elle ca. 66 cm, vgl. ebd., S. 176.
  6. Nach dem bekannten Glockenspruch ergänzbar zu: DUM TRAOR AUDITE VOCO VOS AD SACRA VENITE; vgl. Nr. 28.
  7. Vor der Penthemimeres kommt es zu einer productio in arsi. Zur kurzen Endsilbe in VOCO vgl. Quicherat 1878, S. XIX–XXII; allg. zu diesem Phänomen in der antiken Literatur Hartenberger 1911.
  8. Zur Argumentation vgl. Nr. 28.
  9. Vgl. zur Datierung von Zuckerhutglocken in der Harzregion Peter 1998, S. 76–80.

Nachweise

  1. Webel 1708, S. 10.
  2. Schütz 1902, S. 548.
  3. Kdm. (Querfurt) 1909, S. 178.
  4. PfA Nemsdorf, Neuß 1939/48, S. 112.

Zitierhinweis:
DI 64, Querfurt, Nr. 12† (Ilas Bartusch), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di064l002k0001200.