Inschriftenkatalog: Stadt Düsseldorf

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 89: Stadt Düsseldorf (2016)

Nr. 69† St. Lambertus, † Stiftsplatz 4 1581, 1606, 16./17. Jh. (und später?)

Beschreibung

Dachgebälk des ehemaligen Hauses Stiftsplatz 4. 1869 hat der damalige Kaplan Mennen eine Reihe von Namen auf dem Gebälk des von ihm bewohnten Hauses aufgezeichnet. Auf dem nicht paginierten Zettel beginnen seine Notizen mit der Jahreszahl 1581 (A), darunter folgen in jeweils einer neuen Zeile, zentriert gesetzt und durch eine Linie voneinander getrennt, die Namen. Ob sich die Zahl 1581 nur auf den ersten oder die folgenden neun Namen bezieht, kann nicht mehr sicher bestimmt werden; ebenso wenig, auf wie viele Namen sich die nächste Jahreszahl 1606 bezieht, die in K hinter den Namen gesetzt wurde. Die Liste schließt mit der Zeichnung eines Wappens mit Hausmarke. Über die Art der Anbringung (eingeritzt, aufgemalt?) macht Mennen keine Angaben. Das Haus, das nach der Aufhebung des Stifts mit weiteren Gebäuden in der Stiftsimmunität von der Pfarrgemeinde erworben worden war, wurde 1961 mit weiteren Gebäuden an der Westseite des Stiftsplatzes abgerissen. Nur die aus dem 17. Jahrhundert stammende Backsteinfassade des dreigeschossigen und in sechs Achsen gegliederten Hauses blieb erhalten. An sie wurden Wohnhäuser und ein Gemeindezentrum angebaut.1)

Nach LAV NRW R, Slg. Guntrum, Abt. II, Nr. 88 (Aufzeichnungen Mennen).

Schriftart(en): Kapitalis (?).

  1. A

    1581

  2. B

    IOANNES GLABACHa)

  3. C

    IOANNES STEINGES

  4. D

    IOANNES CARNINGI(VS)b)

  5. E

    MAXIMILIANVc)

  1. F

    MICHAEL RAND[.]d)

  2. G

    PHILIPPVS CARNINGI(VS)b)

  3. H

    CASPARVS BEIENBVRG

  4. I

    IOANNES MACH

  5. J

    CIRIA

  6. K

    IOANNES POITT 1606e)

  7. L

    HERMANNVSf) LANTZBERGI(VS)b)

  8. M

    ANTONIVS DIPER

  9. N

    GVILIELMVS ALSFELDIVS

  10. O

    TILMANNVS

  1. P

    DERNERVSg) GEICH

  2. Q

    MATTHIAS DANIELI

  3. R

    HERMANNVS BVRICK

  4. S

    PETER WIT

  5. T

    GI[.]BEh) · I · TONSOR

  6. U

    MATTHIAS D.

  7. V

    IOSEPH RELLEAVX.

  8. W

    HEN(RICVS)i) SEVTTER ALIAS WESALIENSIS

  9. X

    I // Pj)

Wappen:
unbekannt2)

Kommentar

Mennen, um eine möglichst getreue Wiedergabe der Inschriften bemüht, hat sie in Kapitalis verzeichnet. Einige der in der Liste auftauchenden Familiennamen lassen sich im Trauregister der Lambertuskirche im 17. und/oder 18. Jahrhundert nachweisen.3) Möglicherweise handelt es sich um die Namen ehemaliger Schüler, denn in dem heute unter Stiftsplatz 4 und 5 geführten Gebäuden war mit hoher Wahrscheinlichkeit bis zur Verlegung zum Mühlenplatz das Düsseldorfer Gymnasium untergebracht. Dieses Gymnasium hatte Herzog Wilhelm V. 1545 neben der alten und mindestens seit 1392 durch das Düsseldorfer Stift und den Magistrat unterhaltenen Trivialschule am Stiftsplatz eingerichtet, weil die alte Lateinschule den veränderten Bildungsbedürfnissen nicht mehr gerecht wurde und vermehrt Beschwerden sowohl über die Schulmeister als auch ihre Methoden vorgebracht worden waren.4) 1625 übertrug Pfalzgraf Wolfgang Wilhelm vier Tage vor der Grundsteinlegung für das neue Schulgebäude der Jesuiten am Mühlenplatz (Nr. 147) dem Stiftskapitel den südlichen Teil für ein Kanonikerhaus; den nördlichen Teil erhielt die Stadt für eine „kinderschull“.5) Allerdings wurden die Bauarbeiten am Mühlenplatz sehr rasch wieder eingestellt, so dass die Verlegung des Gymnasiums an die Mühlenstraße erst im Jahr 1655 stattfand.6) 1657 schließlich erwarb das Stift von Bürgermeister und Rat der Stadt das gesamte Gebäude.7)

Wohl nicht mehr klären lässt sich, in welchem Zusammenhang eine 1916 von Schumacher erwähnte Jahreszahl auf einem Dachbalken des Hauses (Nr. 110) zu den von Kaplan Mennen verzeichneten Namen und Daten gestanden hat. Mennen seinerseits hat die Jahreszahl 1601 nicht gesehen. Denkbar ist jedoch, dass die Angaben sich auf die beiden unterschiedlichen Teile des Gebäudes beziehen.

Textkritischer Apparat

  1. Sic!
  2. Kürzung durch vs-Haken.
  3. Sic, ohne Kürzungszeichen.
  4. Kaplan Mennen vermerkt: RAND (E oder U). Offenbar konnte er den letzten Buchstaben nicht eindeutig erkennen.
  5. Zwischen POITT und 1606 eine Zeichnung (eine vierblättrige Rosette in einem Kreis ?), die vielleicht auf das unter der Namensliste wiedergegebene Wappen verweist.
  6. Davor ein nicht zu identifizierendes Zeichen, vielleicht ein falsch ausgeführter Buchstabe, der getilgt wurde.
  7. Sic!
  8. Zwischen GI und BE ein linksschräger Schaft.
  9. Kürzung durch Doppelpunkt.
  10. Vielleicht aufzulösen zu IOANNES POITT.

Anmerkungen

  1. Zur Geschichte des Hauses vgl. Greb, Geschichte, S. 69, 74f., 77 u. 80; Heimeshoff, Häuser, Bd. 1, S. 237.
  2. Marke Nr. 5. Vielleicht handelt es sich um die Hausmarke des Johannes Poitt, dessen Name mit einer kleinen Zeichnung versehen war.
  3. Strahl, Trauregister, Bd. 5, S. 7 (Alsfelt), 29 (Beienburg), 95 (Burich/-ick/-ig/-ik), 202–204 (Daniels), 300 (Geich), 312f. (Gladbach), 474 (Mach), 580 (Pot), 727 (Steingen), 797 (Wit).
  4. Zur Geschichte des Düsseldorfer Gymnasiums vgl. die zusammenfassenden Darstellungen bei v. Looz-Corswarem, Gymnasium, und bei Brzosa, Geschichte, S. 280–290 mit den entsprechenden Quellenangaben; zur Lage der Schule am Stiftsplatz bes. S. 281 Anm. 225. Ausführlicher mit Angaben zu Inhalten, Personal etc. Kniffler, Jesuiten-Gymnasium. Vgl. auch die Angaben im Kommentar zu Nr. 59.
  5. Die Urkunde vom 4. Oktober 1625 ist als „Anlage II“ abgedruckt bei Ferber, Landsteuerbuch, S. 62–64; ausführliches Regest bei Höroldt, Inventar St. Lambertus, Nr. 107.
  6. Vgl. dazu die Angaben im Kommentar zu Nr. 147.
  7. Höroldt, Inventar St. Lambertus, Nr. 147.

Nachweise

  1. LAV NRW R, Slg. Guntrum, Abt. II, Nr. 88, ohne Paginierung (Aufzeichnungen Kaplan Mennen vom 4. Mai 1869).

Zitierhinweis:
DI 89, Stadt Düsseldorf, Nr. 69† (Ulrike Spengler-Reffgen), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di089d008k0006901.