Inschriftenkatalog: Stadt Düsseldorf

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 89: Stadt Düsseldorf (2016)

Nr. 10† Kaiserswerth, † St. Walburgis 1200

Beschreibung

Südwand. Angaben über die Art der Ausführung und Maße der Inschrift sind nicht überliefert.1) Die Stiftungsinschrift war an der Südseite der Kirche angebracht2) und ging bei der Zerstörung der Kirche 1688 verloren.

Der Text ist lediglich in einem im PfA St. Suitbertus Rheinbrohl befindlichen Kopiar durch eine Eintragung des früheren Kaiserswerther Kanonikers und Rheinbrohler Pfarrers Robert Spee vom Beginn des 17. Jahrhunderts überliefert. Alle weiteren Wiedergaben gehen direkt oder indirekt auf diese Quelle zurück.

Nach dem Rheinbrohler Kopiar.

  1. Anno dominicae incarnationis 1200 Albero laicus comparavit a Conrado Leyen et filio eius Henrico in Vnckelea) vineam quae dicitur Lincenßdaleb) iuxta fontem quae solvit annuatim amam vini et contulit eam sanctae Walburgi pro remedio animae suae et uxoris suae Hildegundis et parentum suorum ad nocturnum lumen praesentis ecclesiae amen

Übersetzung:

Im Jahr der Menschwerdung des Herrn 1200 hat der Laie Albero von Konrad Leyen und dessen Sohn Heinrich in Unkel einen Weinberg, der Lincensdale genannt wird, in der Nähe der Quelle erworben. Dieser erbringt jährlich einen Ohm Wein. Und er hat ihn der heiligen Walburgis zu seinem Seelenheil und dem seiner Ehefrau Hildegund und seiner Eltern zur nächtlichen Beleuchtung dieser Kirche übertragen. Amen.

Kommentar

Es handelt sich um die einzige bislang nachweisbare Urkundeninschrift im Düsseldorfer Bestand.3) Eine entsprechende Urkunde liegt zwar nicht vor, doch trifft auch in diesem Fall vermutlich die von Müller in seiner Untersuchung über Urkundeninschriften getroffene Feststellung zu, dass „bei fast allen Urkundeninschriften Deutschlands … die Existenz eines gesonderten Originals sicher oder doch sehr wahrscheinlich“ ist und die Inschrift nicht als Originalurkunde über das Rechtsgeschäft anzunehmen ist.4)

Ein Laie Albero wird bereits 1181 in einer Urkunde des Stiftes Kaiserswerth unter den Zeugen aufgeführt.5)

Die Walburgiskirche6) lag in unmittelbarer Nähe der Georgskirche in der durch einen Wasserlauf, den Vlie, von der Stadt abgetrennten Vorstadt auf der Kreuzberg genannten Erhebung. Als ihren Gründer nennt das Memorienverzeichnis des Kaiserswerther Stiftes den Presbyter Rabrat,7) der sie zwischen 1050 und 1100 erbauen und der hl. Walburgis weihen ließ. Im 15. und 16. Jahrhundert ist ihre Funktion als Pfarrkirche belegt. Für die mehrfach anzutreffende Behauptung, die Pfarre sei 1236 von der Kaiserswerther Pfarre abgetrennt worden, liegen jedoch keine Belege vor.8) Der Pfarrbezirk umfasste den außerhalb der Befestigung gelegenen Teil von Kaiserswerth und Einbrungen, Rath, Lohausen und Hasselbeck. Nach der Besetzung von Kaiserswerth durch französische Truppen im Jahr 1688 wurde die Walburgiskirche aus fortifikatorischen Gründen – sie lag im Schussfeld der Pfalz – im November gesprengt und abgebrochen.9) Es sind keine baulichen Überreste erhalten.10)

Textkritischer Apparat

  1. Vurkele Terwelp, Clemen.
  2. Liucensdale Terwelp, Clemen.

Anmerkungen

  1. PfA St. Suitbertus Rheinbrohl, Kopiar Kaiserswerth, S. 115: „repiritur scriptum ut sequitur“. Ob sich diese Angabe auf eine in Stein gehauene oder auf die Wand geschriebene Inschrift bezieht, kann auch im Vergleich mit den weiteren in dieser Handschrift überlieferten Inschriften (Nrn. 1, 3, 4, 5, 7, 8, 9, 11, 12 und 16) nicht entschieden werden. Allerdings handelt es sich bei der Mehrzahl der bis zum Beginn des 13. Jahrhunderts überlieferten Bauinschriften des Erzbistums Köln sowie der Urkundeninschriften um Inschriften in Stein. Vgl. dazu die Kataloge bei Funken, Bauinschriften, und Müller, Urkundeninschriften, sowie ebd. S. 17f.
  2. PfA St. Suitbertus Rheinbrohl, Kopiar Kaiserswerth, S. 115: „In latere templi montis crucis versus meridiem.“
  3. Zu Urkundeninschriften vgl. Müller, Urkundeninschriften.
  4. Müller, Urkundeninschriften, S. 22f., das Zitat S. 22.
  5. Kelleter, UB Kaiserswerth, Nr. 15.
  6. Zum Folgenden ausführlich Classen, Zerstörung, sowie Brzosa, Geschichte, S. 47–51; knappe Zusammenfassung bei Kubach/Verbeek, Baukunst, Bd. 1, S. 432.
  7. Lacomblet, Memorienbücher, S. 122.
  8. Dazu Classen, Zerstörung, S. 265 Anm. 1, sowie Brzosa, Geschichte, S. 47 Anm. 170.
  9. Classen, Zerstörung, S. 267–269; Brzosa, Geschichte, S. 48f.
  10. Allerdings sollen 1962 bei Grabungen Fundamente angeschnitten worden sein. Dazu Achter, Düsseldorf-Kaiserswerth, S. 27.

Nachweise

  1. PfA St. Suitbertus Rheinbrohl, Kopiar Kaiserswerth, S. 115.
  2. Terwelp, Kaiserswerth, S. 130 (nach Rheinbrohler Kopiar).
  3. Clemen, KDM Düsseldorf, S. 139 (nach Terwelp).
  4. Kelleter, UB Kaiserswerth, S. XLIV (nach Rheinbrohler Kopiar).
  5. Müller, Urkundeninschriften, S. 74f., Nr. 18 (Regest).
  6. Funken, Bauinschriften, Nr. 27, S. 145f. (nach Rheinbrohler Kopiar).

Zitierhinweis:
DI 89, Stadt Düsseldorf, Nr. 10† (Ulrike Spengler-Reffgen), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di089d008k0001002.