Inschriftenkatalog: Stadt Düsseldorf

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 89: Stadt Düsseldorf (2016)

Nr. 218 Privatbesitz (16[..])/vor 1653?

Beschreibung

Grabplatte. Sie stand vermutlich auf dem 1806 aufgegebenen und geräumten Neuen Friedhof vor dem Ratinger Tor1) und befindet sich heute im Radraum einer ehemaligen Mühle in Ratingen. Die Platte ist im ersten und zweiten Wandabschnitt oben waagerecht in der Wand liegend eingemauert; an der linken Langseite ist die Platte zu fast 40% der Gesamtbreite durch die Decke verdeckt, außerdem wurde auf der Höhe des zweiten Sterbevermerkes2) ein 24 cm breiter Pfeiler vor die Platte gesetzt, der zu einem Textverlust von vermutlich vier Zeilen führt. Der sichtbare Teil der Platte ist z. T. beschädigt. Im oberen Teil der Platte finden sich zwei durch Schriftwechsel voneinander abgesetzte religiöse Mahnungen in Form von Bibelzitaten (A, B), darunter ist in einem eingetieften Feld ein von einem aufrecht stehenden Tier gehaltener runder, gespaltener Wappenschild mit zwei Hausmarken (eine mit Initialen, E) erhaben ausgehauen. In der unteren Hälfte befinden sich unter einer Arkade zwei Sterbevermerke (C, D); in dem ersten sind das Sterbedatum und die Angabe des Lebensalters nicht ausgeführt worden. In einem umlaufenden eingetieften Feld erhaben ausgehauen florale Ornamente, die auf der sichtbaren rechten Langseite in der Mitte durch einen Totenschädel unterbrochen werden.

Maße: H. 221 cm; B. (68 cm); Bu. 3,1 cm.

Schriftart(en): Fraktur (A, C und D), Kapitalis (B, E).

AWK NRW, Arbeitsstelle Inschriften (Sonja Hermann) [1/2]

  1. A

    [– – –]a) m[e]nsch jn [..]r[.]i[.] / [– – – e]rdena) vnd sein / [– – –]a) wie eines Taglohners / [– – –] Hiob 7.3)

  2. B

    [– – –]a) MICH BEDENCKE(N) DAS ICH / [– – –]a) AVFF DAS ICH KLVG WIRD4)

  3. C

    [A(nn)]o 16<..>b) den / <– – –>c) Ist in de[.] / [– – –] der / [– – –]haffte Reinhardt / [– – –] seines alters <..>d) Jar

  4. D

    [– – –]e) / [– – –] / [– – –] / [– – –] / [– – –]s 38 · Jahr

  1. E

    T R M5)

Wappen:
unbekannt5), unbekannt6)

Kommentar

Die in dem ersten Sterbevermerk nicht ausgeführten Angaben lassen darauf schließen, dass es sich hier um eine nach dem Tod der Ehefrau oder eines anderen Familienangehörigen des Reinhard angefertigte Platte handelt. Offensichtlich bestand die Absicht, die Angaben nach dem Tod des Reinhard zu ergänzen. Aufgrund der lückenhaften Angaben konnten die Namen der Verstorbenen nicht ermittelt werden.

Textkritischer Apparat

  1. Fehlstelle von ca. 14 Buchstaben.
  2. Die beiden folgenden Ziffern nicht ausgeführt.
  3. Das Datum nicht ausgeführt.
  4. Die Altersangabe nicht ausgeführt.
  5. In dieser Zeile sind neben dem Pfeiler noch die oberen Endungen der Buchstaben zu sehen, jedoch nur in einem Maße, das keine Rekonstruktion des Textes erlaubt.

Anmerkungen

  1. Zu diesem Friedhof, der spätestens seit 1624 auch von beiden protestantischen Gemeinden genutzt wurde, vgl. Zacher, Friedhöfe, S. 48–50. Zacher (ebd., S. 50) vermutet ebenso wie bereits 1943 Frechen (LAV NRW R, Nachlass Frechen, Inschriften H. 2, Bl. 53; Frechen hat wohl nur die Grabsteine im Außenbereich der Mühle gesehen), dass die protestantischen Steine und Platten bei und in der Mühle von diesem Friedhof stammen. S. dazu auch Kap. 2.1.4 der Einleitung.
  2. Nach 142 cm der Gesamtlänge.
  3. Hi 7,1 in der Fassung der Lutherbibel: „Mvs nicht der Mensch jmer im Streit sein auff Erden / vnd seine tage sind / wie eines Taglöners?“
  4. Nach Ps 90,12 in der Fassung der Lutherbibel: „Lere vns bedencken / das wir sterben müssen / Auff das wir klug werden.“
  5. Marke Nr. 31.
  6. Marke Nr. 32.

Zitierhinweis:
DI 89, Stadt Düsseldorf, Nr. 218 (Ulrike Spengler-Reffgen), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di089d008k0021808.