Inschriftenkatalog: Stadt Düsseldorf

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 89: Stadt Düsseldorf (2016)

Nr. 206 St. Andreas um 1650

Beschreibung

Schalldeckel der Kanzel. Holz, farbig gefasst. Die Kanzel, am vorderen östlichen Langhauspfeiler angebracht, wurde von den Jesuiten Johannes Wolf und Johannes Hoen geschaffen. Am Treppenaufgang vier Grisaillebilder mit Darstellungen der Evangelisten und ihrer Symbole. Im Unterhang des Kanzelkorbs geflügelte Engelsköpfe und Fruchtgehänge, am Korb in Nischen die Statuen Johannes d. T. und Jesu Christi als Salvator mundi sowie der hll. Paulus und Andreas, zwischen den Nischen Engelhermen und Fruchtgehänge. Am Schalldeckel auf den fünf Seiten des Gebälks geflügelte Engelsköpfe; an der Unterseite eine illusionistische Architekturmalerei. Auf den oberen Kanten des Gebälks Flammenvasen und oberhalb der Engelsköpfe jeweils ein Volutengiebel; darin in als Lorbeerkränze gestalteten Medaillons in Gold auf Grün gemalte Nomina sacra, abwechselnd in Form eines Jesus- oder Marienmonogramms (A–E). Die Kanzel wird bekrönt von einer Statue des hl. Michael. Nach einer von Juni 1993 bis Juli 1994 durchgeführten Restaurierung, bei der der Firnis einer 1960 durchgeführten Maßnahme entfernt und die Kanzel „behutsam“ retuschiert wurde, ist sie „in ihrer ursprünglichen Fassung“ zu sehen.1)

Schriftart(en): Kapitalis. 2)

AWK NRW, Arbeitsstelle Inschriften (Gerda Hellmer) [1/2]

  1. A

    IHSa)3)

  2. B

    MAR(IA)b)

  3. C

    IHSa)3)

  4. D

    MAR(IA)b)

  1. E

    IHSa)3)

Kommentar

In den Jesusmonogrammen sind die Schäfte von I und H sowie der Mittelteil des S mit einem Knoten verziert; die Schaftenden sind eingeschnürt. An den Schaft- und Bogenenden sind zu beiden Seiten dünne Zierstriche nach außen gezogen. In den Marienmonogrammen sind jeweils die Schrägschäfte des A so in das M eingestellt, dass dessen Mittelteil gleichzeitig einen gebrochenen Mittelbalken des A bildet. Zudem bildet ein Teil des rechten Schaftes von M den Schaft des kleiner ausgeführten R. Die Cauda des R ist gewölbt, der Bogen geht an beiden Berührungspunkten nach links über den Schaft hinaus, das obere Bogenende ist nach rechts umgebogen. Auf der gegenüberliegenden Seite am linken Schaft des M wurde ein Zierelement hinzugefügt, das die Form eines Stängels mit schmalen Blättern besitzt und an zwei Stellen nach rechts über den Schaft hinausgeht. Ob es als A zu lesen ist oder nur zur Dekoration als Gegenstück zum R ausgeführt worden ist, kann nicht entschieden werden. M und das darin verschränkte A sind mit einer Linksschrägenverstärkung ausgeführt.

Die Kanzel wurde errichtet durch die beiden aus Kitzingen bzw. Würzburg stammenden Jesuitenfratres Johannes Wolf4) und Johannes Hoen.5) Wolf hat auch die Statuen an den Seitenwänden und mit Hoen gemeinsam die beiden Seitenaltäre gefertigt.6) Datiert wird die Kanzel auf „um“ oder „gegen 1650“.7)

Bei Arbeiten in der Kirche um die Mitte des 18. Jahrhunderts ist um 1752/53 die Kanzel „mit Gold und Farben illuminiert“8) worden. Ob es sich dabei um eine farbliche Veränderung oder nur eine Auffrischung gehandelt hat, ist nicht ersichtlich.

Textkritischer Apparat

  1. Befund: Über dem Balken des H ein Kreuz, unter IHS ein Herz mit drei Nägeln.
  2. Befund: Über dem Monogramm eine Krone, unter dem Monogramm ein Herz, das von einem Schwert durchstoßen wird.

Anmerkungen

  1. Stevens, Restaurierungsarbeiten, S. 135, die Zitate ebd.
  2. Die Maße des Trägers sowie die Buchstabenhöhe konnten aufgrund der Größe des Trägers nicht ermittelt werden.
  3. Zu den unterschiedlichen Möglichkeiten, dieses Monogramm aufzulösen, s. Kap. 1 der Einleitung.
  4. Zu Wolf Braun, Kirchenbauten, S. 205f.; Thieme/Becker 36, S. 208.
  5. Zu Hoen Braun, Kirchenbauten, S. 206; Thieme/Becker 17, S. 208.
  6. Vgl. dazu z. B. Braun, Kirchenbauten, S. 206; Schnell, Düsseldorf. St. Andreas, S. 5; Büchner, St. Andreas, S. 10–15; Wiener, Düsseldorf. St. Andreas, S. 18–21.
  7. „um 1650“: Büchner, St. Andreas, S. 15; Wiener, Düsseldorf. St. Andreas, S. 20. „gegen 1650“: Schnell, Düsseldorf. St. Andreas, S. 13; ebd., S. 5 „vor 1650“. Braun, Kirchenbauten, S. 206, vermutet „noch vor 1650“, während Wolf, Mausoleum, S. 66, den Zeitraum „1650–1655“ angibt.
  8. So nach der Wiedergabe eines Berichtes von 1754 über die durchgeführten Arbeiten bei Wolf, Mausoleum, S. 73.

Zitierhinweis:
DI 89, Stadt Düsseldorf, Nr. 206 (Ulrike Spengler-Reffgen), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di089d008k0020605.