Inschriftenkatalog: Stadt Düsseldorf

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 89: Stadt Düsseldorf (2016)

Nr. 177† St. Lambertus 1641

Beschreibung

Bleisarg der Maria Amalia von Pfalz-Zweibrücken in der Fürstengruft. Nach einer wahrscheinlich um 1809 verfassten Beschreibung1) war sie in einem Holzsarg beigesetzt, der sich in einem polierten Bleisarg befand, der wiederum von einem Holzsarg umgeben war. Aufgrund der Feuchtigkeit in der Gruft war das Holz zum Zeitpunkt der Beschreibung zum größten Teil verfault. Der ebenfalls beschädigte Bleisarg,2) auf dem der Beisetzungsvermerk angebracht war, wurde 1809 mit weiteren Bleisärgen aus der Fürstengruft verkauft.3) Über Schrift und Gestaltung der Inschrift sowie Form und weiteren Schmuck des Sarges ist nichts bekannt.4)

Nach PfA St. Lambertus Düsseldorf-Altstadt, Akten 747, fol. 77r.

  1. Illustrissima p(ia) p(rinceps)a) Maria Amalia filia serenissimorum principumb) Joannisc) et Lovisaed) comitum Palatinorume) Rheni Bavaricif) Juliae Cliviae et Montium ducum nata Bipontig) anno Domini MDCXXII sepulta anno Ch(ris)tih) MDCXLI

Übersetzung:

Die erlauchteste, fromme Fürstin Maria Amalia, Tochter der durchlauchtigsten Fürsten Johannes und Luise, Pfalzgrafen bei Rhein, Herzöge von Bayern, Jülich, Kleve und Berg, geboren zu Zweibrücken im Jahr des Herrn 1622, begraben im Jahr Christi 1641.

Kommentar

Die Gebeine, die 1809 achtlos in der Gruft zurückgelassen wurden, wurden gemeinsam mit den Gebeinen der weiteren dort beigesetzten Personen 1820 in einen Bleisarg gelegt, der sich noch heute, mit einer entsprechenden Inschrift versehen, in der Gruft befindet.5)

Maria Amalia, geboren am 19. Oktober 1622, war die jüngste Tochter Johanns II., Pfalzgraf bei Rhein und Herzog von Zweibrücken, und seiner Gemahlin Luise, geborene Prinzessin von der Pfalz, Tochter Kurfürst Friedrichs IV.6) Nachdem 1635 die Residenzstadt Zweibrücken durch kaiserliche Truppen zerstört worden war,7) ging sie mit ihren Eltern nach Metz ins Exil, dann vermutlich mit ihrer Mutter nach dem Tod Herzog Johanns im selben Jahr nach Meisenheim. Sie starb am 11. Juni 16418) in Düsseldorf, wo sie sich seit dem Tod der Mutter 1640 gemeinsam mit ihrer Schwester Anna Sibylla am Hofe ihrer Schwester Catharina Charlotte und deren Gemahls, des Pfalzgrafen Wolfgang Wilhelm, aufhielt.

Die Beisetzung der reformierten Schwägerin des Pfalzgrafen in der Fürstengruft der Lambertuskirche wurde zunächst von den Kanonikern der Stiftskirche verweigert, die sich „beschwert“ fanden und Wolfgang Wilhelm um Entscheidung baten. Sie erhielten darauf eine Antwort wohl vom Kölner Erzbischof oder – die Quellenangaben sind nicht ganz eindeutig – vom Herzog. Der Antwortende jedenfalls verhielt sich in dieser Angelegenheit „indefinite“ und ließ lediglich durch einen Dritten unter Verweis auf die Unvermeidbarkeit des Begräbnisses ausrichten, die Kanoniker mögen nicht mitwirken und sich nicht sehen lassen, sondern sich „tacite et permissive“ verhalten.9) Eine verschiedentlich erwähnte Dispens10) wurde nicht gefunden. Anna Sibylla verstarb nur wenige Monate später ebenfalls in Düsseldorf, wurde aber im April 1642 in der Meisenheimer Schlosskirche in der Stephansgruft beigesetzt.11)

Das Formular der Inschrift weist große Übereinstimmung mit dem Wortlaut der Inschriften auf den Särgen ihrer Schwestern Anna Sybilla12) und Catharina Charlotte (Nr. 207) auf.

Textkritischer Apparat

  1. p(ia) p(rinceps)] Diese Auflösung von p.p. ist nicht gesichert. Vielleicht aufzulösen zu piissima?
  2. prircipum Demian.
  3. Johannis Strauven.
  4. Lovisiae Mindel, Demian, Bayerle.
  5. plalatinorum PfA St. Lambertus Düsseldorf-Altstadt, Akten 747.
  6. bavarii Mindel, Demian; Bavariae Bayerle.
  7. Bipontini korrigiert zu Biponti PfA St. Lambertus Düsseldorf-Altstadt, Akten 747; Bipontini Bayerle.
  8. Buchstabenbestand: Xti. PfA St. Lambertus Düsseldorf-Altstadt, Akten 747, Mindel, LAV NRW R, Reg. Düsseldorf, Nr. 13210, Demian, Strauven.

Anmerkungen

  1. PfA St. Lambertus Düsseldorf-Altstadt, Akten 747, foll. 76r–77v. Es werden insgesamt sechs in der Fürstengruft befindliche Särge in ihrem Erhaltungszustand beschrieben. Zum Sarg Herzog Wilhelms V. wird der Standort angegeben, außerdem die zugehörige Wandinschrift im Wortlaut aufgeführt. Der Verfasser scheint die Gruft persönlich gesehen zu haben. Ob die vorliegende Fassung die ursprüngliche ist oder auf einer Vorlage beruht, konnte nicht geklärt werden. Die weitere Überlieferung zu den Inschriften in der Gruft, die in keiner Fassung so ausführlich ist wie in der vorliegenden, beruht mit hoher Wahrscheinlichkeit auf diesem Text.
  2. Ebd., fol. 77r: „… auf dem polirten durch die feuchtigkeit des holtz sich gantz auseinander gegebenen bleyernen sarg“.
  3. Zum Verkauf der Särge 1809 vgl. LAV NRW R, Reg. Düsseldorf, Nr. 13210, ohne Paginierung, mit der Rechnung aus dem Erlös in Höhe von 317 Reichstalern(?).
  4. Da sowohl der Sarg ihrer ebenfalls in der Fürstengruft beigesetzten Schwester Catharina Charlotte (Nr. 207) als auch die Särge ihrer Mutter und einer weiteren Schwester, die in der Meisenheimer Schlosskirche ihre letzte Ruhe fanden (s. unten Anm. 11), verloren sind, fehlen Vergleichsbeispiele.
  5. LAV NRW R, Reg. Düsseldorf, Nr. 13210 zum Gesamtvorgang und mit dem Text der Inschrift von 1820.
  6. Vgl. Europ. Stammtafeln, N. F. I,1, Taf. 99; zu Johann II. Volker Press, Art. Johann II., Pfalzgraf bei Rhein, Herzog von Zweibrücken, in: NDB 10 (1974), S. 514f.
  7. Vgl. dazu und zum Folgenden Natorp, Geschichte, S. 66f.; DI 34 (Bad Kreuznach), Nr. 543.
  8. Nach Europ. Stammtafeln, N. F. I,1, Taf. 99; nach LAV NRW R, Hss. N I 6 Nr. V 1a, fol. 3r am 15. Juni; hier allerdings auch falsch als Clara Amelia aufgeführt.
  9. PfA St. Lambertus Düsseldorf-Altstadt, Akten 747, fol. 77r–v. Vgl. Bayerle, Kirchen, S. 60. Keller, Begräbnisstätte, S. 221, weist darauf hin, dass die Antwort durch den Dritten von der „Churfürstlichen Durchlaucht“ [= Kölner Erzbischof] stamme. Unmittelbar voraus geht in den Akten jedoch eindeutig die Anfrage an den Pfalzgrafen.
  10. Vgl. z. B. Strauven, Mausoleen, S. 9; Dattenfeld, St. Lambertuspfarre, S. 22.
  11. DI 34 (Bad Kreuznach), Nr. 543. Dort ist auch die Mutter, die in der Inschrift genannte Herzogin Luise von Pfalz-Zweibrücken, bestattet worden (ebd., Nr. 542).
  12. Ebd., Nr. 543.

Nachweise

  1. PfA St. Lambertus Düsseldorf-Altstadt, Akten 747, foll. 77r u. 81r.
  2. Mindel, Wegweiser, S. 61.
  3. LAV NRW R, Reg. Düsseldorf, Nr. 13210, ohne Paginierung.
  4. Demian, Handbuch, S. 343.
  5. Bayerle, Kirchen, S. 60.
  6. Strauven, Mausoleen, S. 9.

Zitierhinweis:
DI 89, Stadt Düsseldorf, Nr. 177† (Ulrike Spengler-Reffgen), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di089d008k0017706.