Inschriftenkatalog: Stadt Düsseldorf

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 89: Stadt Düsseldorf (2016)

Nr. 165† Heerdt, St. Benedikt 1637

Beschreibung

Glocke der Gießer Josef Michelin und Peter Dron. Bronze. Die 1911 noch vorhandene,1) im Ersten Weltkrieg abgegebene,2) größere von zwei für Heerdt bekannten Glocken war mit einer Widmung mit Datum (A) und einer Glockenrede (B, Funktionsangabe und Meisterinschrift) sowie mit einem Bild der Gottesmutter geschmückt.3) Maße und weitere Angaben zum Aussehen sind nicht bekannt.

Nach Pick.

  1. A

    Deo vni et trino ad honorem s(ancti) Benedicti abbatis patroni nostria) a(nn)o 1637 pastore Godefr(ido) Kesselliob)

  2. B

    Vivos voco mortvos sepelio tonitrva pelloIosephvs Michelinc) et Petrvs Dron me fecervnt

Übersetzung:

Dem dreieinigen Gott zu Ehren des heiligen Abtes Benedikt, unseres Patrons, im Jahr 1637, unter dem Pfarrer Gottfried Kessel. (A)

Die Lebenden rufe ich, die Toten begrabe ich, die Donner vertreibe ich. Joseph Michel und Peter Dron haben mich gemacht. (B)

Kommentar

In einem im Nachlass Strauven erhaltenen Zeitungsartikel aus dem Jahr 1891 werden als Worttrenner Punkte auf der Zeile angegeben.

Zur Geschichte der Heerdter Glocken des 17. Jahrhunderts vgl. Nr. 122.

Die Glocke ist dem Patron der Heerdter Kirche, dem hl. Benedikt, geweiht. Das im Erzbistum Köln singuläre Benediktspatrozinium lässt sich dadurch erklären, dass die Kirche ihren Ursprung mit hoher Wahrscheinlichkeit dem Neusser Benediktinerinnenkloster, dem späteren Quirinusstift, verdankt, dessen Äbtissin das Patronatsrecht innehatte.4) Der in der Inschrift A genannte Gottfried Kessel war von 1626 bis 1650 Pfarrer in Heerdt.5)

Der lothringische Gießer Peter Dron hat ein Jahr zuvor in einer Gießergemeinschaft mit Claudius Poincaret wahrscheinlich insgesamt vier Glocken für die Kirchen in Schwarzrheindorf und Vilich (beide Stadt Bonn) sowie Morenhoven (Gem. Swisttal, Rhein-Sieg-Kreis) und St. Peter in Zülpich gegossen.6) Für Joseph Michelin, ebenfalls ein lothringischer Wandergießer, sind neben der Heerdter Glocke im Rheinland weitere Güsse für Repelen (Stadt Moers, Kreis Wesel; mit Franz Hemony) 16367) sowie 1638 für Dormagen (Rhein-Kreis Neuss)8) und Auenheim (Stadt Bergheim, Rhein-Erft-Kreis, mit Mamertus Formica)9) belegt, bevor er zwischen 1638 und 1669 hauptsächlich im westfälischen Raum gearbeitet hat.10)

Textkritischer Apparat

  1. nostri] fehlt StA Düsseldorf, Nachlass Strauven, Karton 4, Mappe 15, Bl. 608r; Clemen, Mosler.
  2. KESSELIO StA Düsseldorf, Nachlass Strauven, Karton 4, Mappe 15, Bl. 608r; Mosler, Maercker.
  3. Mechelin Mosler.

Anmerkungen

  1. Mosler, Vergangenheit, S. 180.
  2. Maercker, Entwicklung, S. 62; Achter/Schloßmacher, St. Benediktus, S. 3. Allerdings gibt Schloßmacher, Anfänge, S. 49, 1980 noch an, dass von beiden Glocken des 17. Jhs. „noch einige Bruchstücke erhalten“ seien.
  3. Beschreibung nach den im Nachlass Strauven enthaltenen Artikeln und Pick, Glocken-Inschriften, S. 413.
  4. Dazu Brzosa, Geschichte, S. 137f.; Maercker, Entwicklung, S. 53; Heimeshoff, Häuser, Bd. 2, S. 12.
  5. Maercker, Entwicklung, S. 54; Brzosa, Geschichte, S. 140 Anm. 663.
  6. Die Einzelnachweise in DI 50 (Bonn), Nr. 185.
  7. Die Kunstdenkmäler des Kreises Moers, hg. von Paul Clemen (Die Kunstdenkmäler der Rheinprovinz 1,3), Düsseldorf 1892, S. 49.
  8. Clemen, KDM Neuss, S. 13.
  9. Clemen, KDM Bergheim, S. 14.
  10. Art. Michelin, Joseph, in: Thieme/Becker 24, S. 529; Poettgen, 700 Jahre, S. 182 Anm. 725; Peter, Westfalen, S. 18. Zu den rheinischen Glocken auch Renard, Glocken, S. 71.

Nachweise

  1. Pick, Glocken-Inschriften, S. 413.
  2. StA Düsseldorf, Nachlass Strauven, Karton 4, Mappe 15, Bl. 607v (Zeitungsartikel vom 16. November 1872) u. Bl. 608r (Artikel aus dem Generalanzeiger für Düsseldorf und Umgebung, Beilage Illustriertes Sonntagsblatt vom 26. April 1891).
  3. Clemen, KDM Neuss, S. 25.
  4. Mosler, Vergangenheit, S. 181.
  5. Maercker, Entwicklung, S. 54.

Zitierhinweis:
DI 89, Stadt Düsseldorf, Nr. 165† (Ulrike Spengler-Reffgen), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di089d008k0016503.