Inschriftenkatalog: Stadt Düsseldorf

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 89: Stadt Düsseldorf (2016)

Nr. 144† † Friedhof vor dem Ratinger Tor 1624

Beschreibung

Grabstein oder -platte für Philipp Poppinghaus mit Sterbevermerk in Form eines Chronogramms. Der Wortlaut ist überliefert im Protokoll des Presbyteriums der Reformierten Gemeinde vom 12. Oktober 1624. Die Ausführung als Inschrift ist durch die Angabe, sie sei „sepulcro inscriptum“,1) gesichert. Über Material und Gestaltung liegen keine weiteren Angaben vor.2)

Nach den Protokollen des Presbyteriums.

  1. QVInta heI septeMbrIs ConstantI peCtorea) ConstansVerbI CaeLestIsb) praeCo PhILIppVs obIt

Übersetzung:

Wehe! Am 5. September starb mit festem Mut Philippus, der standhafte Verkündiger des himmlischen Wortes.

Versmaß: Elegisches Distichon (als Chronodistichon).

Datum: 5. September 1624.

Kommentar

Philipp Poppinghaus, geboren um 1580,3) war seit Beginn des Jahres 1610 Pfarrer der reformierten Gemeinde zu Düsseldorf4) und Teilnehmer an der ersten Generalsynode der reformierten Gemeinden in Jülich-Kleve-Berg in Duisburg im September 1610.5) Zu Beginn seiner Amtszeit wurden das neue Predigthaus und die Schule gebaut, deren erster Rektor sein Freund Johann Anton Biber wurde.6) 1613 bekannte er, dass ihm die Arbeit schwer falle und er Probleme mit der Sprache habe, so dass ein zweiter Prediger angestellt werden solle.7) Während er Vertretungsdienste in (Wuppertal-)Elberfeld verrichtete, erkrankte er Ende September 1614 an der Pest. Das während seiner Abwesenheit von der Obrigkeit verschlossene Predigthaus wurde zwar nach seiner Rückkehr im November wieder geöffnet, nach seinem Tod während seiner Beisetzung am 7. September 1624 jedoch erneut verschlossen.8) Poppinghaus war verheiratet mit Catharina von Redinghoven, einer Schwester des Gemeindeältesten und Diakons Johann Winandt von Redinghoven,9) der als Verfasser des Chronogramms auf seinen Schwager namentlich in den Protokollen des Presbyteriums genannt wird.10) Die Witwe Poppinghaus ist noch bis 1645 in den Protokollen nachweisbar.11) Beigesetzt wurde Pfarrer Poppinghaus auf dem damals „neuen“ Friedhof vor dem Ratinger Tor,12) von dem nach der Auflösung 1806 eine Reihe von Grabplatten in den Radraum einer Mühle in Ratingen gelangte.13)

Textkritischer Apparat

  1. peCore Maes.
  2. CoeLestIs Natorp, Rosenkranz, Maes; CoeLestI Ackermann, Duldung.

Anmerkungen

  1. Protokolle des Presbyteriums, Bd. 1, S. 299, Nr. 744.
  2. Auch bei der Wiedergabe der Inschrift in der Sammlung des Weseler Pfarrers Anton von Dorth (1626–1695) finden sich dazu keine Angaben.
  3. Im März 1613 ist er 33 Jahre alt. Dazu Protokolle des Presbyteriums, Bd. 1, S. 66, Nr. 159; vgl. auch Ackermann, Geschichte, S. 69.
  4. Er ist ab 1610 in den Protokollen des Presbyteriums belegt (Bd. 1, S. 13, Nrn. 42f., vgl. auch die Angaben ebd., S. 18f., Nr. 53). Vgl. zu seiner Tätigkeit auch die weiteren Belege in den Protokollen sowie Ackermann, Geschichte, S. 58–60, 66, 69–73, 214f.
  5. Vgl. dazu Ackermann, Geschichte, S. 59–61; zur Generalsynode auch Quellen zur rheinischen Kirchengeschichte, Bd. 2: Das 17. Jahrhundert Bd. 1, von Rudolf Mohr, Düsseldorf 2004, S. 150–157, Nrn. 36f.
  6. Ackermann, Geschichte, S. 58f. u. 214f.
  7. Zu diesen Vorgängen ausführlich ebd., S. 69–74.
  8. Protokolle des Presbyteriums, Bd. 1, S. 298, Nr. 742. Vgl. dazu Ackermann, Geschichte, S. 84f.; zum weiteren Verlauf der Auseinandersetzungen vgl. ebd., S. 84–108.
  9. Schleicher, Slg. Oidtman, Bd. 12, S. 540; ders., Slg. v. d. Ketten, Bd. 4, S. 206; s. auch Protokolle des Presbyteriums, Bd. 1, S. 326, Nr. 814. Zu Johann Winandt von R. ausführlich unten Nr. 178.
  10. Protokolle des Presbyteriums, Bd. 1, S. 299, Nr. 744.
  11. Ebd., Bd. 2, S. 285.
  12. Rosenkranz, Synoden, S. 161.
  13. S. Kap. 2.1.4 der Einleitung.

Nachweise

  1. Protokolle des Presbyteriums, Bd. 1, S. 299, Nr. 744.
  2. LAV NRW R, Hss. N III 1, Nr. XII, fol. 172r (Slg. v. Dorth).
  3. Natorp, Geschichte, S. 55.
  4. Rosenkranz, Synoden, S. 161 Anm. 1.
  5. Ackermann, Duldung, S. 95.
  6. Maes, Chronogramme, S. 20.
  7. Ackermann, Geschichte, S. 85.

Zitierhinweis:
DI 89, Stadt Düsseldorf, Nr. 144† (Ulrike Spengler-Reffgen), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di089d008k0014401.