Inschriftenkatalog: Stadt Düsseldorf

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 89: Stadt Düsseldorf (2016)

Nr. 143 St. Lambertus 1624

Beschreibung

Grabplatte für den Kanoniker Peter Sengel. Die Steinplatte liegt für den Besucher nicht sichtbar unter den beiden Stufen vor dem heute an der Südseite am Beginn des Chorumgangs befindlichen Petrusaltar.1) Die Buchstaben sind in den Stein eingehauen, die bildlichen Darstellungen erhaben ausgehauen. An der linken Langseite ist die Platte auf voller Höhe und auf ca. 30 cm Breite mit Fußbodenplatten belegt, so dass die Randleiste und ein ca. 10 cm breiter Streifen des Mittelteils verdeckt sind. An der oberen Schmalseite wurde die Platte leicht beschnitten. Sie ist stark abgetreten, in der unteren rechten Ecke bis zur Unkenntlichkeit. Die Buchstaben an der rechten Langseite sind teilweise beschädigt.

In der oberen Hälfte des Mittelfeldes in einem Medaillon das Vollwappen der Familie Sengel, darunter eine Sanduhr und, auf einem Knochen ruhend, ein Totenschädel. In der rechten oberen Ecke ein rundes Medaillon mit dem Symbol des Löwen für den Evangelisten Markus und Bildbeischrift (D). An der linken Seite sind in der oberen und unteren Ecke Ansätze von Medaillons mit weiteren Evangelistensymbolen (?) zu erkennen. Der Sterbevermerk mit Fürbitte (B) verläuft, beginnend an der oberen Schmalseite, umlaufend zwischen einfachen Linien und endet im Mittelfeld über dem Wappenmedaillon. Der religiöse Mahnspruch (C) befindet sich unterhalb des Totenschädels. Inschrift A (eine Plattennummer?) oberhalb der Randleiste an der oberen Schmal­seite ist nicht mehr lesbar. E (vermutlich ebenfalls eine Plattennummer, vielleicht dieselbe wie A) befindet sich neben dem linken unteren Rand des Wappenmedaillons bzw. am linken oberen Rand der Vanitasdarstellung, die Initialen (F) zu beiden Seiten des Totenschädels.

Maße: H. 233 cm; B. 85 cm 2) ; Bu. 4,8–5,3 cm (B), 4,8 cm (C), 2,6 cm (D), 3,9 cm (E), 3,4 cm (F).

Schriftart(en): Kapitalis (A–F).

AWK NRW, Arbeitsstelle Inschriften (Gerda Hellmer) [1/1]

  1. A

    N[..]a)

  1. B

    A(NN)Ob) · 1624 · D(IE)c) 9 / APRILIS OBIIT R(EVERENDVS)c) D(OMINVS)c) PETRVS SENGELIVS [.]SI[…..] / [CO]LLEGIATAEd) / [– – –]e) / ANIMAf) REQVIESCAT / IN PACE AMEN

  2. C

    MEMENTOg) MORI

  3. D

    · S(ANCTVS) · MAR[CVS]

  4. E

    N7[.]h)

  5. F

    N // S J

Übersetzung:

Im Jahr 1624 am Tag des 9. April verstarb der ehrwürdige Herr Peter Sengel, (...) der Kollegiat(kirche) (...). Die Seele möge ruhen in Frieden. Amen. (B)

Bedenke, dass du sterben wirst! (D)

Wappen:
Sengel3)

Kommentar

Die Kapitalis in B und C wirkt insgesamt sehr schlank. Das O ist spitzoval. Die Bögen bei P und R sowie der obere Bogen bei B sind klein. M ist konisch mit kurzem Mittelteil ausgeführt. Im Datum von Inschrift B und in D dienen Quadrangel als Worttrenner. In B und C sind die Anfangsbuchstaben einiger Wörter deutlich höher als die Gemeinen ausgeführt.

Sicher nachgewiesen ist, dass 1816 der v. a. durch Überschwemmungen stark beschädigte Fußboden der Kirche eingeebnet wurde und einen neuen Belag erhielt. Bei diesen Arbeiten wurden zahlreiche Grabplatten ausgebrochen und fortgeschafft.4) Aus welchem Grund die vorliegende Platte verschont wurde und ob sie an ihrem ursprünglichen Platz liegt,5) kann nicht mehr geklärt werden.

Peter Sengel aus Jülich,6) Sohn des Licenciaten beider Rechte, Bürgermeisters und Schöffen am Hauptgericht Jülich Johann Sengel (gest. 1603) und der Cäcilia Nickel,7) war 1604 in Köln immatrikuliert8) und von 1606–1624 Kanoniker an der Düsseldorfer Kollegiatkirche. Der Lizenziat der Theologie ist 1614–1616 als Stiftskellner nachweisbar.9)

Textkritischer Apparat

  1. Der obere Teil der Zeichen ist abgeschnitten.
  2. Kürzung durch hochgestelltes o.
  3. Als Kürzungszeichen Quadrangel auf der Zeilenmitte.
  4. Da sich in beiden Ecken Medaillons befunden haben dürften, hat auf der Schmalseite mit hoher Wahrscheinlichkeit lediglich dieses eine Wort gestanden.
  5. Fehlstelle über die gesamte linke Langseite.
  6. Beim ersten A ist nur noch der rechte Schrägschaft zu erkennen.
  7. Beim ersten M ist nur noch der rechte Schrägschaft zu erkennen.
  8. Die Inschrift ist auf dem Kopf zu lesen.

Anmerkungen

  1. Die Stufen können zur Seite oder nach vorne gezogen werden, um die Platte freizulegen. Der Petrusaltar (vgl. Peters, Ausstattung, S. 87, 89–91 u. 104f.; Richartz, Ausstattung, S. 105), später der Altar der Schreinerzunft, wurde 1394 konsekriert, gegen Ende des 17./Anfang des 18. Jhs. erneuert und am 8. September 1712 neu geweiht (Höroldt, Inventar St. Lambertus, Nr. 286a). Noch in der Mitte des 19. Jhs. stand er neben der Sakristei bei der älteren Fürstengruft (vgl. Bayerle, Kirchen, S. 21).
  2. Angegeben ist die Breite des nicht von Platten bedeckten Teils.
  3. Schleicher, Slg. Oidtman, Bd. 14, S. 539.
  4. Zu den Arbeiten am Boden vgl. Greb, St. Lambertus, S. 48; Keller, Begräbnisstätte, S. 217f.; zum Umgang mit den Grabplatten 1816 PfA St. Lambertus Düsseldorf-Altstadt, Akten 425, fol. 41r; dort auch weiteres Material zu den Arbeiten.
  5. Vgl. zu späteren Veränderungen am Boden knapp Greb, St. Lambertus, S. 48. Zu Grabplatten unter dem heutigen Fußboden vgl. auch Richartz, Stifts- und Pfarrkirche, S. 163.
  6. Sofern keine weiteren Nachweise angeführt werden, stammen die folgenden Angaben zu Sengel aus freundlichen Mitteilungen von Herrn Uwe Boelken, Stadtarchiv Leichlingen, dem ein sehr herzlicher Dank gilt.
  7. Vgl. dazu auch Schleicher, Slg. Oidtman, Bd. 14, S. 540.
  8. Matrikel Köln 4, Nr. 721, 63.
  9. LAV NRW R, Stift Düsseldorf, Rep. u. Hss. 2, fol. 13v. S. auch LAV NRW R, Jülich-Berg II, Nr. 213, foll. 44r–45v zu Mai 1618 u. StA Mönchengladbach, Urkunden A 48 v. 1623 Mai 5. Für die Hinweise auf die beiden letztgenannten Quellen gilt ein herzlicher Dank Herrn Dr. Olaf Richter, Stadtarchiv Krefeld. Zu Sengel und seiner Familie vgl. auch Olaf Richter, Niederrheinische Lebenswelten in der frühen Neuzeit. Petrus Simonius Ritz (1562–1622) und seine Familie zwischen Bürgertum und Adel (Veröffentlichungen des Historischen Vereins für den Niederrhein N. F. 3), Köln/Weimar/Wien 2015, bes. S. 453.

Nachweise

  1. Kampmann, Kunstdenkmälerverzeichnis St. Lambertus, S. 13f. (unvollständig und fehlerhaft).

Zitierhinweis:
DI 89, Stadt Düsseldorf, Nr. 143 (Ulrike Spengler-Reffgen), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di089d008k0014303.