Inschriftenkatalog: Stadt Düsseldorf

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 89: Stadt Düsseldorf (2016)

Nr. 138† † Kapuzinerkirche 1621

Beschreibung

Fassade der Kapuzinerkirche, die als schlichte zweischiffige Hallenkirche errichtet wurde und auf dem (heutigen) Grundstück Flinger Straße 23 lag. Das vermutlich aus Mauerankern gebildete Baudatum befand sich am Giebel des rechten Seitenschiffs. Überliefert ist die Inschrift auf einer zwischen 1670 und 17871) entstandenen, nicht mehr im Original, sondern auf zwei jüngeren Zeichnungen2) erhaltenen Ansicht des Klosters.3) Die Jahreszahl nennt das Jahr der Grundsteinlegung und befand sich nach diesen Zeichnungen rechts und links eines runden Fensters. Es ist nicht zweifelsfrei zu klären, ob die Inschrift bereits am ursprünglichen Bau oder erst später angebracht wurde.4)

Nach StA Düsseldorf, 073-180-001.

  1. 16//21

Kommentar

Die beiden genannten Abbildungen zeigen eindeutig den Zustand der Kirche vom Ende des 17. bis weit in das 18. Jahrhundert hinein. Sie weichen allerdings deutlich in der Schreibweise der Ziffern ab. Der 1 mit Anstrich oben, spitzer, leicht schräggestellter 2 und 6 mit eingerolltem geschlossenen Bogen auf der heute im Stadtarchiv befindlichen Zeichnung stehen eine 1 ohne Anstrich, eine runde 2 aus Bogen und Balken und eine 6 mit offenem Bogen in der zweiten Zeichnung gegenüber. Insbesondere die Ausführung der spitzen, leicht schräggestellten 2 entspricht dabei eher den zeittypischen Formen.

Der Kapuzinerorden war die erste Kongregation, die zur Durchführung der Gegenreformation nach Düsseldorf gerufen wurde. Die ersten Patres trafen im November 1617 ein. Der Grundstein zur Errichtung der Ordenskirche, deren Baukosten zum größten Teil Pfalzgraf Wolfgang Wilhelm selbst übernahm, wurde am 20. Juli 1621 gelegt, die Konsekration erfolgte am 25. Februar 1624. Der Komplex wurde rasch um eine Reihe von Gebäuden erweitert. Die Kirche wurde nach der Aufhebung des Klosters 1804 aufgegeben, verkauft und abgebrochen.5)

Anmerkungen

  1. Vgl. zur zeitlichen Einordnung die Angaben bei Brzosa, Geschichte, S. 263–265, über den Bau der Annakapelle im Jahr 1670 sowie den Abriss der Totenkapelle und des Mutterhauses 1787, die auf der Zeichnung abgebildet und bezeichnet sind.
  2. Eine dieser Zeichnungen stammt von F. B. Custodis. Zu François Bernard Custodis, geb. 1780 in Düsseldorf, verst. 1851, vgl. Monogrammlexikon 2 – Dictionary of monograms 2. Internationales Verzeichnis der Monogramme bildender Künstler des 19. und 20. Jahrhunderts, hg. von Paul Pfisterer, Berlin/New York 1995, S. 715 u. 893, außerdem Thieme/Becker 8, S. 218.
  3. Die von Custodis erstellte Zeichnung befindet sich im Stadtmuseum Düsseldorf, Inv.-Nr. D 5622, Abb. auf der Titelseite von Das Tor 17 (1951), Heft 10 und bei Brzosa, Geschichte, Abb. 102; die zweite im StA Düsseldorf, 073-180-001, Abb. bei Müller, Herrschaft, S. 206 Abb. 62.
  4. Nicht gegen eine ursprüngliche Anbringung spricht, dass die Jahreszahl sich auf dem Gebäudeteil befand, der auf der Zeichnung als die 1670 gestiftete Annakapelle bezeichnet wird, da es sich dabei um das rechte Seitenschiff der Kapuzinerkirche handelt, in der die Kapelle untergebracht oder durch das sie zu erreichen war. Vgl. Kauhausen, Capuziner-Kloster, S. 150; Brzosa, Geschichte, S. 263f. Anm. 136. Dass dieser Gebäudeteil erst 1670 errichtet wurde, scheint ausgeschlossen, da sich in unmittelbarem Anschluss daran die Totenkapelle befand, deren Grundsteinlegung 1639 erfolgt war.
  5. Vgl. zur Gründung des Kapuzinerklosters, den erforderlichen Bau- und Umbauarbeiten sowie dem Wirken der Patres Brzosa, Geschichte, S. 258–270 mit den entsprechenden Quellen- und Literaturangaben; vgl. auch Popescu, Düsseldorf-Kapuziner; zu ihrer Lehrtätigkeit Johannes Kistenich, Bettelmönche im öffentlichen Schulwesen. Ein Handbuch für die Erzdiözese Köln 1600 bis 1850, Köln/Weimar/Wien 2001, Bd. 1, S. 725–727; zur Aufhebung des Klosters und dem weiteren Schicksal von Kirche und Klostergebäuden Ferber, Wanderung, Bd. 2, S. 20–22; Kauhausen, Capuziner-Kloster, S. 151–156; Klein, Säkularisation, S. 37–43.

Nachweise

  1. StA Düsseldorf, 073-180-001.
  2. Stadtmuseum Düsseldorf, Inv.-Nr. D 5622.

Zitierhinweis:
DI 89, Stadt Düsseldorf, Nr. 138† (Ulrike Spengler-Reffgen), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di089d008k0013806.