Inschriftenkatalog: Stadt Düsseldorf

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 89: Stadt Düsseldorf (2016)

Nr. 129 Evangelischer Kirchenkreis Düsseldorf 1615

Beschreibung

Brotteller. Silber, getrieben, graviert. Runder Teller mit vertieftem Spiegel und profiliertem Rand. Auf der Fahne das gravierte Wappen von Pfalz-Zweibrücken im Rautenschild, bekrönt und umgeben von einem Kranz aus Palmzweigen. In diesem Kranz unterhalb der Krone links und rechts des Wappens die Ziffern der Jahreszahl (Herstellungs- oder Stiftungsdatum?). Auf dem Boden sind ein Frankenthaler Beschauzeichen, ein Meisterzeichen GB sowie eine dritte, nicht zuweisbare Marke eingeschlagen.1) Der Teller wird seit der Umgestaltung der Berger Kirche zur Diakoniekirche in den 1980er Jahren beim Evangelischen Kirchenkreis Düsseldorf (früher: Gesamtverband der evangelischen Kirchengemeinden) aufbewahrt.

Maße: Dm. 20,7 cm; Zi. 0,2 cm.

  1. 16//15

Wappen:
Pfalz-Zweibrücken

Kommentar

Der Teller wurde in der pfälzischen Stadt Frankenthal hergestellt. Er ist in Größe und Gestaltung typisch für eine frühe, schlichte Form des Brottellers.2) Möglicherweise gelangte er im Brautschatz der Herzogin Catharina Charlotte nach Düsseldorf. Er ist vielleicht identisch mit jenem silbernen und vergoldeten Teller, den sie gemeinsam mit einem Becher und einer Abendmahlskanne (Nr. 192) der reformierten Gemeinde zu Düsseldorf geschenkt hat.3) Diese Gerätschaften, die in der Hofkirche bei der Feier des Abendmahls verwendet worden waren, sind nach dem Tod der Herzogin nach Meisenheim in der Pfalz gelangt. Über die Rückführung berichtet der damit beauftragte Älteste Petrus Sondermann in einem Brief vom 2. März 1653,4) über die Aufnahme in die Gerätschaften der reformierten Gemeinde und die Entscheidung, sie beim Abendmahl zu verwenden, das Protokoll der Presbyteriumssitzung vom 8. Juni 1653. Der Becher sollte laut Beschluss des Presbyteriums vom selben Tag zu einer silbernen Brotschüssel umgearbeitet werden, die heute nicht mehr erhalten ist.5) Allerdings ist nicht geklärt, wie und wann der Brotteller in den Besitz der Berger Kirche, also der lutherischen Gemeinde Düsseldorfs, gelangt ist.

Catharina Charlotte, am 11. Januar 1615 in Zweibrücken als drittes Kind des Pfalzgrafen Johann II. von Zweibrücken und der Luise Kronprinzessin von der Pfalz geboren,6) war reformiert. Sie vermählte sich am 11. November 1631 in Düsseldorf mit dem 1613/14 zur katholischen Kirche übergetretenen,7) 1628 verwitweten Pfalzgrafen Wolfgang Wilhelm, ihrem Onkel zweiten Grades,8) und blieb bis zu ihrem Tode am 21. März 1651 trotz der Versuche ihres Gemahls, sie zum Übertritt zu bewegen, bei ihrer Konfession. Sie konnte ihren Glauben am Hofe ungehindert praktizieren und durch einen Hofprediger im Schloss den reformierten Gottesdienst feiern lassen. Hin und wieder wird sie in den Protokollen der reformierten Gemeinde erwähnt, wenn sich die bedrängte Gemeinde, die auch die bei den reformierten Gottesdiensten am Hof gesammelten Almosen erhielt, an sie um Hilfe wandte.9) Das Presbyterium betrauerte in einem Brief an ihren Bruder im Jahr 1653 ihren Tod als Verlust „einer hohen Säule unserer Kirche“.10)

Zu ihrer Beisetzung und ihrer Sarginschrift vgl. Nr. 207.

Anmerkungen

  1. Dazu Kat. Frommer Reichtum, S. 268, Nr. 40 (K[arl] B[ernd] H[eppe]).
  2. Vgl. dazu Heppe, Beiderley Gestalt, S. 21.
  3. Vgl. zu dieser Annahme auch ders., Herzogin Catharina Charlotte, S. 52f.
  4. Der Brief befindet sich im Archiv der Evangelischen Kirche im Rheinland in Düsseldorf; dazu Kat. Frommer Reichtum, S. 271, Nr. 48b.
  5. Das Protokoll in: Protokolle des Presbyteriums, Bd. 3, S. 89f. Vgl. dazu auch Heppe, Herzogin Catharina Charlotte, S. 52f.; Ackermann, Geschichte, S. 102f.
  6. Vgl. Europ. Stammtafeln, N. F. I,1, Taf. 99.
  7. S. dazu Nr. 124.
  8. Vgl. zu dieser Heirat, den damit verbundenen Schwierigkeiten und der letztlich durch den Utrechter Bischof erteilten Dispens ausführlich Marseille, Studien, S. 2–31: knapp Ackermann, Geschichte, S. 93f.; ders., Duldung, S. 103f ; eine Reihe von Schriftstücken in: Die Korrespondenz Wolfgang Wilhelms von Pfalz-Neuburg mit der römischen Kurie, hg. von Hermine Stein-Kühnhausen, Köln 1937 (PGRhG XLVIII), S. 76f., 207f. u. ö.; zu den Gründen vgl. auch z. B. Kat. Erster Pfalzgraf, S. 72, Nr. 36.
  9. Vgl. Heppe, Herzogin Catharina Charlotte, S. 48–51; Ackermann, Geschichte, S. 91–96; Duldung, S. 103–106; zu den Anfängen der evangelischen Gemeinden in Düsseldorf vgl. Ackermann, Geschichte, S. 11–108; ders., Duldung.
  10. Ackermann, Geschichte, S. 102; ders., Duldung, S. 104.

Nachweise

  1. Kat. Ausstellung 1888, S. 82, Nr. 925.
  2. Clemen, KDM Düsseldorf, S. 54.
  3. Kat. Frommer Reichtum, S. 268, Nr. 40 (K[arl] B[ernd] H[eppe]).
  4. Kat. Beiheft 475 Jahre Fürstentum Pfalz-Neuburg, S. 12f., Nr. 302.
  5. Kat. Beiderley Gestalt, S. 175, Nr. 38.
  6. Kat. Erster Pfalzgraf, S. 104, Nr. 84.

Zitierhinweis:
DI 89, Stadt Düsseldorf, Nr. 129 (Ulrike Spengler-Reffgen), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di089d008k0012909.