Inschriftenkatalog: Stadt Düsseldorf

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 89: Stadt Düsseldorf (2016)

Nr. 98† Kreuzherrenkirche vor 1595?

Beschreibung

Wandmalerei in einer Kapelle, die an der nördlichen Langhausmauer der Kreuzherrenkirche neben dem Zugang vom Kreuzgang in die Kirche nach Westen hin gelegen war. Die Nische ist in den 1770er Jahren zugemauert und 1819 oder spätestens 1820, als wegen der Profanierung und des Umbaus der Kirche die dort befindlichen Epitaphe und Grabplatten entfernt und die Gebeine der dort Beigesetzten geborgen wurden, noch einmal freigelegt worden. Anschließend wurde sie bei der Umwandlung der Kirche zum Munitionsdepot jedoch abgebrochen.1) Von Haupt beschreibt „ein gewöhnliches Wasserfarben-Gemählde“, auf dem der am Ölberg kniende Christus zu einem Engel aufschaut, der ihm aus den Wolken in einer Glorie „mit dem Kreuze, und dem Buchstabenzuge IHS, entgegenwinkt“2) (A), während zwei Jünger im Tal schlafen. Unter der Wandmalerei die Wappen Herzog Johann Wilhelms und der Herzogin Jakobe mit Wappenbeischrift (B).

Nach von Haupt.

  1. A

    ihs3)

  2. B

    Johann Wilhelm von gottes gnaden herzog zu Gulich Cleve und Berg

Wappen:
Jülich-Kleve-Berg-Mark-Ravensberg, Baden-Sponheim (?)4)

Kommentar

Nach von Haupt befand sich in der Kapelle links neben dieser Ölbergdarstellung noch „ein eigentliches Freskogemälde von sehr richtiger Zeichnung, frischem Colorit und sorgfältiger Behandlung“5), auf dem in anderthalbfacher Größe Herzog Johann Wilhelm dargestellt war. Der Herzog kniete betend in blau-goldener Turnierkleidung vor einem Betpult, auf dem aufgeschlagen das Johannesevangelium lag.6)

Über die Wandmalereien in dieser und in einer zweiten Kapelle (Nr. 99), die sich in unmittelbarer Nachbarschaft zu der Ölbergdarstellung befunden haben soll, berichtet lediglich von Haupt, der sie selbst in Augenschein genommen zu haben scheint. Die Malereien waren einer von mehreren Anhaltspunkten, die als Zeugnisse zur Lokalisierung der Grabstätte der Herzogin Jakobe herangezogen wurden. Jakobe war am 3. September 1597 nach zweijähriger Haft plötzlich und unter nicht geklärten Umständen verstorben und wurde am 10. September abends in aller Stille in der Kreuzherrenkirche beigesetzt. Ihre letzte Ruhestätte wurde nicht gekennzeichnet.7) Im Zuge der Profanierung und des Umbaus der Kirche wurde erstmals 1819 auch nach ihrem Grab gesucht; die damals als die Gebeine der Herzogin identifizierten Überreste wurden in die Fürstengruft in St. Lambertus überführt.8) Nachdem in den 1870er Jahren insbesondere durch Karl Leopold Strauven erhebliche Zweifel an der Identität der 1819 aufgefundenen Gebeine vorgebracht wurden, erfolgte 1880 eine zweite, mit Blick auf Jakobes Gebeine letztlich erfolglose Grabung.9) In diesem Zusammenhang werden die zu diesem Zeitpunkt nicht mehr erhaltenen Wandmalereien und Inschriften 1879 noch einmal von Strauven erwähnt, der, u. a. gestützt auf den von ihm präzisierten Standort der Malereien, auch bezweifelt, dass im Jahre 1819 an der richtigen Stelle gegraben wurde.10) Danach finden die Malereien in den Kapellen keine besondere Beachtung mehr.11) Strauven präzisiert die Lage der zu seiner Zeit nicht mehr vorhandenen Kapellen dahingehend, dass sich im Innern der Kirche direkt neben dem Zugang zum Kreuzgang eine zum Kircheninnern hin offene Nische mit dem Johannesaltar befunden habe, an die sich in Richtung Osten dann die beiden weiteren Nischen angeschlossen haben sollen.12)

Eine Anfertigung der Wandmalereien in den beiden Kapellen nach der Verhaftung Jakobes 1595 oder gar erst nach ihrem Tod und ihrer ohne jede Kennzeichnung ihrer Grabstätte erfolgten Beisetzung 1597 scheint höchst unwahrscheinlich. Vielleicht bezeugen diese Gemälde eher gute Beziehungen des Herzogspaares zu den Kreuzherren, so dass es nahelag, die Kreuzherrenkirche als letzte Ruhestätte der Herzogin zu wählen, da ihr die Beisetzung in der Fürstengruft in St. Lambertus verweigert werden sollte.

Die Szene am Ölberg mit der auf Lk 22,43 zurückgehenden Darstellung des Engels entspricht den ikonographischen Motiven der Zeit.13)

Anmerkungen

  1. Strauven, Mausoleen, S. 22. Vgl. zur Geschichte der Kreuzherrenkirche nach der Aufhebung des Düsseldorfer Konventes Kap. 2.1.2 der Einleitung.
  2. Beide Zitate v. Haupt, Jacobe, S. 143.
  3. Zu den unterschiedlichen Möglichkeiten, dieses Monogramm aufzulösen, s. Kap. 1 der Einleitung.
  4. Nach v. Haupt, Jacobe, S. 143, war das „Herzoglich-Bergische Wappen, mit dem Markgräflich-Badischen vereint“ zu sehen.
  5. Ebd., S. 144.
  6. Die detallierte Beschreibung des Bildes ebd., S. 143f. bzw. bei Strauven, Mausoleen, S. 21. Der Text der aufgeschlagenen Seite wird nicht angegeben.
  7. Die Stelle, an der sie beigesetzt worden war, blieb lediglich für kurze Zeit mit einem Tuch bedeckt. Vgl. zu Haft, Tod und Beisetzung der Herzogin Rümmler, Fürstlich Jülichsche Hochzeit, S. 61–63; Kurzel-Runtscheiner, Elend, S. 18–21; ausführlicher Muschka, Opfergang, S. 357–371.
  8. Vgl. zu der ersten Grabung die Protokolle bei Keller, Geheimnis, S. 189–197; vgl. auch Muschka, Opfergang, S. 374–382.
  9. Vgl. zu der zweiten Grabung die Protokolle bei Keller, Geheimnis, S. 197–201; vgl. auch Muschka, Opfergang, S. 382–385.
  10. Strauven, Mausoleen, S. 20–22.
  11. Rümmler, Fürstlich Jülichsche Hochzeit, S. 68, erwähnt zwar das Gemälde, ebenso Inschriften und ein Wappen, aber ohne die Wiedergabe der Texte.
  12. Strauven, Mausoleen, S. 20 Anm.
  13. Schiller, Ikonographie, Bd. 2, S. 58–61, bes. 61.

Nachweise

  1. V. Haupt, Jacobe, S. 143.
  2. Strauven, Mausoleen, S. 20f. (nach v. Haupt).

Zitierhinweis:
DI 89, Stadt Düsseldorf, Nr. 98† (Ulrike Spengler-Reffgen), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di089d008k0009808.