Inschriftenkatalog: Stadt Düsseldorf

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 89: Stadt Düsseldorf (2016)

Nr. 86† Kreuzherrenkirche 1591

Beschreibung

Grabplatte für Arnold Haes, Herrn zu Türnich, Frechen, Bachem und Vogtsbell, Erbtürwärter des Erzstifts Köln. Die nicht erhaltene hochrechteckige Platte, deren Aussehen durch eine undatierte Zeichnung von unbekannter Hand überliefert ist, zeigte in der Mitte in einem Lorbeerkranz die beiden aneinandergeschobenen Vollwappen der Familien Haes und Kettler, darunter auf einem Schriftband die Wappenbeischriften (B). Oberhalb des Kranzes in einer Kartusche der Sterbevermerk mit Fürbitte (A). An den Längsseiten der Platte von oben nach unten die jeweils achtfache Ahnenprobe des Arnold Haes und seiner Ehefrau Agnes Kettler1) in Form von je vier Paaren aus zwei aneinandergeschobenen Vollwappen.

Nach HAStK, Best. 1160 (Nachlass Kisky).

  1. A

    Anno domini 1591 den 2 octobris ist der edler ehrenuester Arnoldt Haess herr zue Turnich Frechen Bachem und Vogtsbell erbthurwerder des ertz stiffts Cöln in gott seliglich entschlaffen dessen seele in ewigkeit lebe

  2. B

    Haess                   Kettler

Wappen:
Haes2), Kettler3)
Haes2)Wachtendonk4)
Hochsteden5)Schenk6)
Quadt7)Velbrück8)
Horrem gen. Schramm9)Oest10)
Kettler3)Schenk6)
Nesselrode11)Vittinghoff gen. Schell12)
Batenburg13)Goer14)
Birgel15) Recke16)

Kommentar

Die Ahnenprobe17) des Arnold Haes von Türnich entspricht mit einer Abweichung18) den Angaben auf der entsprechenden Ahnentafel, die für Arnold als Turnierteilnehmer bei der Jülicher Hochzeit 1585 angefertigt worden ist,19) die Ahnenprobe der Agnes Kettler mit einer Abweichung den Angaben auf der für 1585 angefertigten Tafel des Heinrich Kettler.20) Für eine inschriftliche Ausführung der Wappenbeischriften B spricht ihre Darstellung in einem Schriftband. In der Zeichnung der Platte sind ebenso wie bei van Spaen21) auch bei den Ahnenproben Namen verzeichnet, die jedoch sehr wahrscheinlich nicht inschriftlich ausgeführt waren. Sie wurden in der Zeichnung teilweise über, teilweise unter die Wappendarstellungen gesetzt und weichen zudem in drei Fällen von den bei van Spaen überlieferten Namen ab. Diese Abweichungen sind wohl so zu erklären, dass der unbekannte Zeichner und van Spaen keine Beischriften vorgefunden, sondern die Wappen aus ihrer Kenntnis bestimmt haben.22)

Arnold Haes von Türnich zu Türnich, Frechen und Vogtsbell ist als Inhaber Jülicher Lehen ab 1579 nachzuweisen.23) Seine erste Ehefrau Anna von Winckelhausen verstarb 1577.24)

Die Wappen in der Plattenmitte sowie die Ahnenprobe für beide Ehepartner und die freie Fläche unterhalb des Lorbeerkranzes lassen vermuten, dass seine zweite Ehefrau Agnes Kettler bei ihm in der Kreuzherrenkirche ihre letzte Ruhestätte finden sollte. Sie war jedoch noch 40 Jahre in zweiter Ehe verheiratet und ist an anderer Stelle beigesetzt worden.25)

Warum Arnold Haes in der Kreuzherrenkirche beigesetzt wurde, ist nicht bekannt.26)

Anmerkungen

  1. Bei Niederau, Bemerkenswertes, S. 237, als „Anna“ genannt; bei Schleicher, Slg. Oidtman, Bd. 7, S. 398, als „Anna Agnes“. Vgl. jedoch Fahne I, S. 129.
  2. Fahne I, S. 129.
  3. Ebd., S. 222.
  4. Ebd., S. 440.
  5. Ebd., S. 158.
  6. Ebd., S. 384.
  7. Ebd., S. 341.
  8. Ebd., S. 433. Abgebildet ist in der Zeichnung – allerdings nicht farbig – das Vollwappen mit der Helmzier derer von Velbrück: in Gold ein blauer Balken, auf dem Helm ein goldener Brackenkopf mit blauem Halsband. Dementsprechend ist HAStK, Best. 1160 (Nachlass Kisky), Nr. A 9 „Velbruch“ verzeichnet. Wie auf dieser Zeichnung findet sich das Wappen auch 1585 auf der Ahnentafel des Arnold Haes (Nr. 76, Kupferstich 16, Tafel 2), dort allerdings mit der Beischrift Horst versehen. Das Wappen derer von Horst – wie bei Schleicher, Slg. Oidtman, Bd. 8, S. 762, abgebildet in Rot ein goldener Balken, auf dem Helm ein Hundekopf mit spitzen Ohren und Halsband – ist allerdings in nicht farbigen Darstellungen leicht mit dem Wappen derer von Velbrück zu verwechseln. Daher erklärt sich auch, dass van Spaen zur Platte des Arnold an dieser Stelle „Horst“ angibt. Richtig müsste an dieser Stelle das Wappen derer von Horst angebracht sein. Vgl. dazu Wieczorek/Gädtke, Ahnentafeln, S. 76, sowie die Angaben zur Familie von Wachtendonk bei Schleicher, Slg. Oidtman, Bd. 15, S. 644f.
  9. Fahne II, S. 134.
  10. Schleicher, Slg. Oidtman, Bd. 11, S. 418.
  11. Fahne I, S. 180 unter Hugenpoet u. S. 302 unter Nesselrode. Um die Wende zum 17. Jh. sind die Hugenpoet eine Linie der Familie von Nesselrode. HAStK, Best. 1160 (Nachlass Kisky), Nr. A 9, verzeichnet „Hugen­poth“, van Spaen „Nesselraedt“.
  12. Fahne I, S. 381 unter Schell u. ebd. II, S. 175 unter der Linie derer von Vittinghoff. HAStK, Best. 1160 (Nachlass Kisky), Nr. A 9, verzeichnet „Schell“, van Spaen „Vitinghof“.
  13. Schleicher, Slg. Oidtman, Bd. 3, S. 84.
  14. Fahne I, S. 114.
  15. Ebd., S. 35.
  16. Ebd., S. 353.
  17. Vgl. zu den Ahnenproben auch Niederau, Bemerkenswertes, S. 237–239.
  18. Vgl. Anm. 8.
  19. Vgl. dazu Nr. 76, Kupferstich 16, Tafel 5.
  20. Diese ist im Original erhalten. Vgl. Nr. 76. An Stelle des Wappens der Familie Goer befindet sich dort das Wappen der Familie Leienbroch, das aber der Familie der Ururgroßmutter des Heinrich zuzuordnen ist. Vgl. dazu Wieczorek/Gädtke, Ahnentafeln, S. 274.
  21. Den Haag, Hoge Raad van Adel, Coll. Spaen Nr. 74 B, fol. 229r. Zum Quellenwert der Angaben bei van Spaen und des auf van Spaens Angaben beruhenden Boek van Quartieren en wapenen des Steven Unico van Rhemen von 1701 vgl. Kap. 3 der Einleitung.
  22. Hinzu kommt, dass es sich in zwei Fällen (Nesselrode/Hugenpoet u. Vittinghoff/Schell) um verschiedene Linien derselben Familie handelt.
  23. Z. B. bei v. Below, Landtagsakten, Bd. 2, Nrn. 324, 350, 418, 453 u. 483. Vgl. zu Arnold Haes auch Jegodtka, Grabstätten, S. 144, u. Schleicher, Slg. Oidtman, Bd. 7, S. 398, sowie zur Familie Haes von Türnich ebd., S. 392–405. Zur Belehnung mit Haus Türnich 1579 s. auch den Eintrag in der Digitalen Westfälischen Urkundendatenbank http://www.westfaelische-geschichte.de/que73473 (Zugriff: 10.10.2014).
  24. Schleicher, Slg. Oidtman, Bd. 7, S. 398.
  25. Sie war in zweiter Ehe verheiratet mit Maximilian Freiherrn von Bronckhorst, Batenburg und Stein († 1641), der u. a. auch Herr zu Türnich, Frechen und Vogtsbell war. Agnes verstarb im April 1635. Vgl. zu diesen Angaben Schleicher, Slg. Oidtman, Bd. 3, S. 95.
  26. Eine verwandtschaftliche Beziehung zu dem 1592 als Prior der Düsseldorfer Kreuzbrüder belegten Hermann Haas, der später auch Ordensgeneral war, konnte nicht nachgewiesen werden. Vgl. zu diesem Hermann Haas Schleicher, Slg. v. d. Ketten, Bd. 2, S. 446.

Nachweise

  1. HAStK, Best. 1160 (Nachlass Kisky), Nr. A 9.
  2. Schleicher, Slg. Oidtman, Bd. 7, S. 398.
  3. Den Haag, Hoge Raad van Adel, Coll. Spaen, Nr. 74 B, fol. 229r (keine Inschriften; nur die Namen der Familien, deren Wappen auf der Platte abgebildet waren).
  4. LAV NRW R, Hss. M X 3, fol. 80v (nach van Spaen).

Zitierhinweis:
DI 89, Stadt Düsseldorf, Nr. 86† (Ulrike Spengler-Reffgen), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di089d008k0008609.