Inschriftenkatalog: Stadt Düsseldorf
Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.
DI 89: Stadt Düsseldorf (2016)
Nr. 84 St. Lambertus, Schatzkammer 1589
Beschreibung
Reliquienostensorium für Reliquien des hl. Sebastian. Silber, gegossen, getrieben, graviert; gearbeitet in Form einer Turmmonstranz. Der sechspassige Fuß1) besitzt einen erneuerten Fußrand2) und eine durchbrochen ornamentierte Zarge; in den beiden Pässen der Vorderseite die Stifterinitialen (A), graviert in mit Schraffur gefüllter Konturschrift. Über einer Manschette ein runder Schaft mit flachem, runden Nodus mit Zungenornament und sechs rautenförmigen Rotuli, in die ebenfalls die Stifterinitialen sowie das Datum (B) eingraviert sind. Über einem glatten Trichter auf einem Sockel und mit mehreren Friesen geschmückt der Glaszylinder; darüber ein runder, spitzer Turmhelm mit gravierten Rauten, bekrönt von einem Kreuz. Seitlich des Zylinders über Rosettenvoluten Streben mit Sockel, Doppelarkaden und Vierpaß, darüber unter seitlich angebrachten Baldachinen links die Gottesmutter, rechts der hl. Johannes oder der hl. Joseph.3)
Maße: H. 25 cm; Dm. 8,5 cm (Fuß); Bu. 0,8 cm (A), 0,2 cm (B).
Schriftart(en): Kapitalis.
- A
C // M
- B
C // M // 1 // 5 // 8 // 94)
Anmerkungen
- Unter dem Fuß neuzeitliche Inventarnummern: a) Aufgemalte XIV, die aus einer Inventarisierung des Jahres 1909 stammt, bei der der Goldschmied Beumers sowohl die Reliquien selbst als auch die Reliquiare mit römischen Zahlen versah. Vgl. dazu das entsprechende Protokoll vom 10. November 1909 in PfA St. Lambertus Düsseldorf-Altstadt, Akten 479 (ohne Paginierung); in der Liste der Reliquiare ist das Sebastiansreliquiar als Nummer XIV angegeben. b) Auf einem aufgeklebten Zettel in Schwarz 30/42.
- Kat. Frommer Reichtum, S. 267, Nr. 36 (S[onja] Schü[rmann]); Kampmann, Kunstdenkmälerverzeichnis St. Lambertus, S. 54.
- Kat. Frommer Reichtum, S. 267, Nr. 36 (S[onja] Schü[rmann]) und Kampmann, Kunstdenkmälerverzeichnis St. Lambertus, S. 54, nennen den hl. Johannes; Clemen, KDM Düsseldorf, S. 46, Nr. 4, den hl. Joseph.
- Clemen, KDM Düsseldorf, S. 46, Nr. 4, hat die Inschrift auf den Rotuli des Nodus vermutlich nicht bemerkt und datiert das Ostensorium „um 1500“.
- Ein herzlicher Dank für diesen Hinweis gilt Herrn Uwe Boelken, Stadtarchiv Leichlingen.
- Freundliche Mitteilung von Herrn Uwe Boelken, Stadtarchiv Leichlingen. Vgl. auch Bayerle, Kirchen, S. 33 (Dechant) u. 35 (Scholaster); Aders, Geschichte, S. 39, der ihn nicht als Inhaber des Dechantenamtes ausweist. Als Angehöriger des Stiftes auch belegt in LAV NRW R, Stift Düsseldorf, Rep. u. Hss. 2, foll. 12v u. 13r; als Scholaster ebd., fol. 13r; LAV NRW R, Hss. N I 6 Nr. V 1b, fol. 3v; Höroldt, Inventar St. Lambertus, Nr. 75; als Dechant aufgelistet in LAV NRW R, Stift Düsseldorf, Rep. u. Hss. 2, Titelblatt v.
- Kat. Frommer Reichtum, S. 267, Nr. 36 (S[onja] Schü[rmann]); Richartz, Kirchenschatz (1989), Inv. Nr. 7,2; Kampmann, Kunstdenkmälerverzeichnis St. Lambertus, S. 53.
- Kat. Frommer Reichtum, S. 267, Nr. 36 (S[onja] Schü[rmann]; vgl. auch Schnitzler, Kirchenschatz, S. 183.
- LAV NRW R, Stift Düsseldorf, Rep. u. Hss. 4, fol. 5v. Zur Reliquienverehrung in Düsseldorf vgl. zusammenfassend Brzosa, Geschichte, S. 502–507.
- PfA St. Lambertus Düsseldorf-Altstadt, Hss. 13, foll. XXIv–XXIIr u. 127r; ebd., Akten 475, fol. 52r; Höroldt, Inventar St. Lambertus, Nr. 76.
Nachweise
- Clemen, KDM Düsseldorf, S. 46, Nr. 4 (nur A).
- Schnitzler, Kirchenschatz, S. 183.
- Kat. Frommer Reichtum, S. 267, Nr. 36 (S[onja] Schü[rmann]).
- Kampmann, Kunstdenkmälerverzeichnis St. Lambertus, S. 53f.
Zitierhinweis:
DI 89, Stadt Düsseldorf, Nr. 84 (Ulrike Spengler-Reffgen), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di089d008k0008403.
Kommentar
In Inschrift A verbreitern sich der Bogen des C und die Schäfte des M zum Ende hin. Bei C ist eine Korrektur erkennbar; das untere Bogenende wurde verlängert. Das M ist in beiden Inschriften mit schrägen Schäften ausgeführt und besitzt nur knapp bis zur Mittellinie reichende Schrägbalken. In B sind die Bogenenden des C gespalten.
Die Initialen sind vermutlich zu C(hristian) M(user) aufzulösen. Muser ist der einzige Angehörige des Stiftes, für den diese Initialen und die Jahreszahl zutreffen.5) Der in Aldenhoven (Kreis Düren) geborene Muser studierte in Löwen und ist ab 1568 in Düsseldorf als Kanoniker nachweisbar, ab 1583 als Kantor, dann ab 1588 als Scholaster, nach 1596 bis zu seinem Tod 1598 vielleicht auch als Dechant. Er war Hofkaplan und gehörte mindestens 1580–1586 der herzoglichen Examenskommission für die Einstellung von Geistlichen an.6)
Als Herstellungsregion wird für dieses Reliquiar der Niederrhein angegeben.7) Es wird – ebenso wie das Armreliquiar des hl. Thomas (Nr. 85) – mehrfach als ein Beleg für „das zähe Nachleben der gotischen Typen am Niederrhein“ genannt.8) Sebastianusreliquien werden bereits in einem Verzeichnis von 1397 aufgeführt9) und auch im 16. Jahrhundert mehrfach erwähnt.10)