Inschriftenkatalog: Stadt Düsseldorf

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 89: Stadt Düsseldorf (2016)

Nr. 77† † Schloss 1585

Beschreibung

Fahne mit liturgischem Text. Die Fahne wurde beim zweiten Feuerwerk, das anlässlich der sogenannten Jülicher Hochzeit 1585 zwischen Herzog Johann Wilhelm I. von Jülich-Kleve-Berg und Markgräfin Jakobe von Baden am 18. Juni auf dem Rhein aufgeführt wurde, in einem der beteiligten Boote von einer als Engel verkleideten Person mitgeführt. Die Fahne mit dem Beginn einer Antiphon ist auf einem der Kupferstiche von Hogenberg abgebildet, die die ausführliche, von Dietrich Graminäus verfasste Beschreibung der Hochzeitsfeierlichkeiten illustrieren.1) Über Material und Verbleib der Fahne ist nichts bekannt.

Nach Kupferstich von Hogenberg bei Graminäus.

Schriftart(en): Kapitalis. 2)

  1. DA PACEM D(OMI)NE IN DIEBUS NOSTRIS3)

Übersetzung:

Gib Frieden, Herr, in unseren Tagen.

Kommentar

Im Rahmen der Hochzeitsfeierlichkeiten wurden 1585 an mehreren Abenden große Feuerwerkspantomimen als Schiffsfeuerwerke auf dem Rhein und ein weiteres Feuerwerk am letzten Abend aufgeführt,4) deren technische Vorbereitung beim herzoglichen Büchsenmeister Johann Hermanns aus Kleve lag, deren Dramaturgie aber vermutlich Dietrich Graminäus entwickelt hatte.5) Am Abend des 18. Juni, dem Tag des Ringrennens, wurde angelehnt an den 3. Akt der Tragödie „Hercules furens“ von Seneca6) den anwesenden Fürsten und Herren ein Beispiel gegeben, wie ein Regent sein Amt zu führen und „er sich in vnd bey dem erstehenden vngefall vnd widerwertigkeit gegen seinen Feind vnd sonst jedermenlich zuverhalten haben sol“.7) Auf einem Floß kämpfte der mit einer Löwenhaut bekleidete und einer Keule bewaffnete Herkules gegen eine Hydra, die den die Weltkugel tragenden Atlas umschlungen hielt. Sie bewachte eine mit Ringmauern, Türmen und Schanzkörben befestigte, einer Burg ähnliche Hölle, in der sich unterschiedliche Teufelsgestalten zeigten und deren Pforte Cerberus schützte. Während Herkules mit der Hydra kämpfte, näherten sich zur Unterstützung auf einem Kahn Soldaten, um Atlas und die Welt zu befreien und die Hölle zu erstürmen. Als diese schließlich in einem großen Feuerwerk niederbrannte und die Macht des Bösen gebrochen war, näherte sich ein weiterer Kahn, auf dem ein Lobgesang auf den Sieg über den Teufel, die Erstürmung der Hölle und die Einschränkung ihrer Macht erklang. Zum Dank wurde die Antiphon „Da pacem Domine in diebus nostris, quia non est alius, qui pugnet pro nobis, nisi tu Deus noster“8) gespielt und gesungen. Im Bug dieses Kahns trug ein Engel die Fahne, auf der die ersten Worte der Antiphon standen.

Graminäus fügt seiner Beschreibung der Feuerwerkspantomime eine ausführliche Auslegung hinzu. Es sei abgebildet worden, wie Christus als Herr und Erlöser den Teufel überwunden, die Hölle zerstört und die Menschen von der Erbsünde befreit habe.9)

Anmerkungen

  1. Graminäus, Beschreibung, Kupferstich 25. Zu der Hochzeit selbst sowie der Beschreibung vgl. Kap. 2.1.5 der Einleitung. Die Kupferstiche liegen zudem in einer zweiten, wohl älteren Fassung vor, deren Abbildungen in Details von den bei Graminäus enthaltenen abweichen. Vgl. dazu ebd., Anm 161. Die bildliche Darstellung der Fahne (Stadtmuseum Düsseldorf, DV-26.1, koloriert) zeigt in dieser Fassung solche Unterschiede; die Inschrift fehlt.
  2. Nach der Abbildung auf dem Kupferstich war die Inschrift in Kapitalis ausgeführt. Die dort zu erkennenden Zeilenümbrüche und die Interpunktion wurden nicht übernommen.
  3. CAO III, Nr. 2090.
  4. Zu den Feuerwerkspantomimen Kat. Land im Mittelpunkt, S. 436–440, Nrn. G 4 f, i u. l (E[lse] R[ümmler]); Buschow, Auftakt, S. 121; Riemenschneider, Theatergeschichte, Bd. I, S. 43–56.
  5. Vgl. zur Vorbereitung der Feuerwerke Rümmler, Fürstlich Jülichsche Hochzeit, S. 51–53, u. v. Büren, Hochzeit, S. 309, dort auch die Angabe zur Beteiligung des Graminäus.
  6. Auf die Tragödie, insbesondere den 3. Akt, verweist Graminäus selbst: ders., Beschreibung, nicht paginiert; zum 18. Juni 1585.
  7. Ebd.
  8. Ebd.
  9. Zu den theologischen und konfessionell bedingten Deutungen der Feuerwerke und der gesamten Festinszenierung vgl. v. Büren, Hochzeit, 309–311.

Nachweise

  1. Graminäus, Beschreibung, nicht paginiert; zum 18. Juni 1585, u. Kupferstich 25.

Zitierhinweis:
DI 89, Stadt Düsseldorf, Nr. 77† (Ulrike Spengler-Reffgen), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di089d008k0007700.