Inschriftenkatalog: Stadt Düsseldorf
Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.
DI 89: Stadt Düsseldorf (2016)
Nr. 56 Wegberg-Kipshoven, Heiligkreuzkapelle 1. H. 16. Jh.
Beschreibung
Altaraufsatz. Ein dreigeteilter Schrein, Holz, geschnitzt, teilweise farbig gefasst und vergoldet. 18721) anlässlich einer Restaurierung von Wittlaer nach Wegberg-Kipshoven verkauft und vor der um 1879 erfolgten Neuaufstellung stark restauriert und verändert.2) Die Predella zeigt durchbrochene Laubwerkfelder; über zwei niedrigen Querfeldern vier quadratische Felder mit den Namen der beiden Heiligen (A, D) und den Nomina sacra in Form von Monogrammen (B, C) in einem einfachen Rahmen, unter den gegen Ende des 20. Jahrhunderts unsachgemäß reparierten Inschriften A und D jeweils ein zur Außenseite gelehnter, gespaltener Wappenschild. Die Monogramme sind durch den im 19. Jahrhundert davor angebrachten Tabernakel vollständig verdeckt. Darüber zwischen Säulen unter durchbrochenen Kielbögen und Blattwerkkämmen eingestellt die beiden vollplastischen Figuren des hl. Johannes des Täufers links und des hl. Remigius auf der rechten Seite, die beide aus dem zweiten Viertel des 14. Jahrhunderts stammen, sowie im überhöhten Mittelfeld thronend die Gottesmutter mit dem Kind auf dem Schoß, die um 1870 aus gebranntem Ton und farblich gefasst nach dem Vorbild der Gottesmutter auf dem Altarbild des Altars der Kölner Stadtpatrone im Kölner Dom von Stefan Lochner geschaffen wurde. Zwei seitliche Konsolen mit den aus dem 18. Jahrhundert stammenden Figuren der hll. Petrus und Paulus wurden ebenfalls erst im 19. Jahrhundert angebracht.3)
Die Monogramme nach der Abbildung bei Renard.
Maße: H. ca. 270 cm4); B. 167 cm; Bu. 4,9 cm (A, D).
Schriftart(en): Gotische Minuskel.
- A
joan(n)esa)
- B
ihs5)
- C
m(aria)
- D
remigiusb)
Plettenberg (?)6) |
Textkritischer Apparat
- a und n wurden bei einer jüngeren Reparatur vollkommen unsachgemäß durch han in modernen Buchstaben aus sehr dünnem Span ersetzt.
- Der linke Schaft des u wurde bei einer jüngeren, vollkommen unsachgemäßen Reparatur aus sehr dünnem Span ersetzt.
Anmerkungen
- PfA St. Remigius Wittlaer, Nr. 35 (Findbuch Nr. 426; Pfarrchronik), S. 233; der Verkauf erfolgte für 275 Reichstaler. Vgl. auch Renard, KDM Erkelenz u. Geilenkirchen, S. 23; Scheiermann, St. Remigius, S. 86; Clasen, Heiligkreuzkapelle, S. 12. Für die Auskunft, dass in dem für die Kapelle in Kipshoven zuständigen Pfarrarchiv zu dem Ankauf des Altares keine Unterlagen erhalten sind, danke ich recht herzlich Frau Hedwig Klein, Wegberg-Kipshoven.
- Clasen, Heiligkreuzkapelle, S. 12f., durch eine Kölner oder die Werkstatt der Gebrüder Kramer in Kempen.
- Vgl. zu der Beschreibung des Schreins und den Datierungen ebd., S. 13; auch Dehio, Handbuch, S. 545.
- Aufgrund der Höhe war nur eine ungenaue Messung möglich.
- Zu den unterschiedlichen Möglichkeiten, dieses Monogramm aufzulösen, s. Kap. 1 der Einleitung.
- Gespalten. Vielleicht Wappen der Familie von Plettenberg wie bei Fahne I, S. 333.
- Noch das Foto des Altares in der 2. Auflage der Rheinischen Kunststätten über „Die Heiligkreuzkapelle in Wegberg-Kipshoven“ aus dem Jahr 1986 (Clasen, Heiligkreuzkapelle) zeigt die ursprünglichen Buchstabenformen.
- Ebd., S. 13.
- So datiert Renard, KDM Erkelenz u. Geilenkirchen, S. 22, den Aufsatz. Vgl. ebenso Scheiermann, St. Remigius, S. 86.
Nachweise
- Renard, KDM Erkelenz u. Geilenkirchen, S. 22f.
Zitierhinweis:
DI 89, Stadt Düsseldorf, Nr. 56 (Ulrike Spengler-Reffgen), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di089d008k0005608.
Kommentar
In beiden Namensbeischriften wurde – wohl in den letzten Jahrzehnten7) – eine unsachgemäße Reparatur vorgenommen, indem vermutlich verlorene oder beschädigte Buchstaben bzw. Buchstabenteile durch dünnen Span, der sich teilweise leicht nach vorne umbiegt, in schlecht ausgeführten modernen Formen ersetzt wurden.
Nach Clasen ist das Schnitzwerk der Predella neugotisch.8) Die erhaltenen Buchstabenformen erregen jedoch keinen Verdacht und können durchaus aus der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts stammen.9)
Möglich erscheint, dass dieser Altaraufsatz auf dem 1223 geweihten Hochaltar (Nr. 15) der Wittlaerer Pfarrkirche St. Remigius gestanden hat.