Inschriftenkatalog: Stadt Düsseldorf
Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.
DI 89: Stadt Düsseldorf (2016)
Nr. 44 St. Lambertus 15. Jh.
Beschreibung
Gewölbemalerei in der Gewölbekappe des von Osten aus ersten Jochs des südlichen Chorumgangs. Die 1869 mit weiteren Malereien1) entdeckten Reste von Rankendekor, figürlichen Malereien und mit der Darstellung von Wappenschilden versehenen Schlusssteinen2) wurden um 1870 erstmals restauriert. Der heutige Zustand dieses Jochs zeigt Reste des ursprünglichen Rankendekors, neues Rankendekor aus dem Jahr 1972, in dem die Ranken auf alle Seitenschiff- und Umgangsjoche übertragen wurden, sowie den Adler als Symbol für den Evangelisten Johannes mit einem Schriftband mit Namensbeischrift, verblasst in Schwarz auf beige-grauem Grund, und im Schlussstein das Wappen Herzog Wilhelms I. von Berg († 1408).3) Weitere figürliche Darstellungen im dritten Joch des südlichen Chorumgangs, die den hl. Jakobus den Älteren und einen eine Monstranz haltenden Arm zeigen, tragen keine Inschriften. Spuren weiterer Apostel- und Evangelistendarstellungen sind nicht oder nicht mehr vorhanden.
Schriftart(en): Gotische Minuskel mit Versal. 4)
· Iohannes ·a)
Berg-Ravensberg |
Textkritischer Apparat
- Ob vor dem Namen noch ein „s“ für „sanctus“ gestanden hat, ist nicht mehr zu entscheiden. Vor und hinter dem Namen ist schwach ein Zierelement zu erkennen.
Anmerkungen
- Vgl. dazu unter Nrn. 39 und 49 sowie die Angaben über die farbliche Fassung der Kapitelle, Dienste und Rippen sowie die Gestaltung der Schlusssteine bei Strauven, Wandmalereien, S. 3; Nußbaum, St. Lambertus, S. 9; Richartz, Ausstattung, S. 113–115.
- Zu den Schlusssteinen vgl. die ausführliche Darstellung bei Heppe, Bedeutung.
- Vgl. dazu ebd., S. 87.
- Maßangaben konnten nicht ermittelt werden.
- Vgl. Kap. 2.1.1 der Einleitung.
- Vgl. z. B. Lepel, in: Clemen, Gotische Monumentalmalereien, S. 324; Nußbaum, St. Lambertus, S. 9; Richartz, Ausstattung, S. 113.
- So schon Strauven, Wandmalereien, S. 3, vgl. ausführlich Heppe, Bedeutung, bes. S. 95.
- Heppe, Bedeutung, S. 97.
- Feld, Ranken, S. 288, die Zitate ebd.
- Ich danke herzlich Frau Dr. Helga Giersiepen, Bonn, die das Vergleichsmaterial zur Verfügung stellte.
- Feld, Ranken, S. 287, das Zitat ebd.
Zitierhinweis:
DI 89, Stadt Düsseldorf, Nr. 44 (Ulrike Spengler-Reffgen), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di089d008k0004405.
Kommentar
Der paläographische Befund wird durch die geringe Zahl an Buchstabenformen und den Erhaltungszustand sehr beeinträchtigt. Soweit erkennbar wurden die für die gotische Minuskel typischen Formen verwendet. Der Versal ist ohne Zierelemente schlicht ausgeführt, das a ist zweistöckig; der Balken des e ist zu einem kurzen Schrägstrich reduziert. Bei s sind der obere Teil des gebrochenen oberen Bogens und der untere Teil des gebrochenen unteren Bogens waagerecht. Die Gestaltung der Oberlänge bei h ist nicht zu erkennen.
Die farbliche Ausgestaltung des um 1394 neugestalteten Kirchenraumes5) wurde bis in die achtziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts auf das Ende des 14. Jahrhunderts datiert,6) die Fertigstellung der Schlusssteine von Heppe aufgrund der von ihm eindeutig identifizierten Wappendarstellungen auf die Jahre zwischen 1405 und 1408.7) Die dekorativen Gewölbemalereien sind nach Heppe noch gegen Ende des 14. Jahrhunderts möglich, die Erstellung der figürlichen Darstellungen setzt er allerdings „eher in das erste Jahrzehnt des 15. Jahrhunderts“.8) Eine deutlich jüngere Datierung hat jedoch Feld 1989 für den Rankendekor, aber auch erhaltene Teile der figürlichen Darstellungen vorgenommen. Sie zieht einen allerdings nicht detailliert ausgeführten Vergleich mit Malereien in anderen Kirchen der vereinigten Herzogtümer Jülich-Berg bzw. später Jülich-Kleve-Berg, die Ähnlichkeiten zu den Malereien in St. Lambertus aufweisen. Diese Ähnlichkeiten setzt sie in Bezug zur politischen Entwicklung mit der Vereinigung von Jülich und Berg 1423 und der weiteren Vereinigung dieser Länder mit Kleve-Mark, die durch die Heirat der beiden Erben 1510 und die1511 und 1521 eintretenden Erbfälle vollzogen wurde. Sie datiert daher die Gewölbemalereien in St. Lambertus auf „frühestens um 1500“. Im weiteren Verlauf gelangt sie unter Einbeziehung der Wappendarstellungen in den Schlusssteinen, aber ohne weitere Angaben dazu, zu einer „Datierung um 1510 unter Herzog Wilhelm IV. von Jülich-Berg und Ravensberg“.9) Der paläographische Befund schließt zwar eine solche Spätdatierung nicht zwingend aus, deutet aber doch sehr viel mehr auf eine frühere Entstehung der Inschrift zumindest im 15. Jahrhundert hin. Dies bestätigt auch ein Vergleich mit den um 1518 ausgeführten Inschriften im Gewölbe der Kreuzherrenkirche (Nr. 48) sowie den auf 1510 datierten, gitterartigen Inschriften im Gewölbe der ehemaligen Kartäuserkirche St. Barbara in Köln,10) zu deren charakteristischen Schriftmerkmalen neben anderen verzierte Versalien, s mit nach unten bzw. oben geführtem letzten Teil der gebrochenen Bögen und abschließendem Zierstrich und e mit gut sichtbaren, zu einem langen Schrägstrich reduzierten Mittelbalken zählen. Die Inschrift wurde daher ohne weitere Eingrenzung auf das 15. Jahrhundert datiert.
Die ab ca. 1970 durchgeführten Arbeiten an den Malereien in den Gewölbekappen dienten der Konservierung der erhaltenen Reste, bei der keine Übermalungen und Ergänzungen vorgenommen wurden. Die Übertragungen der Ranken auf die übrigen Joche erfolgten in der Weise, dass durch deren „helle, zurückhaltende Farbigkeit“ ihre Entstehung im Zuge der Restaurierung erkennbar ist.11)