Inschriftenkatalog: Stadt Düsseldorf
Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.
DI 89: Stadt Düsseldorf (2016)
Nr. 34† Kreuzherrenkirche 1490, 1498
Beschreibung
Grabplatte für den bergischen Hofmeister Bertold von Plettenberg und seine Witwe Irmgard, geborene von Nesselrode; gelegen beim Marienaltar.1) Die Sammlung Redinghoven enthält in Aufzeichnungen über Inschriften in der Kreuzherrenkirche eine Zeichnung der Platte und den Wortlaut der Inschriften. Auf der Platte in den vier Ecken die Ahnenprobe des Bertold; am äußeren Rand verläuft, beginnend links oben im Uhrzeigersinn, der Sterbevermerk mit Fürbitte für Bertold (A), nach innen durch zwei Linien begrenzt. In dem dadurch gebildeten Mittelfeld, ebenfalls links oben beginnend und im Uhrzeigersinn verlaufend, der Sterbevermerk für Irmgard und eine Fürbitte für beide Eheleute (B), nach innen begrenzt durch eine einfache Linie (ein eingetieftes Feld andeutend?). In der Mitte ein durch zwei Linien begrenztes Feld mit den beiden gegeneinander gelehnten Wappen der Eheleute unter gemeinsamer Helmzier; über und unter diesem Feld je zwei Wappen der vierfachen Ahnenprobe der Irmgard. Die Wappendarstellungen erfolgten ohne Namensbeischriften.2) Das Material ist unbekannt. Ob die Platte bereits in Folge der Überschwemmung des Jahres 1784 verloren ging oder im Zuge der Räumung und Profanierung der Kirche entfernt worden ist, konnte nicht geklärt werden.3)
Nach Redinghoven.
- A
Int iaer ons heren MCCCCXC /4) des XXI daichs ianuarii starff der veste en froeme Bartolt van Plettenberch / haeffmeister des vromen / ind hogeboren fursten ind heren hertoughe van dem Berghe bidt vor die ziel
- B
Int iaer ons heren M / CCCCXCVIII op donnerstag na druitzein dach starff de frome frawe Eyrmgardt van Nesselrad wedewe / ende huysfrauwe des vesten / ind froemen Bartoldt van Plettenbergh haefmeister der beider siellen allemachtige goed genedich sy amena)
Datum: 11. Januar 1498 (B).
Plettenberg5), Nesselrode6) | |
Plettenberg | Hörde7) |
leer8) | Bobbe9) |
Nesselrode | Gemen10) |
Landsberg11) | Horn12) |
Textkritischer Apparat
- Bei van Spaen fehlt A. Bei B verzeichnet er lediglich A(nn)o 1498 op Donnersdach na … starf die Vrome Vrowe Ergardt van Nesselraedt, weduwe Bertolts van Plettenberg hofmeisters und die vierfache Ahnenprobe der Irmgard.
Anmerkungen
- BSBM, Cgm 2213 (Slg. Redinghoven), Bd. 24, fol. 202v: „Gegen vnser L. Frawen altar“.
- Redinghoven hat nur für das Wappen der Familie Nesselrode den Namen hinzugefügt; v. Spaen nennt lediglich die Namen zur Ahnenprobe der Ehefrau.
- Zu den Schäden an den Gräbern, Grabplatten und Epitaphen in der Kreuzherrenkirche vgl. oben in Kap. 2.1.2 der Einleitung.
- Da die Felder für die einzelnen Textpassagen genau verzeichnet sind, können Seitenwechsel bei den um den Rand verlaufenden Inschriften angegeben werden.
- Fahne I, S. 333; Schleicher, Slg. Oidtman, Bd. 12, S. 136.
- Fahne I, S. 302; Schleicher, Slg. Oidtman, Bd. 11, S. 262; Müller-Westphal, Wappen, S. 634.
- Fahne, Westph. Geschlechter, S. 220; v. Spießen, Wappenbuch, Bd. 1, S. 71 u. Bd. 2,1, Tafel 171.
- Im BSBM, Cod. icon. 318 (Bruderschaftsbuch des Hubertusordens), fol. 41r, in der Ahnenprobe an dieser Stelle das Wappen der Familie Letmathe in der Grafschaft Mark, das hier angebracht gewesen sein dürfte. Zu dem Wappen Fahne, Westph. Geschlechter, S. 272; v. Spießen, Wappenbuch, Bd. 1, S. 80 u. Bd. 2,2, Tafel 194.
- Ebd., Bd. 1, S. 14 u. Bd. 2,1, Tafel 35.
- Fahne, Westph. Geschlechter, S. 168; v. Spießen, Wappenbuch, Bd. 1, S. 58 u. Bd. 2,1, Tafel 139.
- Fahne I, S. 238; Schleicher, Slg. Oidtman, Bd. 9, S. 265; v. Spießen, Wappenbuch, Bd. 1, S. 78 u. Bd. 2,2, Tafel 190.
- Mit 3 (2:1 gestellten) Hörnern wie bei Schleicher, Slg. Oidtman, Bd. 8, S. 678. Nicht wie Fahne I, S. 173 u. v. Spießen, Wappenbuch, Bd. 1, S. 73 u. Bd. 2,2, Tafel 177; beide mit einem Horn im Schild.
- BSBM, Cod. icon. 318 (Bruderschaftsbuch des Hubertusordens), foll. 40v–41r; zu den Brudermeistern ebd., fol. 17v. Vgl. Lahrkamp, Beiträge, S. 17, 27 u. 31.
- Schon bei der Ahnenprobe der Irmgard war ihm die Darstellung des Wechselzinnenbalkens im Wappen der Familie Nesselrode so misslungen, dass er den Schild mit Wappenbild neben der Zeichnung der Platte noch einmal sorgfältig abgebildet hat (BSBM, Cgm 2213 [Slg. Redinghoven], Bd. 24, fol. 202v).
- Vgl. ausführlich und mit zahlreichen Nachweisen Huck, Haus Herl, S. 10–11; außerdem v. Below, Landtagsakten, Bd. 1, S. 178; Redlich, Kirchenpolitik, Bd. 2,2, S. 391; Niederau, Bemerkenswertes, S. 228f.; Franz Josef Burghardt, Die Höfe in Brück bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts, in: Unser Brück 4 (1998), S. 11–61, 21; Wilhelm Classen, Burg und Amt Lülsdorf unter den Herzögen von Berg, in: Lülsdorf am Rhein, hg. von Heinrich Olligs, Köln 1952, Sp. 189–274, 201–203 u. 269; Lahrkamp, Beiträge, S. 20; Schleicher, Slg. Oidtman, Bd. 12, S. 140, zur Familie von Plettenberg ebd., S. 136–150. Zu Bertold vgl. auch das Material in LAV NRW R, Jülich-Berg I, Nr. 88 (Abrechnungen als Hofmeister) u. Nr. 108 (u. a. zur Heirat).
Nachweise
- BSBM, Cgm 2213 (Slg. Redinghoven), Bd. 24, fol. 202v.
- Den Haag, Hoge Raad van Adel, Coll. Spaen, Nr. 74 B, fol. 229r (nur B, unvollständig u. fehlerhaft).
- LAV NRW R, Hss. M X 3, fol. 80v (nach van Spaen).
- Schleicher, Slg. Oidtman, Bd. 12, S. 137 u. 142.
Zitierhinweis:
DI 89, Stadt Düsseldorf, Nr. 34† (Ulrike Spengler-Reffgen), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di089d008k0003408.
Kommentar
Die Ahnenproben beider Eheleute sind auch im Bruderschaftsbuch des Jülicher Hubertusordens überliefert, dem beide Eheleute angehörten und in dem Bertold das Amt eines Brudermeisters innehatte.13) Sie stimmen mit den Angaben Redinghovens überein. Allerdings hat Redinghoven, wohl weil er bei der Skizzierung der Wappenbilder Schwierigkeiten mit dem Platz hatte, in den Schild der Familie Letmathe nicht das detaillreiche Wappenbild gezeichnet.14)
Bertold von Plettenberg, Sohn des Bertold von Plettenberg und der Leneke von Hörde, gehörte zur Ritterschaft im Herzogtum Jülich und ist ab 1461 als Hofmeister belegt. Er verfügte über umfangreiche Besitzungen im Herzogtum Jülich und im Herzogtum Berg, die es ihm 1453 ermöglichten, von Herzog Gerhard gegen 400 Gulden den Gräfenhof zu Brück und 1456 gegen 2180 oberrheinische Gulden Schloss und Amt Lülsdorf in Pfandschaft zu nehmen. Zudem war er ab 1464 Amtmann zu Heimbach. Im Namen des Herzogs schlichtete er 1469 die Fehde zwischen Erzbischof Ruprecht von Köln und Johann von Palant, Herrn zu Wildenburg. 1486 erwarb er das bergische Lehen Herl bei Merheim mit Zubehör. Bereits 1479 hat er im Kloster Altenberg eine Memorie gestiftet und zählte mit seiner Gemahlin Irmgard, Tochter des bergischen Landdrosten Johann von Nesselrode und der Katharina von Gemen, die er 1471 geehelicht hatte, zu den Wohltätern des Klosters Bödingen.15)