Inschriftenkatalog: Stadt Düsseldorf

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 89: Stadt Düsseldorf (2016)

Nr. 32† St. Lambertus, Schatzkammer um 1470

Beschreibung

Borte auf zwei Dalmatiken der sogenannten Flämischen Kapelle.1) Clemen hat die Dalmatiken 1894 in einem heute nicht erhaltenen Zustand beschrieben, der auch durch ein älteres Foto einer der beiden Dalmatiken dokumentiert ist.2) Die Borte war zu Clemens Zeit auf „silberdurchwirktem Lyoner drap d’argent aus dem 17. Jh.“3) aufgelegt. Auf dem Teil der Borte, mit dem die Ärmel besetzt waren, waren nach Clemen die Nomina sacra A und B zu sehen; auf dem Foto ist auf beiden Ärmeln Borte mit Inschrift A zu erkennen. Demnach waren die Inschriften oben und unten von je drei Blüten und Sternen gerahmt, darunter das Wappen von Jülich-Berg-Ravensberg. Nach Clemen war auf dem Ärmelbesatz auch das Wappen von Sachsen-Lauenburg eingestickt, das auf dem erhaltenen Foto nicht zu sehen ist. Wahrscheinlich befand es sich ebenso wie B auf der Borte der Rückseite, von der keine Aufnahme vorliegt. Dass die Borte auf beiden Dalmatiken auf Vorder- und Rückseite in entsprechender Weise angebracht war, kann vermutet werden, ist aber nicht gesichert.

Erhalten sind lediglich die heute auf modernen Seidenstoff aufgenähten, in Lasurstickerei gefertigten Längsstäbe der Dalmatiken, die schon zur Zeit Clemens beschnitten waren. Auf den inschriftlosen Stäben je drei Figuren unter Baldachinen, in den Querriegeln unter zwei Bögen mit Mittelsäule die Wappen von Jülich-Berg-Ravensberg und Sachsen-Lauenburg. Ob die die Inschriften tragende Borte ursprünglich zu den Stäben gehörte oder diese erst bei der Umarbeitung im 17. Jahrhundert wegen der Übereinstimmung der Wappen zusammengefügt wurden, lässt sich nicht klären. Es scheint wahrscheinlich, dass die Borte entfernt wurde, als die Stäbe zu Anfang des 20. Jahrhunderts4) von dem Stoff des 17. Jahrhunderts auf den modernen Stoff übertragen wurden.

Nähere Angaben über die Ausführung und die Maße der Borte auf den Ärmeln erlaubt das erhaltene Foto nicht, die Borte ist jedoch schmaler als die Längsstäbe.

Inschrift A nach Foto RBA Nr. 044565; Inschrift B nach Clemen.

Schriftart(en): Gotische Minuskel.

  1. A

    ihesus

  2. B

    maria

Wappen:
Jülich-Berg-Ravensberg, Sachsen-Lauenburg

Kommentar

Die Wappen weisen auf Herzog Gerhard II. von Jülich-Berg (geb. um 1417, Herzog ab 1437, verst. 1475) und seine 1473 verstorbene Gemahlin Sophie von Sachsen-Lauenburg5) als Stifter der Kapelle hin. Dazu passt auch die stilistische Einordnung der erhaltenen Stäbe, die um 1470 in Flandern oder Brabant6) entstanden bzw. gegen Ende des 15. Jahrhunderts aus Flandern importiert worden sein sollen.7) Die Datierung der Borte um 1470 stützt sich aber nicht nur auf die Wappen und die Verbindung zu den Stäben, sondern wird bestätigt durch die deutliche Ähnlichkeit mit einer auf die zweite Hälfte des 15. Jahrhunderts datierten Borte, die die Nomina sacra in Blau zwischen Rahmen aus Sternen und Blüten und jeweils abwechselnd mit Wappenschilden, hier allerdings mit den Arma Christi, zeigt.8)

Anmerkungen

  1. Zur heute in der Schatzkammer von St. Lambertus aufbewahrten Flämischen Kapelle ausführlich Peters, Ausstattung, S. 154–161; Kat. Frommer Reichtum, Nr. 420, S. 398f. (K[arl] B[ernd] H[eppe]); Kat. Land im Mittelpunkt, S. 345, Nr. C 13 (I[rene] M[arkowitz]).
  2. RBA Nr. 044 565.
  3. Clemen, KDM Düsseldorf, S. 49, Nr. 30. Zur Flämischen Kapelle und diesem Stoff des 17. Jahrhunderts auch Bock, Geschichte, Bd. 1, S. 270f., der die Inschriften auf der Borte aber nicht erwähnt.
  4. Kat. Frommer Reichtum, Nr. 420, S. 398f. (K[arl] B[ernd] H[eppe]), S. 398 zum Alter des heutigen Stoffes.
  5. Vgl. zu ihnen Heinrich Neu, Art. Gerhard VII., in: NDB 6 (1964), S. 267f.; G[regor] H[övelmann], Gerhard II., um 1417 – 19. 8. 1475, in: Kat. Land im Mittelpunkt, S. 342f.
  6. So Kat. Frommer Reichtum, Nr. 420, S. 398f. (K[arl] B[ernd] H[eppe]), S. 399.
  7. Dazu Reichert, Stickereien, S. 69f. u. S. 107f. Ausführlichere Darstellungen zur Technik sowie den Vorlagen in der Malerei finden sich z. B. ebd., S. 55–71; Peters, Ausstattung, S. 157–161, sowie knapper bei Heppe in Kat. Frommer Reichtum, Nr. 420, S. 398f.
  8. Bombek/Sporbeck, Bortenweberei, Nr. 81, S. 178f.

Nachweise

  1. RBA Nr. 044 565 (Foto).
  2. Clemen, KDM Düsseldorf, S. 49, Nr. 30.

Zitierhinweis:
DI 89, Stadt Düsseldorf, Nr. 32† (Ulrike Spengler-Reffgen), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di089d008k0003202.