Inschriftenkatalog: Stadt Düsseldorf

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 89: Stadt Düsseldorf (2016)

Nr. 22† St. Lambertus vor 1397

Beschreibung

Kopf- oder Büstenreliquiar. Nach der Beschreibung im ältesten Verzeichnis des Schatzes an St. Lambertus von 1397 wird es als silbernes Haupt beschrieben,1) das mit 20 Steinen und vier Perlen sowie einem Kranz oder einer Kette aus weiteren Perlen und Steinen geschmückt war. Es enthielt das Haupt der hl. Lucia. Auf dem Reliquiar befand sich, vermutlich im unteren Bereich, die Stifterinschrift (A). In einem jüngeren Schatzverzeichnis von 1437 ist das Haupt ebenfalls verzeichnet. Dort wird die Stifterinschrift nicht aufgeführt, aber die Namensbeischrift (B) erwähnt, die auf der Brust des silbernen Hauptes angebracht war.2) Vermutlich im Juni 1543 während des Geldrischen Erbfolgestreits beschlagnahmt.

Nach LAV NRW R, Stift Düsseldorf, Rep. u. Hss. 4, fol. 6v (A); ebd., foll. 136v u. 144r (B).

  1. A

    Fr(ater) Henric(us) de Molenheym me fieri fecit

  2. B

    Sancta Lucia

Übersetzung:

Bruder Heinrich von Mülheim hat mich anfertigen lassen. (A)

Kommentar

Die Angaben über das Reliquiar finden sich nur in den Verzeichnissen des 14. und 15. Jahrhunderts, die Reliquie bzw. Teile des Hauptes der Heiligen werden auch in den Reliquienverzeichnissen des 17. Jahrhunderts noch aufgeführt.3) Mit dem in der Auflistung der 1543 beschlagnahmten Stücke des Kirchenschatzes4) genannten silbernen Brustbild der hl. Lucia5) ist somit wahrscheinlich dieses Reliquiar bezeichnet worden. Das Haupt der Lucia war dem Düsseldorfer Stift im Mai 1393 von Abt und Konvent des Klosters Altenberg aus Dankbarkeit gegenüber Herzog Wilhelm I. überlassen worden.6) Der Erwerb der Reliquie diente wie der zahlreicher weiterer Reliquien dem Vorhaben des Herzogs, den Reliquienschatz der Düsseldorfer Stiftskirche, an der er 1392 eine große Zahl neuer Kanonikate und Dignitäten gestiftet hatte und an der zur selben Zeit umfangreiche Baumaßnahmen durchgeführt wurden, zu vergrößern.7)

Heinrich de Molenheym, wohl aus dem heutigen (Köln-)Mülheim am Rhein,8) konnte bislang weder in den Quellen zu Altenberg noch zum Düsseldorfer Stift nachgewiesen werden.

Anmerkungen

  1. LAV NRW R, Stift Düsseldorf, Rep. u. Hss. 4, fol. 6v.
  2. Ebd., foll. 136v u. 144r: „in pectore eiusdem capitis argentei est insculptum“. Die Beschreibung von 1437 in Latein weist so große Übereinstimmungen mit der in deutscher Sprache verfassten Beschreibung des älteren Verzeichnisses auf, dass es sich eindeutig um dasselbe Reliquiar handelt.
  3. PfA St. Lambertus Düsseldorf-Altstadt, Akten 477 im vorderen, nicht paginierten Teil und in dem ebenfalls in der Akte befindlichen Verzeichnis von 1667, p. 8.
  4. Vgl. dazu Kommentar Nr. 21.
  5. PfA St. Lambertus Düsseldorf-Altstadt, Akten 747, Fasc. 1a, p. 2.
  6. Schleidgen, UB St. Lambertus, Nr. 112.
  7. Vgl. dazu Brzosa, Geschichte, S. 89–94 u. 502–504.
  8. Vgl. dazu die Eintragungen im Register im Urkundenbuch der Abtei Altenberg, bearb. von Hans Mosler, Bd. 1: 1138–1400 (Urkundenbücher der geistlichen Stiftungen des Niederrheins 3), Bonn 1912, S. 839 u. 841.

Nachweise

  1. LAV NRW R, Stift Düsseldorf, Rep. u. Hss. 4, fol. 6v (A; 1397); foll. 136v u. 144r (B; 1437).
  2. PfA St. Lambertus Düsseldorf-Altstadt, Hss. 13, fol. 126r (A; Abschrift des Verzeichnisses von 1397).
  3. Aders, Geschichte, S. 22 (A).

Zitierhinweis:
DI 89, Stadt Düsseldorf, Nr. 22† (Ulrike Spengler-Reffgen), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di089d008k0002205.