Inschriftenkatalog: Stadt Braunschweig von 1529 bis 1671

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 56: Stadt Braunschweig II (2001)

A3, Nr. 356A† Dom St. Blasii nach 1514

Beschreibung

Epitaph des Herzogs Heinrich d. Ä. von Braunschweig-Lüneburg. Über die Gestaltung und den Verbleib des Epitaphs ist nichts bekannt.

Herzog Heinrich d. Ä. von Braunschweig-Lüneburg wurde am 24. Juni 1463 geboren. Während seiner Regierungszeit war er darum bemüht, die politische Eigenständigkeit der Städte in seinem Herrschaftsgebiet zugunsten einer stärkeren Territorialpolitik einzuschränken; besonders gilt dies auch in Bezug auf die Stadt Braunschweig, gegen die er 1492/93 militärisch vorging – allerdings ohne Erfolg. Bei dem Versuch, die Butjadinger dem Erzstift Bremen zu unterwerfen, dessen Koadjutor Heinrichs Sohn Christoph seit dem Jahr 1500 war, starb er am 23. Juni 1514 während der Belagerung der Burg Leerort durch einen Kopfschuss. Er wurde im Braunschweiger Dom beigesetzt.1)

Inschrift nach Rehtmeier.

  1. Salvifico a partu sinuosum mille per orbem Annis quingentis bis septem jamque peractis Cum pia concelebrat solenni Ecclesia ritu Baptistae sacri clarissima justa Johannis Hinricus Senior bello imperterritus heros Brunsvigae illustris Dux Luneburgicus atque Consultor bonus et numerosa prole beatus Ortum dum castrum dura obsidione premebatPer caput auricomum trajectus glande volucriFlammiferi saxi Frisiis occumbit in agrisBrunsvigae in templo Blasii requiescit avitoCorpus ac inventa est superis anima illius astris

Übersetzung:

Seit der Geburt des Erlösers waren schon 1514 Jahre über die gekrümmte Welt hinweggegangen, als die fromme Kirche des heiligen Johannes des Täufers in feierlichem Ritus eine hochberühmte Totenfeier beging: Heinrich d. Ä., ein im Krieg unerschrockener Held, berühmter lüneburgischer Herzog von Braunschweig, ein guter Ratgeber und durch eine zahlreiche Nachkommenschaft beglückt, starb, als er die Festung Leerort durch eine harte Belagerung unter Druck setzte, durchbohrt von einer fliegenden Kugel aus glühendem Gestein durch das goldgelockte Haupt, in friesischen Landen. In der von den Vätern begründeten Kirche St. Blasii in Braunschweig ruht der Körper, aber seine Seele findet sich in den Sternen des Himmels.

Versmaß: Hexameter.

Anmerkungen

  1. Zur Biographie vgl. NDB, Bd. 8, S. 350.

Nachweise

  1. Rehtmeyer, Kirchen-Historie, Teil 1, Beilage S. 94.

Zitierhinweis:
DI 56, Stadt Braunschweig II, A3, Nr. 356A† (Sabine Wehking), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di056g009a30356A6.