Inschriftenkatalog: Stadt Braunschweig von 1529 bis 1671

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 56: Stadt Braunschweig II (2001)

Nr. 1181 St. Petri 1671

Beschreibung

Grabplatte des Henning Steding. Sandstein. Die hochrechteckige Platte lag früher im Chor vor dem Hochaltar, heute steht sie außen an der südlichen Kirchenwand. Oben auf dem Stein ein rundes Feld mit einem Vollwappen darin. Darunter verlaufen die eingehauenen Inschriften A und B zeilenweise über den Stein.

Maße: H.: 228 cm; B.: 127 cm; Bu.: 3–3,5 cm.

Schriftart(en): Kapitalis mit Versalien und Minuskeln (A), Fraktur und Kapitalis (B).

Sabine Wehking [1/1]

  1. A

    SISTE GRADUM VIATOR / HEIC / SITae SUNT EXUVIae / VIRI / REVERENDI ET CLARISSIMI / D(OMINI) M(AGISTRI) HENNINGJ STEDINGY / HUIUS ECCLESIae PETRINae PASTORIS / ET MINISTERY SENIORIS DIGNISSIMI / BRUNSVIGae A(NNO) M D XCUIII D(IE) XX SEPTEMBRIS / PATRE D(OMINO) M(AGISTRO) ERHARDO STEDINGIO / EJUSD(EM) ECCLESIae PASTORE ET MINISTERY SENIORE / MATRE VERO ELISABETA SCHAPER NATI / PIETATE DOCTRINA ET INTEGRITATE PRaeSTANTIS / QVI FIDELIS ANIMARUM CUSTOS / IN VERA CHRISTI AGNITIONE DEBITUM NATURae / PERSOLVIT D(IE) XXII DECEMBRIS A(NNO) M D CLXXI / ET ANIMA SUA CUSTODITA IN FASCICULO VIVENTIUM / CORPORE AUTEM HOC TUMULO HONORIFICE CONDITO / CUM OMNIBUS SANCTIS GLORIOSAM RESURRECTIONEM / EXPECTAT / JTA SENEX SEPTUAGENARIUS / SERVUS DEI FIDELISSIMUS / OMNIBUS VITae VIRIBUS ENERVATUS / MORTE EXTINCTUS VITAM aeTERNAM / ET CURARUM OMNIUM REQUIEM ADSECUTUS / ERGO VIATOR / AETERNAM TANDEM QVI GAUDES VIVERE VITAM / DISCE MORI

  2. B

    PSALM LXXXIV U XI / Ich will lieber der thür hüten in meines Gottes / hause den lange wohnen in der gottlosen hütten 1)

Übersetzung:

Verweile, Wanderer. Hier liegen die Gebeine des ehrwürdigen und hochberühmten Mannes, des Herrn Magister Henning Steding, Pastor an dieser Kirche St. Petri und überaus würdiger Senior des (Geistlichen) Ministeriums. Er wurde in Braunschweig am 20. September des Jahres 1598 geboren, sein Vater war Herr Magister Erhard Steding, Pastor an derselben Kirche und Senior des (Geistlichen) Ministeriums, seine Mutter aber Elisabeth Schaper. Er zeichnete sich aus durch Frömmigkeit, Gelehrsamkeit und Redlichkeit. Er löste als treuer Wächter über die Seelen

in wahrer Erkenntnis Christi die Schuld der Natur ein am 22. Dezember des Jahres 1671, und während seine Seele bewahrt ist im Bündelchen der Lebenden, der Körper aber unter diesem Grabhügel ehrenvoll bestattet ist, erwartet er mit allen Heiligen die ruhmvolle Auferstehung. So wurde der siebzigjährige Greis, der treueste Diener Gottes, an allen Kräften des Lebens geschwächt, durch den Tod ausgelöscht und hat das ewige Leben und Ruhe von allen Sorgen erlangt. Also, Wanderer, der du froh bist, schließlich ein ewiges Leben zu leben, lerne zu sterben! (A)

Versmaß: Ein Hexameter und der Beginn eines weiteren am Ende von A.

Wappen:
Steding2)

Kommentar

Henning Steding war der Sohn des Pastors an St. Petri, Erhard Steding (vgl. Nr. 859), und der Elisabeth Schaper. Nach dem Schulbesuch in Braunschweig und Halle immatrikulierte er sich im Jahr 1618 an der Universität Wittenberg, im Jahr darauf setzte er seine Studien in Rostock fort und kehrte 1622 nach Wittenberg zurück, wo er 1622 den Magistertitel erwarb. Im Jahr 1623 immatrikulierte er sich an der Universität Helmstedt,3) nahm aber schon im folgenden Jahr eine Stelle als Konrektor in Uelzen an. Dort wurde er noch im selben Jahr Rektor und heiratete 1625 Katharina Bohnsack, die Witwe eines Uelzener Kaufmanns. Im Jahr 1629 trat er als Prediger in den Dienst der Herren von Bartensleben und war in dieser Funktion bis zu seiner Berufung auf die Pastorenstelle an der Petrikirche in Braunschweig im Jahr 1637 tätig. Henning Steding übernahm dort das Amt seines kurz zuvor verstorbenen Vaters, das er bis zu seinem Tod ausübte. Im Jahr 1657 starb Katharina Bohnsack (vgl. Nr. 1077); in zweiter Ehe heiratete Henning Steding kurz darauf Anna Sophia Grotejan, die 1665 verstarb (vgl. Nr. 1129), und in dritter Ehe 1667 Margaretha Bartram, die 1670 starb.4)

Anmerkungen

  1. Ps. 84,11.
  2. Wappen Steding (hausmarkenähnliches Zeichen H80, darüber ein Vogel).
  3. Henning Steding wurde bereits 1611 in die Matrikel Helmstedt eingetragen (Bd. 1, S. 214, Nr. 25). Matrikel Rostock, Bd. 3, S. 32, Nr. 43. In der Matrikel Wittenberg ist Steding nicht verzeichnet, die Angabe folgt der Leichenpredigt, Roth, Auswertungen, Nr. 8373.
  4. Die biographischen Angaben nach der Leichenpredigt, ebd.

Nachweise

  1. Sammlung Sack, Nr. 141, p. 58f., p. 85f. u. p. 103 (Zeichnung).

Zitierhinweis:
DI 56, Stadt Braunschweig II, Nr. 1181 (Sabine Wehking), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di056g009k0118106.